Germersheim (pm/lk) – Die Corona-Neuinfektionen im Landkreis Germersheim sind in den letzten Tagen sprunghaft angestiegen. Derzeit liegt die 7-Tages-Inzidenz bei 108,5 pro 100.000 Einwohner und damit auf dem doppelten Niveau wie der Landesdurchschnitt. Es ist die zweithöchste Inzidenz im Land.
Die Präsenzpflicht an Grund- und Förderschulen bleibt aufgrund des Infektionsgeschehens im Landkreis Germersheim aufgehoben. Darauf haben sich Landrat Brechtel und die Schulaufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier am Freitagnachmittag verständigt. Das ermöglicht es, dass Eltern, die beispielsweise Risiko-Patienten in der Familie haben, ihre Kinder weiterhin im Fernunterricht behalten können. Die Schulaufsicht informiert die Grund- und Förderschulen im Landkreis am Freitagnachmittag über diese Entscheidung. Der Präsident der Aufsichtsbehörde und der Landrat betonen, dass sie die Situation sehr genau verfolgen und bei ungünstigem Verlauf sehr zeitnah weitere Maßnahmen verkünden werden.
„Derzeit befindet sich der Landkreis Germersheim epidemiologisch in einem kritischen Zustand. Aus diesem Grund haben wir das Land darum gebeten, die Präsenzpflicht an unseren Schulen im Kreis zu überdenken und darüber hinaus weitere Maßnahmen, wie Impfangebote für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher, in Betracht zu ziehen“, sagte Landrat Fritz Brechtel. Er stelle sich die Frage, ob die Schulöffnungen am Montag tatsächlich sinnvoll seien. Oder ob zumindest über die Aussetzung der Präsenzpflicht nachzudenken sei. „Wir haben mündige Eltern, die in dieser Situation selbst entscheiden sollten, wie dringend es ist, die eigenen Kinder wieder in die Schule zu schicken.“
Selbstverständlich habe Brechtel auch Verständnis für alle Eltern, die sich um möglicherweise negative Auswirkungen sorgen, die mit der langen Auszeit der Schulen einhergehen. Außerdem sollte nach Ansicht des Landrates geprüft werden, ob nicht den Lehrkräften sowie den Erzieherinnen und Erziehern im Landkreis rasch ein Impfangebot unterbreitet werden sollte, um sie besser zu schützen. Darum habe sich Brechtel bereits am Donnerstagabend an die Landesregierung gewandt. Er bat die zuständigen Ministerien um Entscheidungen, welche Maßnahmen zu treffen seien.
Aus Sicht des Germersheimer Gesundheitsamtes spielen mehrere Faktoren für den sprunghaften Anstieg eine Rolle. Überall im Landkreis wurden Corona-Mutationen des britischen, südafrikanischen und brasilianischen Typs identifiziert. Der Anteil dieser besonders ansteckenden Varianten liegt bei den Neuinfektionen bei etwa 25 Prozent. Allein in den letzten Tagen gab es in zwei Grundschulen sowie einer Realschule vier Ausbrüche und in sechs Kitas insgesamt zwölf Ausbrüche – obwohl die Einrichtungen nur im Notbetrieb gelaufen sind. Die Gefahr besteht nun darin, dass Kindergarten- oder Schulkinder kaum Symptome zeigen und bei einer Infektion viele Personen lange Zeit unbemerkt anstecken können.