Karlsruhe (dpa/lsw) – Der Abgang von Torjäger Philipp Hofmann war das größte Thema beim Karlsruher SC in diesem Sommer. Womöglich ist die Lücke, die der zum VfL Bochum gewechselte Stürmer hinterlässt, aber gar nicht das größte Problem des Fußball-Zweitligisten.
15 Gegentore in den vergangenen fünf Testspielen haben den Eindruck verstärkt, dass sich die Badener vor allem defensiv steigern müssen, um beim Liga-Auftakt beim SC Paderborn am kommenden Sonntag (13.30 Uhr/Sky) einen Fehlstart zu vermeiden. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung geht der KSC mit Sorgen in die neue Saison. Das Ziel ist erneut der Ligaverbleib, dürfte aber schwieriger zu erreichen sein als zuletzt.
„Wir sollten schauen, dass wir so schnell wie möglich das rettende Ufer erreichen“, sagte Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer. „Nur das kann die Zielsetzung sein: Sorgenfrei durch die Saison zu kommen.“ Hofmanns Abgang soll im Kollektiv aufgefangen und die löchrige Abwehr stabilisiert werden. Die war nach dem 2:3 bei der Generalprobe gegen den Drittligisten 1. FC Saarbrücken am vergangenen Samstag das zentrale Thema bei den Karlsruhern. „Wir müssen schauen, dass wir den Laden dicht kriegen. Wir müssen einfacher verteidigen“, forderte Kreuzer. „Die Haltung, wie ich verteidige, muss eine andere werden“, sagte Trainer Christian Eichner, der den Club zuletzt auf die Plätze sechs und zwölf führte.
Dass Torhüter Marius Gersbeck nach seiner Hand-Operation sowie die verletzten Verteidiger Christoph Kobald, Daniel O’Shaughnessy, Felix Irorere und Sebastian Jung derzeit allesamt fehlen, dürfte ein Grund für die defensiven Probleme sein. „Momentan haben wir nicht die Möglichkeiten, ein bisschen Spannung reinzubringen“, sagte Eichner dazu, dass sich die Viererkette um Neuzugang Marcel Franke (Hannover 96) und Routinier Daniel Gordon aktuell quasi von allein aufstellt.
Stabilisiert sich die Defensive, fällt offensiv womöglich das Fehlen von Hofmann, der vergangene Saison immerhin 19 Liga-Tore erzielte, nicht mehr so ins Gewicht. Je weniger gegnerische Treffer, desto weniger eigene seien nötig um zu punkten, rechnete Kreuzer vor. Mikkel Kaufmann, vergangene Spielzeit beim Ligarivalen Hamburger SV unter Vertrag und nun für ein Jahr vom FC Kopenhagen ausgeliehen, und Simone Rapp, der zuletzt für den FC Vaduz in der zweiten Schweizer Liga stürmte, wurden geholt und sollen Hofmann im Verbund ersetzen.
Es fehle ihm „die Physis mit dem Rücken zum Tor und ein bisschen die körperliche Aggressivität“, sagte Kreuzer über Rapp. „Aber er hat viele andere Attribute, die ähnlich sind wie bei Hofmann. Er hat einen unglaublichen Torabschluss.“ Der 1,93-Meter-Mann soll der neue Zielspieler im Angriffszentrum werden, Kaufmann um ihn herum wirbeln. Direkt mit Hofmann vergleichen wolle er aber keinen, betonte Kreuzer.
Die individuellen Fehler, die sich das Team in den Tests erlaubte, gelte es nun abzustellen, forderte Rechtsverteidiger Marco Thiede. „Unabhängig von den Ergebnissen bin ich sehr zuversichtlich für die nächsten Wochen“, sagte er. „Die Mannschaft kann Paderborn dennoch schlagen“, meinte auch Kreuzer vor dem Start. „Aber nur dann, wenn wir verteidigen wie Männer. Wie Zweitliga-Spieler.“ Der KSC, der vergangene Saison auch durch Moral und Teamgeist überzeugte, dürfte einen guten Auftakt brauchen, um die Zweifel im Umfeld zu zerstreuen.