Heike Springhart: "Es braucht Vorbilder und Role Models"

04. September 2022 , 12:05 Uhr

Karlsruhe (mt) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker Promis aus der Region in der Martin-Wacker-Show. Diesmal war die Landesbischöfin Heike Springhart zu Gast. Prof. Dr. Heike Springhart (Jg. 1975) ist habilitierte Theologin. Von 2010 bis 2019 war sie Studienleiterin am Theologischen Studienhauses Heidelberg. Sie lehrte an den Universitäten Bochum, Heidelberg und Zürich. 2013 und 2014 war sie Gastwissenschaftlerin an der University of Chicago (USA). Seit Dezember 2021 ist sie die erste weibliche Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden. Im April 2022 wurde sie dann in der Stadtkirche in Karlsruhe in ihr Amt eingeführt.

Springhart ist die erste Frau in dem Amt

Die letzten vier Monate sind für Springhart im Flug vergangen. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie schnell man in diesem Amt einfach drin ist. Auch wenn natürlich manches dabei ist, in das ich auch erst reinwachsen muss“, erzählt die Landesbischöfin im Gespräch mit der neuen welle. Springhart ist die erste Frau in diesem Amt. In ihren Augen sollte das allerdings eigentlich nicht eine so besondere Sache sein: „Eigentlich ist ein Skandal, dass es noch so der Rede wert ist“, so Springhart. „Es braucht Vorbilder und Role Models. Und da, glaube ich, ist die Verantwortung.“

Trauer über Großmutter hat Springhart zum Glauben gebracht

Zum tieferen Glauben und Theologiestudium ist die Landesbischöfin durch den Tod ihrer Großmutter gekommen. Die Trauer hat sie damals in eine Krise gestürzt. „Ich erinnere mich an das Gefühl, mit dem ich in dieser Trauerfeier saß. Und er[, der Redner,] hat da ein Bild gemalt, wie es meiner Großmutter geht. Bei mir kam an, dass sie jetzt da wie auf Wolke sieben im Himmel ist, und ich konnte das in dem Moment nicht hören. Ich glaube heute schon an die Auferstehung und den Himmel. Aber damals war das nicht der Punkt, an dem ich war“, so die Landesbischöfin. Angestoßen durch den Tod hat Springhart dann aber intensiv über den Glauben nachgedacht. „Wahrscheinlich war es schon auch ein Grund, später Theologie zu studieren.“

Hoffnungsstur und Glaubensheiter

Hoffnungsstur und Glaubensheiter sind zwei Begriffe, die die Bischöfin inzwischen schon fast als eine Art Motto verwendet. Angefangen hat das mit der Springharts Vorstellung zur Bischofswahl am ersten Advent: „Ich habe die Predigt mit dem Satz geendet: ‚Wie könnten wir anders als Hoffnungsstur und Glaubensheiter sein?‘ Da ging es um einen prophetischen Text“, erzählt die Bischöfin. „Das ist eingeschlagen wie eine Bombe.“ Die beiden Wörter sind zwei Tage nach der Rede als Hashtag verwendet worden. Wodurch die Beliebtheit des Mottos eine Eigendynamik entwickelt habe. Erfunden habe Springfeld die Begriffe allerdings nicht. „Das war ein Diakon in Bethel bei Bielefeld, wo mir das dann zugeflogen ist.“

„Alle an einen Tisch“

„Landesbischöfin Heike Springhart hat ihrs dazu beigetragen, dass die Kirche fröhlich, heiter, gelassen, sichtbar und wahrnehmbar da ist“, das ist die Schlagzeile, die die Landesbischöfin am liebsten in vier Jahren über sich lesen möchte. Einen kleinen Beitrag kann Springhart schon in dieser Woche beitragen. Seit dem 31. August tagt in Karlsruhe die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen, zu der 4.000 internationale Gäste aus 350 Mitgliedskirchen teilnehmen. Zum ersten Mal findet die Veranstaltung in Deutschland statt. Dieses Mal ist das Motto „Alle an einen Tisch.“ Die Vollversammlung läuft noch bis Donnerstag. Tagesticket können hier reserviert werden. Das Video zum Interview gibt es hier.

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