Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Mit dem allmählichen Rückzug der sommerlichen Wärme aus Baden-Württemberg wachsen wieder die Sorgen der Gastwirte in der Corona-Krise. Noch sind die Terrassen voll. Damit weiterhin Gäste im Freien sitzen mögen, könnte es zum Comeback der Heizstrahler kommen.
Vielen Gastwirten geht es nach Monaten der Corona-Pandemie wirtschaftlich schlecht. Im Sommer sind wenigstens die Außenbereiche von Restaurants und Cafés gut gefüllt. Nach Überzeugung des Branchenverbandes Dehoga sind die Gastronomieunternehmen in Baden-Württemberg auf eine Verlängerung der Außensaison angewiesen. Dafür sollte auch der Einsatz der vielerorts verbannten Heizstrahler erlaubt werden, sagte der Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Baden-Württemberg, Daniel Ohl, am Dienstag. „Im Moment geht es für sehr viele Unternehmen der Gastronomie ums Überleben.“ Heizstrahler sind wegen ihres umweltschädlichen Energieverbrauchs in zahlreichen Kommunen nicht erlaubt.
Das Gastgewerbe im Südwesten habe coronabedingt drei bis vier Milliarden Euro Umsatz unwiederbringlich verloren, sagte Ohl. „Das Schnitzel, das im April nicht bestellt wurde, wird im August nicht doppelt bestellt.“ Die geltenden Sicherheitsbestimmungen verringern nach Ohls Angaben außerdem die Zahl der Sitzplätze um durchschnittlich 40 Prozent. „Vor diesem Hintergrund haben viele Betriebe große Sorgen, über den Herbst und Winter zu kommen.“
Der Dehoga setze sich für alles ein, was hilft, die Außengastronomie so lange wie möglich zu verlängern, sagte Ohl. „Dazu kann auch ein Heizstrahler gehören.“ Eine Hilfe wäre auch, wenn die Kommunen den Betrieben bei der Ausweisung von Flächen für Außengastronomie und den Gebühren dafür entgegenkämen, sagte Ohl.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier schlug am Dienstag einen klimapolitischen Ausgleich vor. Es könne in Corona-Zeiten der Gastronomie geholfen werden, wenn Gäste auch in der kalten Jahreszeit draußen sitzen könnten. Die „bescheidenen Energiekosten“ könnten klimapolitisch ausgeglichen werden. Dies bedeutet eine mögliche CO2-Kompensation.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hatte bereits Mitte August angekündigt, dass die Stadt in diesem Winterhalbjahr eine Ausnahme machen wolle. Geregelt sei das noch nicht, sagte eine Sprecherin der Stadt am Dienstag. Eine Entscheidung dazu werde aber bald getroffen. In Stuttgart werde sich wahrscheinlich der Gemeinderat mit dem Thema befassen – ebenfalls mit dem Ziel, die Nutzung von Heizstrahlern entgegen dem bisherigen Verbot zu ermöglichen. Auch die Stadt Karlsruhe, die aktuell den Einsatz von Heizgeräten im öffentlichen Raum nicht genehmigt, denkt nach Angaben eines Sprechers über Ausnahmen in diesem Jahr nach.