Prinzipiell kann jeder selbst entscheiden, wie die eigene Hochzeit gefeiert werden soll. Von ganz groß bis ganz klein, von traditionell bis exotisch stehen alle Möglichkeiten offen – vorausgesetzt, die Ehe wird rechtsgültig von einem Standesbeamten geschlossen. Nach wie vor wählen viele Paare jedoch eine zumindest teilweise klassische Hochzeitsfeier, die von typischen Bräuchen geprägt sind.
Wie eine Hochzeit traditionell gefeiert wird, ist je nach Kultur unterschiedlich. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Die Feier sowie oftmals auch die Zeit zuvor oder danach ist geprägt von Hochzeitsbräuchen. Es gibt aber große Unterschiede, wie diese Bräuche aussehen. In der Türkei ist beispielsweise die Brautabholung eine bis heute gepflegte Tradition – um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Dabei wird die Braut vom Bräutigam, seinen Trauzeugen, der Familie und eventuellen weiteren Personen wie Musikern abgeholt, wobei die Familien kurz für einen Tee zusammensitzen, bevor die eigentlichen Feierlichkeiten starten. In Indien dauert ein Hochzeitsfest mehrere Tage an und ist von zahlreichen hinduistischen Riten wie dem heiligen Feuer gekennzeichnet. In Mexiko darf bei einer Hochzeit hingegen niemand Schmuck tragen, denn dieser gilt als schlechtes Omen für die Ehe. Und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. So individuell die Hochzeitsbräuche der einzelnen Kulturen also sind, so wichtig sind sie häufig für das Brautpaar. Aber wieso eigentlich?
Dass solche Hochzeitsbräuche seit Jahrhunderten, manchmal sogar seit Jahrtausenden gepflegt werden, hat mir ihrer starken Symbolik zu tun. Es geht also weniger um den Brauch selbst als um das, wofür er steht. Die meisten Rituale & Co sollen dem Ehepaar beispielsweise Glück bringen oder Kinderreichtum. Auch in anderen Lebensbereichen spielt Symbolik für viele Menschen eine wichtige Rolle. Sie haben beispielsweise einen „Glücksbringer“, den sie in schwierigen Situationen wie Prüfungen bei sich tragen. Bei Liebeskummer werden manchmal Erinnerungen verbrannt, um den Abschied zu symbolisieren. An Silvester läutet das Knallen des Feuerwerks das neue Jahr ein. Oder viele Menschen tragen eine Kette mit Kreuzanhänger um den Hals, die sie beschützen soll. Diese sind einige typische Beispiele dafür, wie und wo uns Symbolik im Alltag begegnet.
Auch bei Hochzeiten geht es um den Glauben, dass diese Bräuche auf die eine oder andere Weise etwas Gutes für das Brautpaar bringen, zum Beispiel Glück, Schutz, Gesundheit, Kinderreichtum & Co. Diese Symbole schenken also eine gewisse Sicherheit und Hoffnung. Sie können zudem unser Handeln stärken, was auch für die Ehe gilt: Wer beispielsweise durch die Hochzeitskerze an sein Eheversprechen erinnert wird, kämpft in schwierigen Zeiten vielleicht mehr um die Beziehung als andere Paare. Ein Stück weit ist sogar die Ehe selbst ein Symbol; und daher ist es nur logisch, diese ebenfalls symbolisch durch Hochzeitsbräuche einzuläuten.
Für manche Brautpaare spielt die Symbolik heutzutage hingegen kaum noch eine Rolle. Sie pflegen die Traditionen schlichtweg aus Spaß, schließlich freuen sich die Gäste meist schon auf Bräuche wie das Brautstraußwerfen. Auch würde eine Heirat ohne manche Rituale wie den Ringtausch in Deutschland auf viele Hochzeitsgäste unvollständig wirken. Schlussendlich hat also jeder eigene Gründe, um diese Bräuche zu pflegen – oder eben nicht. Die meisten Brautpaare wählen schlichtweg nach dem individuellen Geschmack aus, welche der Hochzeitstraditionen sie übernehmen möchten.
Auch hierzulande gibt es also Rituale, die bei fast jeder Hochzeitsfeier zu finden sind. Die wichtigsten deutschen Hochzeitsbräuche sind in jedem Fall folgende:
Der Ehering ist das wohl älteste Symbol für die Ehe, das bis in die heutige Zeit überdauert hat. Früher war der Ring noch ein einfaches Goldband, doch die Symbolik war bereits dieselbe: Beständigkeit, Treue, Liebe. Der Ring steht zudem für die Unendlichkeit und somit für die lebenslange Verbundenheit der Eheleute. Schon die Römer und Ägypter trugen einen Ehering, sodass es sich um einen internationalen Brauch handelt. In vielen Ländern der Welt lässt sich also am Ring erkennen, ob eine Person verheiratet ist oder nicht. In Deutschland ist der Ehering traditionell aus Gold, denn es steht für Reinheit, und er wird am rechten Ringfinger getragen. Mittlerweile tragen ihn aber auch viele Menschen an der linken Hand oder wählen ihn aus anderen Materialien wie Silber, Roségold, Platin beziehungsweise Palladium. Die Auswahl ist im Laufe der Jahre also größer geworden und daher sollte sich jedes Paar hinsichtlich der wichtigsten Faktoren wie Qualität, Material, Design & Co beraten lassen, wenn es um den Ringkauf geht. Letztendlich werden aber all diese Ringe in der Regel klassisch während der Trauung getauscht, was oftmals den emotionalsten Moment des Hochzeitstages darstellt.
