Stuttgart (dpa/lsw) – Insektenschützer rufen angesichts zunehmender Sorgen vor der eingeschleppten Asiatischen Hornisse zu Besonnenheit auf. Es häuften sich Anrufe und E-Mails von alarmierten Menschen, teilte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). «Aber die Hälfte der Meldungen sind Fehlmeldungen», sagt Sabine Holmgeirsson vom Nabu Baden-Württemberg. «Wer sich etwas tiefergehend mit Insekten beschäftigt, lernt schnell die einzelnen Arten zu unterscheiden und sieht eher ihre nützlichen Seiten.»
Leute kennen sich nicht mehr aus
Während die für Menschen eigentlich ungefährliche Asiatische Hornisse laut Nabu geradezu steckbrieflich gesucht wird und gemeldet werden muss, sind heimische Europäische Hornissen streng geschützt. «Aber es wird grad alles Mögliche für die Asiatische Hornisse gehalten. Das ist ein echter Hype», sagt Holmgeirsson. «Die Leute kennen sich nicht mehr aus. Dabei reicht es meist schon, kurz zu googlen.»
Dunkle Füße: heimisch/nachtaktiv – helle Füße: asiatisch/tagaktiv
Beide Arten lassen sich nach Angaben Holmgeirssons leicht unterscheiden. «Schauen Sie der Hornisse auf die Füße. Sind sie dunkel, ist es die heimische Art. Dann gilt: In Ruhe beobachten und sich am eleganten Insekt erfreuen, das im Garten und auf Wiesen nach anderen Insekten, auch ‚Lästlingen‘, jagt.» Außerdem sei die invasive Art nur tagsüber aktiv. «Wenn also nachts eine Hornisse in ihrer Wohnung fliegt, dann ist es eine Europäische. Mein Tipp: Licht aus und Fenster auf, Hornissen sind im Dunkeln unterwegs und werden von Licht angezogen.»
Auf den ersten Blick seien die sogenannten Asiatischen Gelbfuß-Hornissen zudem insgesamt auch etwas kleiner und deutlich dunkel schwarz gefärbt. Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse erreichen eine Körperlänge von bis zu 2,5 Zentimetern, Königinnen von bis zu 3 Zentimetern. Damit sind sie etwas kleiner als die heimische Hornissenart, bei der Arbeiterinnen eine Körperlänge von bis zu 3 Zentimetern, Königinnen von bis zu 3,5 Zentimetern erreichen. Die heimische Hornisse fällt außerdem durch ihren gelb-schwarz gemusterten Hinterleib auf.
Nester hoch in Bäumen
Ein weiterer Unterschied betreffe den Nestbau, sagt die Nabu-Expertin. Das im Frühjahr von der Königin gebaute, etwa Handballen große Gründungsnest (Primärnest) hängt meist in Schuppen oder Sträuchern. Die Filialnester, die sogenannten Sekundärnester, werden dann im Sommer und meist in mehr als zehn Metern Höhe in Bäumen gebaut. Die Sekundär-Nester sind rund 75 mal 70 Zentimeter groß und hängen ab dem Sommer oft in Baumkronen in über zehn Metern Höhe.
«Ihre heimische Verwandte, die Europäische Hornisse, nutzt dagegen wettergeschützte Hohlräume wie Baumhöhlen, Nistkästen, Dachböden oder Rollladenkästen», sagt Holmgeirsson. Haben die Nester der Asiatischen Hornisse das Einflugloch an der Seite, so seien die der heimischen unten offen.
Honigbienen sind Lieblingsspeise
Die eingeschleppte Asiatische Hornisse hat sich im Südwesten rasant ausgebreitet. Das Tier, das zu etwa 40 Prozent Honigbienen vertilgt, es aber auch auf andere Insekten abgesehen hat, ist nach Angaben des Landesumweltministeriums im Südwesten sehr stark vertreten. Das macht Naturschützern große Sorgen. Schon im vergangenen Jahr waren in Baden-Württemberg nach Angaben aus dem Umweltministerium 550 Nester gefunden worden – eine Verzwanzigfachung gegenüber dem Jahr davor. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand. Der badische Imkerverband geht vom vierfachen der 2023 entdeckten Nester aus und rechnet damit, dass im Laufe dieses Jahres bis zu 1000 Nester gefunden werden. Nach Nabu-Angaben ist aber weder erforscht, wie sich die Asiatische Hornisse zur heimischen und unter Naturschutz stehenden europäischen Hornisse verhalte, noch wie sich die Erbeutung anderer Insekten auswirke.