(Anzeige) – In der deutschen Rap-Szene ist neben Gewalt, Drogen, Frauen und schnellen Autos auch das Glücksspiel ein thematisch fester Bestandteil der Songs. Viele Künstler haben etwa Spielhallen oder Sportwetten textlich in ihren Tracks verewigt. Die inhaltliche Verbindung zum Glücksspiel hat mit unter dafür gesorgt, dass Unternehmen und Anbieter aus der Branche Marketing- und Werbekooperation mit einzelnen Rappern eingegangen sind. Das wirft natürlich die Frage auf, ob es sich bei dieser Entwicklung noch um musikalische Kunst oder doch Werbespam handelt.
Das Glücksspiel genießt in vielen Bereichen der öffentlichen Wahrnehmung keinen allzu guten Ruf. Gleiches gilt auch für die deutsche Rap-Szene. Beiden Parteien werden als zwielichtig und verrucht angesehen. Es passt entsprechend, dass der Deutschrap und das Glücksspiel eine tiefgreifende Verbindung pflegen.
In den vergangenen Jahren ist jedoch eine Entwicklung eingetreten, die viele Rap-Fans und auch außenstehende Beobachter als besorgniserregend einstufen. Im Mittelpunkt steht dabei das Platincasino, das auffällig oft in den Songs vieler bekannter Rapper erwähnt wird. Diesbezüglich listet betrugstest.com 21 deutsche „Platincasino-Rapper“ und ihre Bars auf. Die schiere Menge an Künstlern, die überdurchschnittlich oft das Online-Casino in ihren Tracks aussprechen, legt den Verdacht nahe, dass Platincasino lukrative Werbedeals mit den jeweiligen Rappern abgeschlossen hat. Kritische Stimmen behaupten, dass auf diese Art und Weise das Glücksspiel die deutsche Rap-Szene unterwandert hat.
Problematisch ist die gesamte Thematik aus mehreren Gründen. So wird das Glücksspiel durch die Rapper unreflektiert glorifiziert. Dass es auch anders geht, zeigt der Track Avtomat von Olexesh. Der Frankfurter thematisiert in seinem Song die potenziellen Gefahren von Spielautomaten. Durch die „Platincasino-Rapper“ wird das Glücksspiel jedoch überwiegend positiv dargestellt. Es fehlt eine kritische Auseinandersetzung und eine fundierte Aufklärung über das Themengebiet.
Natürlich wird niemand durch einen Rap-Song spielsüchtig, dennoch kann die Flut an glücksspielerischen Inhalten in einzelnen Tracks die Tür in die Branche aufstoßen. Das muss zwar per se nicht schlecht sein. Schließlich ist für die überwiegende Mehrheit der Spielenden das Zocken ein Hobby oder Zeitvertreib. Dennoch stellt sich die Frage der Verantwortung, die Rapper nun mal gegenüber ihren Fans haben.
Viele Rapper aus der Szene sind selbst passionierte Zocker oder haben Geschichten aus dem eigenen Leben zu erzählen, die mit Glücksspiel zu tun haben. Andere Künstler wiederum nutzen in ihren Songs metaphorische Bezüge, die eine Verbindung zur Branche herstellen. Zuweilen werden Anbieter aus der Glücksspielindustrie direkt erwähnt.
Das ist etwa bei dem Track Risiko von den beiden Rapper Raf Camora und Bonez MC der Fall, in dem der Sportwettenanbieter Tipico in der Pre-Hook erwähnt wird. Voraus geht die Line „Geh‘ jeden Tag bis ans Limit“, die ganz eindeutig die Risikobereitschaft bei Sportwetten adressiert.
Spielotheken nehmen in dem Song Spielo von CashMo die Rolle des Protagonisten ein. Inhaltlich geht es darum, dass der Künstler versucht das Glücksspiel und vor allem Spielhallen zu meiden. Zuhörende bekommen einen Eindruck davon, wie schwer es süchtigen Spielenden fällt, dieses Vorhaben auch in die Tat umzusetzen. Zudem wird deutlich, welche Gedanken vielleicht zum Zocken verleiten.
