GEW warnt vor noch mehr Unterrichtsausfall im Südwesten

26. Juli 2022 , 09:32 Uhr

Der Lehrermangel im Südwesten wird sich im nächsten Schuljahr aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW noch weiter verschärfen. Die Einstellungszahlen des Kultusministeriums zeigten, dass voraussichtlich mehrere hundert Stellen unbesetzt blieben, sagte GEW-Landeschefin Monika Stein. Besonders an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und bei der Inklusion fehlten immer mehr Lehrkräfte. Auch viele Berufliche Schulen, Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe 1 würden absehbar mit zu wenig Personal ins Schuljahr starten.

Frustrierende Situation für Lehrer

Stein sagte dazu: «Es ist für die 130 000 Lehrkräfte an den 4500 Schulen frustrierend, dass sie auch im nächsten Schuljahr jonglieren müssen, um den Pflichtunterricht einigermaßen sicherzustellen.» Das sei besonders ärgerlich, weil die Situation im Unterschied zur Corona-Krise oder dem Ukraine-Krieg vorhersehbar gewesen sei. Hätte die grün-geführte Landesregierung 2012 die vorliegenden Zahlen des Statisches Landesamtes ernst genommen und ausreichend Studienplätze geschaffen, könnten jetzt alle Stellen besetzt werden. «Wir erwarten, dass die grün-schwarze Landesregierung endlich den Ernst der Lage in Kitas und Schulen begreift und mit den notwendigen Investitionen im nächsten Landeshaushalt reagiert.»

Vertretungsreserve viel zu klein

Stein erklärte, die Gymnasien seien die einzige Schulart, in der fast alle Stellen besetzt werden konnten – bis auf bestimmte Mangelfächer.
Stein beklagte, dass die ständige Vertretungsreserve mit 1945 Stellen viel zu klein sei, den es gebe 5000 bis 7000 dauerhaften Ausfälle. Schon am ersten Schultag seien alle Vertretungskräfte eingeplant. «Da kaum weitere Personen auf dem Arbeitsmarkt sind, die kurzfristig für Vertretungen gewonnen werden können, bedeutet jeder weitere Ausfall, dass Klassen zusammengelegt werden müssen oder Unterricht ausfällt.»

Nur knapp 400 Bewerbungen auf fast 600 Stellen

In den SBBZ gab es demnach für etwa 591 Stellen für Sonderpädagoginnen und -Pädagogen nur 401 Bewerbungen. Auch bei den sonderpädagogischen Fachlehrkräften kamen auf 137 freie Stellen nur 13 Bewerbungen. Schon in diesem Schuljahr seien hier 12 Prozent der Stellen nicht besetzt gewesen, die Quote werde sich noch erhöhen.
Bei der Grundschulen gab es demnach 1205 Bewerbungen für 1267 Stellen. Für Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen bewarben sich 1030 Personen für 1099 freie Stellen. An den beruflichen Schulen sei zwar einige Gymnasiallehrkräfte eingestellt worden, das Unterrichtsdefizit sei aber seit Jahren groß.

«Wer an der Bildung spart, bekommt auch keine Zinsen»

Stein zeigte kein Verständnis für die Herangehensweise der Landesregierung. «Wenn ein Autohersteller ein neues Modell einführt, baut er neue Fabriken und stellt tausende Menschen ein.» Obwohl die Schülerzahlen stiegen und neue Projekte wie der Ganztagsausbau in der Grundschule anstünden, «will die Landesregierung immer wieder vorhandene Ressourcen umlenken statt mutig zu investieren». Das werde nicht funktionieren. «Wer an der Bildung spart, bekommt auch keine Zinsen», warnte die Gewerkschafterin.

Anzeige
GEW, Lehrer Lehrermangel Südwesten Unterrichtsausfall

Das könnte Dich auch interessieren

31.10.2024 Immer mehr Lehrkräfte quittieren in Baden-Württemberg ihren Dienst Stuttgart (dpa/tk) - «Vormittags Recht, nachmittags frei» - so lautet ein Vorurteil über Lehrer, die in Wahrheit oft einen stressigen Job haben. Den haben in den vergangenen Jahren immer mehr gekündigt. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Landtag hervor. 10.10.2024 "Kirk" sorgt für Stromausfall, Straßensperrungen und Beeinträchtigungen im Bahnverkehr Südwesten (dpa/tk) - Ex-Hurrikan «Kirk» hat im Südwesten für Feuerwehreinsätze und Beeinträchtigungen im Bahnverkehr gesorgt. Im Schwarzwald ist zudem der Strom ausgefallen. Dunkel ist es heute Morgen vor allem in Bad Wildbad geblieben. 09.10.2024 Der ehemalige Hurrikan «Kirk» bläst Baden-Württemberg durch Südwesten(dpa/svs) - Wer auf einen geruhsamen goldenen Oktober in Baden-Württemberg hofft, muss sich noch ein wenig gedulden: In den kommenden Tagen könnten einige Blätter von den Bäumen geweht werden. Der ehemalige Hurrikan «Kirk» ist im Anflug - und bringt viel Regen für die Mitte Deutschlands mit. Im Südwesten lässt er es zwar nicht so nass, dafür umso stürmischer werden. 08.09.2024 Das ist zum neuen Schuljahr in Baden-Württemberg wichtig Südwesten (dpa/tk) - Wenn am Montag im Südwesten wieder die Schule beginnt, sind auch altbekannte Probleme mit dabei. Es gibt aber auch einige Neuerungen zum neuen Schuljahr. Ein Problem, das den Schulbeginn seit Jahren begleitet, ist der Lehrermangel, daher machen zum neuen Schuljahr im Südwesten auch rund 400 Quereinsteiger Unterricht.