Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Statistisch gesehen zeichnen sich die Baden-Württemberger durch eine hohe Lebenserwartung aus. Das ist schön, aber auch eine Herausforderung: Das Land braucht mehr barrierefreien Wohnraum, mahnt der Demografiebeauftragte.
Wird heute in Baden-Württemberg ein Mädchen geboren, erreicht es im Schnitt ein Alter von 84,1 Jahren – bei Jungen sind es 79,7 Jahre. Damit liegt die Lebenserwartung im Südwesten so hoch wie in keiner anderen Region Deutschlands, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Der Demografiebeauftragte des Landes, Thaddäus Kunzmann, mahnt deshalb, Neubauten schon heute so zu planen, dass ältere Menschen in Zukunft darin leben können.
„Die geburtenstarken Jahrgänge sind bei uns stark vertreten, und sie werden in den nächsten zehn bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen“, sagte Kunzmann. „Wir entscheiden heute, wie wir in 20 oder 30 Jahren wohnen werden. In einer alternden Gesellschaft müssen wir deshalb besonders großen Wert auf Barrierefreiheit legen.“ Davon profitierten außerdem nicht nur ältere Menschen, sondern auch Familien mit Kindern und Menschen mit Behinderungen. Auch der Stadt- und Quartiersbau solle sich an diesen Gedanken orientieren, denn: „Alles, was heute versäumt wird, kann später kaum mehr nachgeholt werden“, sagte Kunzmann.
„Neue Zeiten erfordern neue Formen des Zusammenlebens“, sagte auch Sozialminister Manne Lucha. Das Land fördere lebendige Quartiere, in denen „die Menschen füreinander da sind, aufeinander Acht geben, Verantwortung übernehmen und gemeinsam ihre Umgebung gestalten“. Im Mittelpunkt stehe schlicht und einfach die Frage, wie man in Zukunft zusammenleben wolle, sagte Lucha.
Dazu sollen auch die jungen Menschen beitragen, von denen es in Baden-Württemberg einen hohen Anteil gibt: 19,4 Prozent der Menschen im Südwesten sind jünger als 20 Jahre. In dieser Altersklasse gibt in keinem Bundesland mehr, heißt es beim BiB. Beim Durchschnittsalter über alle Altersklassen hinweg liegt das Land mit 43,6 Jahren immerhin auf Platz drei – nach den Stadtstaaten Hamburg (42,1) und Berlin (42,6).