Baden-Baden (dpa/bo) – Die Kurstadt Baden-Baden will in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen werden. Sechs Welterbe zählt Baden-Württemberg schon. Bei der anstehenden 44. Sitzung des Unesco-Welterbekomitees könnte mit Baden-Baden nun ein weiteres hinzukommen.
Baden-Baden und die Landesregierung fiebern der 44. Sitzung des Unesco-Welterbekomitees entgegen, die am Freitag (16. Juli) online beginnt. In den Tagen drauf wird es auch um einen Antrag der Kurstadt gehen, den sie mit zehn weiteren europäischen Städten unter dem Begriff Great Spas of Europe – bedeutendste Kurstädte Europas – eingereicht hat. Darunter werden nach Angaben der Stadt Kurstädte verstanden, die vom späten 18. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert internationale Bedeutung erlangten.
„Wir blicken mit Spannung auf den Tag der Entscheidung des Welterbekomitees und würden uns sehr freuen, wenn Baden-Baden als siebte Stätte in Baden-Württemberg in die Unesco-Welterbeliste eingetragen würde“, sagte die Ministerin für Landesentwicklung, Nicole Razavi (CDU). Diese Auszeichnungen „unterstreichen den Reichtum der Denkmallandschaft unseres Landes“. Eine Entscheidung wird voraussichtlich am 24. Juli erwartet.
Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) sagte: „Sollte es zu einem positiven Bescheid kommen, wäre dies eine großartige Anerkennung für die Stadt und die international bekannte Marke Baden-Baden.“ Trotz eines schon hohen internationalen Bekanntheitsgrads könnte eine Aufnahme auf die Unesco-Welterbeliste zusätzliche Chancen bieten, die Angebote zu bewerben. Gerade der Schulterschluss mit europäischen Städten freue sie, sagte Mergen. „Baden-Baden definiert sich auch aus seiner Historie heraus als europäische Stadt.“ Sie erlangte ihre Glanzzeit als „Sommerhauptstadt Europas“ im 19. Jahrhundert. Dies zeigt sich noch heute im Stadtbild. Der Städtebau etwa sei ausgerichtet auf medizinische, therapeutische und gesellschaftliche Funktionen. „In diesen mondänen Stätten der Gesundheitspflege, der Muße und des geselligen Umgangs bildeten sich architektonische Prototypen und eine städtebauliche Typologie heraus, für die es keine frühere Parallele gibt“, heißt von der Stadt. Natürliche Thermalwasser seien Grundlage einer „Epochen übergreifenden Tradition der europäischen Badekultur“.
Zu den elf Kurstädten, die Teil der Bewerbung sind, zählen auch Bad Ems (Rheinland-Pfalz) und Bad Kissingen (Bayern) in Deutschland. Teil des internationalen Antrags sind darüber hinaus etwa Spa (Belgien), Vichy (Frankreich), Bath (Vereinigtes Königreich) sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad aus der Tschechischen Republik. Wiederum ebenfalls aus Deutschland vorgeschlagen sind unter anderem die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt (Hessen) sowie jüdische Orte des Mittelalters in Speyer, Worms und Mainz (Rheinland-Pfalz).
Für die Aufnahme in die Liste des Welterbes gelten strenge Kriterien. Die Objekte müssen von «außergewöhnlichem universellem Wert» sein. Geschafft haben das aus Baden-Württemberg bisher das Zisterzienserkloster Maulbronn (1993), die Klosterinsel Reichenau (2000), der obergermanisch-raetische Limes (2005), die prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen (2011), die beiden Le Corbusier-Häuser in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung (2016) sowie die Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb (2017).