Karlsruhe (jl/dpa) – Der Hamburger SV hat das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht und träumt vom ersten Cup-Triumph seit 1987. Die Norddeutschen gewannen am Mittwochabend gegen den KSC mit 3:2 (2:2, 2:2, 0:1) im Elfmeterschießen und drehten einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand während der regulären Spielzeit. Der KSC verpasste damit die historische Chance nach 1997 erstmals wieder ins DFB-Pokal Halbfinale einzuziehen. Die Tore für den KSC erzielten Philip Heise (40. Minute) per Freistoß und Philipp Hofmann (50.). HSV-Torjäger Glatzel schaffte mit zwei Treffern den Ausgleich (52., 90.+1). Nach Gelb-Rot für Christoph Kobald (72.) spielten die Karlsruher nur noch zu zehnt. Sonny Kittel verschoss anschließend den umstrittenen Foulelfmeter für den HSV (72.), den Schiedsrichter Felix Zwayer auch nach Studium der Videobilder gab. Trotz des Kräfteverschleißes in Unterzahl suchte der KSC immer wieder die Offensive und kämpfte leidenschaftlich.
KSC-Trainer Christian Eichner hatte die Partie „als Chance des Lebens“ für seine Spieler bezeichnet. So spielte seine Mannschaft auch. Die beiden Zweitligisten standen sich im DFB-Pokal zum sechsten Mal gegenüber – zum zweiten Mal setzte sich der HSV durch. Eichner wechselte nach dem 1:1 gegen Schalke auf einer Position. Christoph Kobald kam nach seiner Verletzung wieder in die Innenverteidigung zurück, für ihn nahm Daniel Gordon auf der Bank Platz. Vor 26 Jahren stand der KSC das letzte Mal in einem DFB-Pokal Halbfinale. Es könne etwas Historisches geschaffen werden über das in vielen Jahren noch gesprochen werde, sagte Eichner vor der Begegnung. Ein Spiel auf Augenhöhe und jeder könne weiterkommen.
Knapp 25.000 Zuschauer waren ins Volksparkstadion gekommen und die Kulisse war, trotz halber Auslastung, ohrenbetäubend laut. Die Hamburger legten von Anfang an gut los. Der KSC agierte erst einmal zurückhaltend. Doch in den ersten fünfzehn Minuten konnte sich keines der beiden Teams größere Chancen herausspielen. Der KSC kam in der 13. Minute zu seinem ersten Abschluss – Hofmann per Kopf aus zirka sieben Metern. Aber kein Problem für Schlussmann Daniel Heuer Fernandes. Der HSV hatte in der 17. Minute die erste größere Chance – Sonny Kittel vergab etwas kläglich. In der 21. Minute die bis dato beste Chance im Spiel: Goller schaltete nach einem HSV-Freistoß schnell um und setzte Choi auf der linken Seite ins Szene, der vollkommen alleine auf das HSV Gehäuse zulief, aber aus etwas spitzerem Winkel an Schlussmann Heuer Fernandes scheiterte.
Eichner musste schon früh auswechseln. Kyoung-Rok Choi hatte sich erneut verletzt und konnte nicht mehr weiter spielen. Für ihn kam Lucas Cueto in der 26. Minute. Danach gab es einen Freistoß für den KSC, eigentlich eine Sache für Marvin Wanitzek. Aber der ließ Philip Heise den Vorrang und dieser nutze die zirka 17 Meter Entfernung aus und hämmerte das Leder links unten rein – unhaltbar für Daniel Heuer Fernandes. Diese knappe 0:1 Führung nahmen die Blau-Weißen mit in die Pause.
45 Minuten blieben nun noch über, um die Sensation zu schaffen und ins Halbfinale einzuziehen. Beide Teams kamen unverändert aus der Kabine – der HSV wechselte noch nicht. Der KSC legte direkt nach. Der Angriff ging über die linke Seite, Benjamin Goller versuchte es direkt, doch Heuer Fernandes wehrte in die Mitte ab. Doch da Stand Hofmann und schob zum 0:2 ein. Doch der HSV kam sofort zurück. Nur zwei Minuten später verkürzte Robert Glatzel per Kopf auf 1:2. Schöner Angriff der Rot Hosen über die rechte Seite und die Flanke traf Glatzel perfekt. Nun war ordentlich Feuer in der Begegnung. Das Tor gab dem HSV Auftrieb, auch weil die 23.600 Fans das Team nach vorne peitschten. Die Hamburger bekamen immer bessere Torchancen.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Laut Schiedsrichter Felix Zwayer foulte Kobald den HSV-Spieler Robert Glatzel und er entschied auf Elfmeter. Der Videoassistent schaltete sich ein und meinte, Zwayer möge sich die Szene nochmal anschauen. Auch nach gefühlten 20 Minuten checken, blieb Zwayer bei seiner Elfmeter Entscheidung und gab Kobald sogar noch die Gelb-Rote Karte. Damit musste der KSC noch über 15 Minute in Unterzahl spielen. Den Elfmeter hielt Gersbeck aber und so auch den KSC weiter im Spiel.
Keinen der 25.000 Zuschauer hielt es in dieser Phase des Spiels mehr auf den Plätzen – das ganze Volksparkstadion stand. Der HSV lief Angriff um Angriff und der KSC wehrte sich mit allen Mitteln. Doch in der 91. Minute knackten die Hamburger die KSC-Abwehr. Robert Glatzel machte seinen zweiten Treffer an dem Abend und das 2:2. Damit ging die Partie in die Verlängerung.
Die 30 Minuten Nachspielzeit waren für die Karlsruher mit einem Mann weniger nochmal eine enorme Hercules-Aufgabe. Nach der ersten Halbzeit der Verlängerung stand es weiter 2:2. Der KSC verteidigte mit Mann und Maus und hielt die Hamburger auch gut vom eigenen Tor weg. Das musste nun nochmal 15 Minuten klappen. Auch in der zweiten Halbzeit der Verlängerung hatte der HSV deutlich mehr vom Spiel. Die Karlsruher waren nur am Verteidigen und viele Karlsruher Spieler brauchten mal kurz Pause wegen Krämpfen in den Beinen. Doch der KSC rettet das Unentschieden über die Zeit und so musste die Entscheidung im Elfmeterschießen her.
Daniel Heuer Fernandes und Robert Glatzel waren die Männer des Abends. Im Elfmeterschießen hielt HSV-Keeper Heuer Fernandes zweimal, Karlsruhes Daniel O’Shaughnessy schoss den entscheidenden Versuch an den Pfosten. Robert Glatzel machte insgesamt drei Tore. So steht der HSV im Halbfinale des DFB-Pokals und der KSC scheidet nach einer 2-Tore-Führung aus. Am Ende war das Glück im Elfmeterschießen auf Seite der Hamburger. Der KSC zeigte eine saubere Leistung und verliert, auch wegen einer strittigen Schiedsrichter Entscheidung, das Pokalspiel. Trotzdem darf das Team mehr als stolz auf sich sein – die Karlsruher haben eine starke Leistung gezeigt und bis zum Ende gekämpft. Am Samstag geht es schon wieder weiter in Hamburg. Dann ist der KSC in der Liga beim FC St. Pauli zu Gast.