Bühl (pm/mt) – „Trauer braucht eine Adresse“: Unter diesem Motto wurde auf dem Bühler Stadtfriedhof ein sogenannter Himmelsbriefkasten aufgestellt. Dieser soll Hinterbliebenen die Möglichkeit geben, ihre Sorgen, ihren Kummer, ihre Nöte oder auch ihre Wünsche schriftlich festzuhalten.
„Alle Gefühle dürfen geäußert werden – auch negative Emotionen haben in den Nachrichten ihren Platz“, betont Britta Walper, die Initiatorin des Himmelbriefkastens. „Es findet eine aktive Auseinandersetzung mit der Trauer statt“, sagt die Trauerbegleiterin aus Kappelwindeck.
In Absprache mit dem städtischen Fachbereich „Stadtentwicklung – Bauen – Immobilien“ wurde der Himmelsbriefkasten beim Grabfeld für Tot- und Fehlgeburten platziert. Dort ist er für alle Trauernden, nicht nur für Eltern von Sternenkinder, zugänglich. Lutz Jäckel, Initiator der Frühchengrabanlage auf dem Stadtfriedhof und Vorsitzender der FDP-Fraktion im Bühler Gemeinderat, hat die Kosten für die Anschaffung des Himmelsbriefkastens übernommen.
Der Himmelsbriefkasten ist in Form eines Hauses gestaltet. Er hat eine Ablagefläche für Fund- und Erinnerungsstücke oder eben auch Briefe. Der Briefschlitz wird durch eine abnehmbare Wolke verdeckt. „Es geht darum, Nachrichten, Botschaften oder Ungesagtes zu Papier zu bringen und anschließend als Brief abzugeben“, erklärt Walper. Der bewusste Akt des Weggebens sei hier ein bedeutender Schritt. In regelmäßigen Abständen soll der Briefkasten geleert werden, um die anonymen und ungelesenen Briefe zu verbrennen – ähnlich wie bei einer Bestattung.
Walper hat diese kreative Art der Trauerverarbeitung selbst entwickelt. „Den Himmelsbriefkasten kann man als Brücke betrachten“, erklärt sie. „Diese kann dem trauernden Menschen helfen, den Weg vom Tod zurück ins Leben zu gehen.“ Trauer und Verlust haben auch im Leben von Britta Walper eine prägende Rolle gespielt: Durch den Tod ihrer Tochter Clara hat sie zu ihrer Berufung als Trauerbegleiterin gefunden und unter anderem den Verein „Clara’s Haus“ gegründet.