Region (lea) – Ins Wasser springen, losschwimmen, Spaß haben – klingt banal, ist aber keine Selbstverständlichkeit (mehr). Eine Umfrage im Auftrag der DLRG hat unlängst ergeben, dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können: Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter verdoppelt. Derzeit ist jedes fünfte Kind betroffen. Ein Problem mit Ankündigung. Denn schon die Pandemie erschwerte den Zugang zu Schwimmunterricht für die Kleinsten. Jetzt mangelt es auch noch an Schwimmausbildern. Durch Energiesparmaßnahmen fehlen außerdem Wasserflächen. Die Folge: Schwimmkursplätze sind rar. Wie ihr trotzdem einen Kursplatz ergattern könnt und was Eltern unbedingt beachten sollten, weiß Luca Wernert. Er leitet die Verbandkommunikation der DLRG Bezirk Karlsruhe.
Was sich schon lange ankündigt, lässt sich jetzt auch durch Zahlen nachweisen: Die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung lässt nach. Eine repräsentative Forsa-Studie im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hat ergeben, dass aktuell 37 Prozent der Grundschüler kein Schwimmabzeichen besitzen. Nicht einmal das Seepferdchen. Daher geht die DLRG davon aus, dass am Ende der Grundschule sechs von zehn Kindern keine sicheren Schwimmer sind.
Aber was sind sichere Schwimmer? Luca Wernert, Leiter der Verbandkommunikation der DLRG Bezirk Karlsruhe kennt die Antwort: „Das Seepferdchen reicht nicht.“ Erst ab dem Schwimmabzeichen in Bronze oder Silber könne von einem sicheren Schwimmer gesprochen werden. Ein Abzeichen in Bronze kann aktuell knapp jedes vierte Kind vorweisen. Nur drei Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen hat bereits das goldene Abzeichen absolviert. Obwohl der „sichere Schwimmer“ klar umrissen ist, falle es vielen Eltern schwer, ihr Kind richtig einzuschätzen, mahnt die DLRG. Mehr als die Hälfte der Eltern stuft ihr Kind derzeit als sicheren Schwimmer ein. Und das, obwohl die Anzahl an absolvierten Abzeichen eine andere Sprache spricht.
Während der Pandemie fand lange Zeit keine Schwimmausbildung statt. Der klassische Schwimmunterricht in den Schulen fiel aus, Kurse der DLRG und anderer Anbieter wurden abgeblasen. Jetzt steht die Schwimmlehre vor neuen Herausforderungen: Durch die Energiekrise müssen viele Bäder schließen. Die Umfrage der DLRG zeigt, dass die Bäderversorgung weiterhin rückläufig ist. Während im Jahr 2017 noch 91 Prozent der Befragten angaben, ein gut erreichbares Schwimmbad in der Umgebung zu haben, sind es laut aktueller Zahlen noch 87 Prozent. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Trend bei der Bäderversorgung weiter in die falsche Richtung läuft“, so DLRG-Chefin Ute Vogt im Rahmen der Studienveröffentlichung.
Die Nachfrage nach Schwimmkursen sei derzeit enorm, betont Luca Wernert vom DLRG Bezirk Karlsruhe. Bedient werden könne sie aber nicht. Denn die fehlenden Wasserflächen sind nur ein Teil des Problems: „Wir sind händeringend auf der Suche nach Freiwilligen“, so Wernert. Das führe zu langen Wartezeiten für Schwimminteressierte. „Manche Ortsgruppen haben Wartelisten von mehreren Jahren.“ Daher sei es für Eltern sinnvoll, so früh wie möglich mit dem Schwimmverein vor Ort Kontakt aufzunehmen. Nicht überall sei die Vergabe von Kursplätzen nämlich gleich geregelt: „Bei manchen Gruppen gilt auch das Windhundprinzip: Wird ein Kurs veröffentlicht, muss man einfach schnell sein mit der Buchung.“
Damit das Schwimmenlernen dann reibungslos klappt, können Eltern schon früh erste Grundlagen mit den Kindern aufbauen. Wernert erklärt: „Es macht viel Sinn, die Kinder schon im Voraus mit Wasser vertraut zu machen.“ Beim Haarewaschen können beispielsweise kleine Gießkannen spielerisch eingebunden werden: Damit können sich die Kinder selbst Wasser über den Kopf gießen. So lernen sie, ihren Lidschlussreflex zu kontrollieren und merken, dass Wasser in den Augen gar nicht so schlimm ist. Das Blubbern unter Wasser bringt dem Kind bei, wie es richtig atmen muss, um sich nicht zu verschlucken. Viele weitere Spieltipps zur Vorbereitung auf die erste Schwimmstunde findet ihr hier.