Im Video des Tracks wird das Innere einer Spielhalle gezeigt. Dabei werden Schnittbilder und schnelle Einspieler diverser Novoline-Automaten-Spiele wie Book of Ra gezeigt. Inhaltlich wird das Glücksspiel durchaus realistisch gezeichnet. CashMo spricht das allgegenwärtige Problem der Spielsucht an und redet über die Leute in der Spielhalle. Eine unreflektierte Glorifizierung findet entsprechend nicht statt.
Im Mittelpunkt der deutschen Rap-Landschaft stehen auch oftmals Sportwetten. Sie erfreuen sich gerade unter jungen Menschen großer Beliebtheit und sind in den vergangenen Jahren zu einer Art subkultureller Instanz herangewachsen. Raf Camora und Bonez MC sind mit ihrem Track Risiko nur eines von vielen Beispielen.
Der bekannte Buchmacher Tipico hatte auch mit anderen Größen der Szene zu tun. Oftmals stecken ähnlich wie beim Platincasino lukrative Werbedeals dahinter. So trat etwa Summer Cem in einem TV-Spot von Tipico als Protagonist in Erscheinung. In einer anderen Werbekampagne sorgte damals Haftbefehl für die passenden Textzeilen und Beats.
Andere Wettanbieter sind längst auf den Zug aufgesprungen. Bei seinem Markeintritt holte sich HpyBet im Jahr 2019 gleich vier bekannte Gesichter ins Boot: Olexesh, Schauspieler Arnel Taci, Hip-Hop-Legende Crackaveli und den Hamburger Booz.
Der Hip-Hopper Al Gear ist sogar dafür bekannt, regelmäßig Tipps für Sportwetten zu geben. Seine Fans und Abonnenten in den sozialen Medien vertrauen dabei weniger auf statistischen Erhebungen, sondern auf das Bauchgefühl des Musikers.
Die Verwurzlung des Glücksspiels im Rap hat ihren Ursprung nicht in Deutschland, sondern in den Vereinigten Staaten. Vereinzelte Künstler der US-amerikanische Rap- und R&B-Szene haben lange vor den Musikern hierzulande mit der Glücksspielbranche angebandelt.
So zeigt die Rapperin Cardi B in dem Musikvideo zum Song Lick wie sie ein komplettes Casino leerräumt. R&B-Sänger Bruno Mars macht Party im Casino zu seinem Song 24K Magic. In How I Feel zeigt Florida wie glamourös und extravagant die Casino-Resorts in Las Vegas sein können. In diesen und anderen Beispielen der US-amerikanischen Rap- und R&B-Szene werden speziell Casinos sehr positiv dargestellt. Spiele oder Automaten kommen dabei sehr gut weg.
Die Facetten des Glücksspiels und die deutsche Rap-Szene sind untrennbar miteinander verbunden. Spielsucht, Automaten, Spielotheken, Sportwetten und natürlich Geld – all diese Aspekte greifen die verschiedenen Künstler in ihren Tracks auf. Dabei lässt sich die Herangehensweise aufgrund der breitgefächerten Verzahnung nicht pauschalisieren. Jeder Rapper geht anders mit dem Thema um.
Nichtsdestotrotz müssen klare Grenzen aufgezeigt werden. Gerade Werbedeals und Kooperationen zwischen Unternehmen aus der Glücksspielbranche und Künstlern bergen ein großes Risiko. Eine unfundierte Glorifizierung des Glücksspiels kann speziell die Wahrnehmung jüngerer Menschen stark verzerren. Zudem kann es die Rehabilitation von Spielsüchtigen zusätzlich erschweren.
Abseits der potenziellen Gefahren sind sich viele Künstler aus der Szene über ihre Verantwortung bewusst. Sie zocken oder haben einmal selbst in ihrem Privatleben gezockt und berichten über ihre Erfahrungen. Tracks wie Avtomat oder Spielo zeigen dabei einen authentischen Blickwinkel auf.