Karlsruhe (pm/tk) – Die Ernte in Baden wird voraussichtlich zufriedenstellend ausfallen. Das berichtete die ZG Raiffeisen in ihrer Jahres-Bilanz in Karlsruhe. So hohe Preise wie vergangenes Jahr dürften die Landwirte für Mais und Getreide nicht mehr erzielen. Die angespannte Versorgungslage am Weltmarkt wird nach Einschätzung der Genossenschaft andauern.
„Die Erntemenge in der Ukraine hat sich gegenüber dem Vorkriegsproduktionsniveau mehr als halbiert“, berichtet Agrar-Bereichsleiter Dr. Richard Volz. Die fehlenden über 40 Mio. Tonnen seien in der Weltgetreidebilanz „ein Wort“ und es werde Jahre dauern, bis die Produktionsflächen nach den Kriegsverwüstungen wieder zur Verfügung stehen. Mit dem aktuellen Getreide- und Ölsaatenbestand könne die Weltbevölkerung rund 91 Tage versorgt werden – laut Volz der niedrigste Wert seit zehn Jahren.
„Umso wichtiger ist es, dass die Landwirtschaft bei uns in der Region auf stabile Rahmenbedingungen für eine auskömmliche Produktion setzen kann“, betont Volz. Die politisch vorangetriebene Ökologisierung trage die ZG Raiffeisen unter anderem mit ihrer Bio-Strategie mit. Jedoch müssten Gesellschaft und Gesetzgeber auch das Thema Ernährungssicherheit im Blick behalten. In diesem Kontext unterstützt die ZG Raiffeisen die Forderungen zahlreicher Landwirte, Flächen mit guten Ertragsaussichten für Ackerbau und nicht für Photovoltaik zu nutzen. „Wir sind keine Gegner der Energiewende, wenn wir sagen, dass wir es uns nicht leisten können, Produktionspotenziale brach liegen zu lassen“, so Volz.
Während die Ernteaussichten in der EU witterungsbedingt nicht gut sind und für Deutschland eine leicht rückläufige Ernte im Vergleich zum Vorjahr erwartet wird, kamen in Baden wichtige Kulturen wie Weizen und Raps besser als erwartet an den Erfassungsstellen der ZG Raiffeisen an. Hitze und Trockenheit sorgten für einen deutlich früheren Erntebeginn. Winter- und Sommerbraugerste kamen mit der Kombination eines feuchtkalten Frühjahrs und eines trocken-warmen Frühsommers nicht so gut zurecht und reagierten insbesondere mit schlechten Qualitäten. „Aufgrund des deutlich zu geringen Vollgerstenanteils sind große Mengen nicht mälzereitauglich und müssen als Futtergerste abqualifiziert werden“, berichtete Volz. Für diese liegen die Preise deutlich niedriger.
Der Ausblick auf die Ernte von Mais und Soja, die im Oktober startet, hat sich dank regelmäßiger Niederschläge seit Ende Juni aufgehellt. Die ZG Raiffeisen rechnet Stand heute mit einem leicht unterdurchschnittlichen Ernteergebnis. Mais ist in der Oberrheinschiene seit langem etabliert. Die ZG Raiffeisen forciert auch den Anbau von Sojabohnen, die traditionell in Übersee und in Europa fast ausschließlich im Donaudelta heimisch sind. „Unser Ziel ist es, die geschlossene, regionale Wertschöpfungskette von der Vermehrung des Sojasaatguts bis zur Vermarktung von hochwertigem Kraftfutter in Baden zu schließen“, erläutert Volz den strategischen Ansatz. „Die Soja-Wertschöpfungskette ist gentechnikfrei und macht uns unabhängiger von Eiweiß-Importen aus Übersee.“
„Ackerbau braucht einen regelmäßigen Wechsel zwischen feuchten und warmen Perioden für einen guten Vegetationsverlauf“, erläutert Volz. „Klimatologen zufolge werden stabilere Wetterlagen die Regel, in denen sich Hoch und Tiefdruckgebiete hartnäckiger über Deutschland und Europa halten.“ Eine Maßnahme, um die Böden gegen Dürreperioden ein Stück weit zu wappnen, ist die Ausbringung von Unter- und Zwischensaaten mittels Drohnen. „Dieses Verfahren beugt Bodenerosion und Nährstoffauswaschung vor, da die Pflanzen die im Boden befindlichen Nährstoffe aufnehmen und speichern“, so Volz. Die Nachfrage der Landwirte nach dieser Dienstleistung der ZG Raiffeisen sei deutlich steigend.