Region (pm/mt) – Noch knapp sechs Wochen sind es bis zum Ende der Spargelsaison am 24. Juni. Trotz bester Spargel-Qualitäten und guter Ernte ist die Stimmung bei den Erdbeer- und Spargelbauern in der Region ist gedrückt. Denn das Geschäft läuft nicht gut. Importware zu Spottpreisen drückt den Preis von heimischen Erdbeeren und Spargel. Da es in vielen Ländern wie Italien und Spanien keinen Mindestlohn gibt, kann die Ware aus dem Ausland in Deutschland günstiger als deutscher Spargel angeboten werden. Zudem waren – bedingt durch die Inflation und die Unsicherheit angesichts der Weltlage – Erdbeer- und Spargelliebhaber aus der Region in dieser Saison bisher zurückhaltender als erwartet.
„Wir sind ernüchtert und enttäuscht. Mit Corona, dem Krieg in der Ukraine und der Klimakrise dachten wir, es sollte nun jedem klar geworden sein, wie wichtig die Produktion von Lebensmitteln im eigenen Land ist. Weit gefehlt, der Handel hält bis mitten in die Saison hinein neben dem heimischen Spargel Importware zu Spottpreisen in seinen Regalen. Kaum besser ergeht es den Erdbeeren. Man importiert Bio-Ware aus weiter Entfernung und lässt den heimischen Anbau gegen die Wand fahren, wohlwissend, dass dies die Existenz der Landwirte gefährdet, und Regionalität und Saisonalität eine Menge CO2 einsparen und das Klima schonen“, erklärt Simon Schumacher, Vorstand im Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V., bitter.
Importspargel und Importerdbeeren können in Deutschland günstiger als deutscher Spargel angeboten werden, weil die Löhne niedriger sind: In Italien gibt es keinen Mindestlohn. In Spanien liegt der Mindestlohn bei 6,06 Euro pro Stunde, in Griechenland gar bei 3,83 Euro pro Stunde und in Ungarn liegt er bei 3,21 pro Stunde. Mit aktuell 9,82 Euro pro Stunde liegt Deutschland hier schon mehr als das 1,5- bis 2,5-Fache höher.
Die aktuelle Situation gibt den Spargel- und Erdbeerproduzenten schon einen Vorschmack auf das, was sie 2023 mit 12 Euro Mindeststundenlohn erwartet. „Die Anbauer und Anbauerinnen bezahlen gerne 12 Euro Stundenlohn, aber dieser setzt faire Preise voraus. Aktuell zeigt sich deutlich, dass die heimische Produktion nicht entsprechend geschätzt und entlohnt wird. In der Branche wird der Unmut immer größer. Denn die Anforderungen wachsen, die Produktionskosten steigen, der Druck auf die Preise wird größer. Wenn sich die Preise nicht entsprechend des Mindestlohns anpassen, wird das die Existenz vieler Betriebe kosten“, betont Fred Eickhorst, Vorstand im Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V.