Auch ein weißes Brautkleid ist heutzutage eigentlich kein Muss mehr. Dennoch entscheiden sich nach wie vor die meisten Bräute dafür. Denn auch das Kleid hat eine starke Symbolik. Die weiße Farbe steht für Tugend, Reinheit und Jungfräulichkeit. Letztere trifft zwar mittlerweile nur noch in den wenigsten Fällen zu, trotzdem ist das Brauchtum geblieben. Weiß gilt außerdem als die vollkommenste Farbe, denn mit ihr gibt es keinerlei negative Assoziationen und sie entsteht aus der Summe aller Farben. Zudem fallen die Brautkleider oft üppig aus und sind beispielsweise durch Glitzer oder Stickereien geschmückt. Die Braut ist somit im wahrsten Sinne des Wortes die strahlende Gestalt der Hochzeitsfeier und sticht aus der Masse heraus. Daher hat sich noch eine weitere Tradition entwickelt: Kein anderer weiblicher Hochzeitsgast darf auf der Feier ein weißes Kleid tragen. Denn diese Farbe ist an ihrem großen Tag der Braut vorbehalten – und das, obwohl die meisten Hochzeitskleider genau genommen gar nicht weiß sind, sondern mittlerweile hat sich das schmeichelhaftere „Ivory“ durchgesetzt.
Ein Symbol, das ebenfalls auf kaum einer Hochzeit in Deutschland fehlt, ist der Brautstrauß. Früher war er ein Zeichen von Wohlstand. Zudem wurde er mit duftenden Kräutern wie Rosmarin ergänzt, um die Braut vor einer Ohnmacht zu bewahren. Mittlerweile ist der Brautstrauß eher Schmuck, der das Gesamtbild der wunderschönen Braut vervollständigen soll. Zudem hat sich das Ritual entwickelt, dass gegen Ende der Hochzeitsfeier der Brautstrauß geworfen wird – und alle anwesenden, unverheirateten Damen versuchen, diesen zu fangen. Wer erfolgreich ist, soll angeblich die nächste angehende Braut werden, besagt das Brauchtum.
Es sind vor allem kirchliche Trauungen sowie Hochzeiten im großen Rahmen, bei denen nach wie vor Blumenkinder zum Einsatz kommen. Diese streuen bunte Blütenblätter auf den Boden, bevor das Brautpaar zum Altar schreitet. Dieser Hochzeitsbrauch hat heidnische Wurzeln, denn damals sollten die duftenden Blüten die Fruchtbarkeitsgöttin anlocken. Bis heute ist es für die Kinder eine große Ehre, diese Rolle zu übernehmen. Sie werden daher speziell gekleidet, meistens ähnlich wie das Brautpaar, und beispielsweise durch Blumenkränze geschmückt.
Die Hochzeitstorte ist meistens üppig gestaltet, vielleicht mehrstöckig oder mit kreativen Verzierungen versehen. Die Optik ist für viele Paare dabei ebenso wichtig wie der Geschmack. Nach dem Dinner wird diese Torte gemeinsam vom Hochzeitspaar angeschnitten. Dieses Ritual steht für die gegenseitige Fürsorge. Eine neumodische Interpretation legt zudem nahe, dass derjenige, dessen Hand beim Anschneiden oben ist, in der Ehe das Sagen haben wird.
Eine typisch deutsche Tradition am Abend vor der Hochzeit ist außerdem der Polterabend. Dabei finden in der Regel bei den Brauteltern viele Familienmitglieder, Freunde und natürlich das Brautpaar zusammen, um lautstark auf dem Boden altes Porzellan zu zerbrechen. Dadurch sollen böse Geister vertrieben werden und zudem glauben viele Menschen, dass die Scherben Glück (in der Ehe) bringen. Den Scherbenhaufen aufräumen und entsorgen muss am Ende des Abends das Brautpaar – sozusagen als Übung für eine gute Zusammenarbeit in der Ehe.
Es gibt hierzulande also eine ganze Reihe von Bräuchen, die bei den meisten Hochzeiten nach wie vor gepflegt werden. Hinzu kommen Traditionen, die mittlerweile aus anderen Kulturen übernommen wurden, beispielsweise der Junggesellen- beziehungsweise Junggesellinnenabschied oder, dass die Braut etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes sowie etwas Blaues trägt. In dieser großen Vielfalt an Ritualen, Symbolen & Co kann also jedes Paar die Hochzeit ganz nach den eigenen Vorstellungen feiern.