Karlsruhe (pm/lk) – Das Gesundheitspersonal in Karlsruhe möchte am Samstag mit einer Lichterkette durch die Innenstadt ein Zeichen setzen. Die „weißen Helfer“ möchten damit die Bevölkerung aufrütteln, über das völlig überlastete Gesundheitssystem aufklären und für die Corona-Impfung werben. Die stille Kundgebung soll ohne politische Parolen oder Forderungen ablaufen und ist selbstverständlich angemeldet.
Am Samstagabend wird die Karlsruher Innenstadt hell erleuchtet. Denn das Gesundheitspersonal – also Ärzte, Pfleger, Rettungsdienstler, Apotheker oder Hebammen – möchte mit einer Lichterkette die Gegner der Corona-Maßnahmen wachrütteln. Momentan mehren sich die Demonstrationen der Coronamaßnahmen-Gegner und Querdenker. Die „weißen Helfer“ aus dem Gesundheitswesen wissen jedoch, was die andauernde Pandemie bedeutet. „Wir, als Betroffene in der Versorgung der Patienten, sind nach zwei Jahren Pandemie an einem Punkt, wo unsere Kräfte an den Anschlag gelangen. Wir merken, dass eine öffentliche Stimmung herrscht, die mit Corona-Schutzmaßnahmen nicht in Einklang zu bringen ist“, sagt der Arzt und Vorsitzende des ASB Karlsruhe, Christoph Nießner, im Interview mit der neuen welle.
Darum formiert sich das Karlsruher Gesundheitswesen am Samstagabend ab 17.45 Uhr mit Kerzen und Lichtern zu einer Lichterkette in der Kaiserstraße vom Europaplatz bis zum Kronenplatz. In der Hoffnung, dass Schutzmaßnahmen wieder stärker eingehalten werden und sich mehr Menschen impfen lassen. „Wir wollen bewusst keine lautstarke Demonstration machen, sondern still die Menschen mit Plakaten und Transparenten aufrütteln“, so Nießner weiter. Die Aktion kommt gerade zum jetzigen Zeitpunkt, wo vermehrt Menschen zu unangemeldeten „Spaziergängen“ auf die Straße gehen. „Genau diese Demonstrationen sind der Anlass für die Aktion. Wir konnten es nicht früher machen, da wir am Anschlag waren und dafür schlicht keine Zeit hatten. Außerdem haben wir gehofft, dass die Menschen das von sich aus verstehen.“
Während der Aktion werden auch Fahrzeuge des Rettungsdienstes im Einsatz sein. Gegen 18 Uhr sollen die Blaulichter der Fahrzeuge leuchten, genau drei Minuten lang. Und das hat auch einen Hintergrund: „Drei Minuten brauchen wir in etwa, bis wir unsere Schutzanzüge angelegt haben, um in ein Patientenzimmer zu gehen. Oder uns in einem Rettungsdiensteinsatz in der Wohnung eines Patienten zu schützen. Denn häufig fehlen genau diese drei Minuten einer Patientenversorgung, die zeitlich notwendig wären.“ Schutz bedeutet für Nießner aber auch eine Corona-Impfung, denn Verständis für Impfgegner hat er schon lange nicht mehr: „Verstehen kann ich es absolut nicht, weil wir im offenen Feldversuch nun weltweit Millionen bis Milliarden Menschen geimpft haben, ohne dass etwas substantiell Relevantes passiert.“
Insgesamt haben sich nach Angaben von Nießner bereits über 200 Unterstützer angemeldet, doch er rechnet mit etwa 400 bis 500 Teilnehmern. Am kommenden Montag soll es dann eine weitere Versammlung gegen Rechts und die Querdenker-Szene geben. Jörg Rupp vom Netzwerk „Karlsruhe gegen Rechts“ hat zu einer Menschenkette am Marktplatz aufgerufen und rechnet mit etwa 250 Teilnehmenden. „Wir möchten den Marktplatz für die Bürger in Karlsruhe zurück erobern und eine Gegenbewegung starten.“ Rupp will nach eigener Aussage ein Zeichen gegen die „Spaziergänge“ setzen, die auch in der Region immer wieder stattfinden. Die Versammlung soll am Montag ebenfalls gegen 17.45 Uhr beginnen.