Pforzheim (pm/svs) – Nach einem sehr milden Winter mit dem wärmsten Februar seit Wetteraufzeichnungen, steigen die Temperaturen auch in den Böden und Winterverstecken der heimischen Amphibien (Frösche, Kröten, Molche, Salamander) aktuell an. Die Amphibien erwachen aus ihrer Winterstarre und gehen auf ihre alljährliche, zum Teil mehrere Kilometer weiten Wanderschaft zu ihren Laichgewässern. Die meisten der bei uns wandernden Amphibienarten führen sonst ein wenig beachtetes Leben in Wäldern, Gärten, in Hecken und Lesesteinwällen sowie an Gewässern. Besonders aber im Frühjahr treten Amphibien in unser Bewusstsein, wenn sie unsere Wege „kreuzen“.
Ihre Bestände gehen nahezu überall stetig zurück – bedingt durch Umweltveränderungen wie die intensive Landwirtschaft, die Verarmung der Landschaftselemente, die Erschließung der Landschaft durch Verkehrswege und den Einsatz von Schwermaschinen in der Landnutzung. Der Klimawandel verstärkt zudem die Belastungen für die auf Feuchtigkeit angewiesenen Amphibien, z.B. durch ansteigende Lufttemperaturen, Zunahme extremer Hitzephasen, Austrocknung von Kleingewässern und der Böden, durch Waldbrände und Flächenversiegelung. Durch den Stress erhöht sich die Anfälligkeit der Amphibien für Parasiten und Krankheiten. Dabei sind Amphibien wichtige Glieder der belebten Umwelt und tragen zum ökologischen Gleichgewicht der Arten bei, weshalb sie gesetzlich geschützt sind.
Um Nachkommen zu zeugen, müssen die Tiere stehende und langsam fließende Gewässer aufsuchen. Nach der Laichzeit verlassen sie das Gewässer wieder und wandern zurück in ihrem Jahreslebensraum. Wichtige Laichgewässer in Pforzheim sind zum Beispiel im Enzauenpark, der Seehaus-See und der Herrmannsee. Aber auch viele kleine Bachläufe und Tümpel sind Ziel kleinerer Wandergruppen. Sobald die Abend- und Nachttemperaturen mindestens plus fünf Grad Celsius anzeigen, genügend Feuchtigkeit vorhanden ist und die Böden vollends aufgetaut sind, werden die Amphibien wieder aktiv.
Oft müssen die Amphibien auf ihrer Wanderschaft viel befahrene Verkehrswege queren und werden dabei von Fahrzeugen überfahren oder verletzt. Das soll mit der Amphibienschutzaktion verhindert werden. Dabei werden die Tiere durch spezielle Zäune aufgefangen, eingesammelt und von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern auf die andere Straßenseite getragen. Von dort aus setzen sie ihre Wanderschaft zum Laichgewässer fort. An verschiedenen Wanderwegen wie am Seehaus werden die Amphibien auch durch fest eingerichtete Leitanlagen sicher unter der Straße hindurchgeführt.
In Pforzheim beteiligen sich verschiedene städtische Ämter, der örtliche Naturschutzbund Deutschland (NABU) und viele Einzelpersonen an der Amphibienschutzaktion, die vom Amt für Umweltschutz der Stadt Pforzheim zusammen mit dem NABU Pforzheim-Enzkreis koordiniert wird. Da die Helferinnen und Helfer früh morgens und spät abends aktiv sind, sind an manchen Stellen Geschwindigkeitsbegrenzungen angebracht.
Im Zeitraum zwischen Februar bis Ende April sind an folgenden Straßenabschnitten Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Tempo 30 (teilweise mit Zusatzzeichen 17.30 Uhr bis 7 Uhr) und mit Warnzeichen „Amphibienwanderung“ (Krötensymbol) eingerichtet:
Folgende Straßensperrungen werden in der Zeit vom 01.02. bis 30.04.2024 wieder durchgeführt:
Aufgrund stärkerer Wanderbewegungen werden zusätzlich an verschiedenen Streckenabschnitten Warnschilder aufgestellt (z.B. am Rennbachweg in Eutingen, im Herrenstriet).
Wer die Wanderung der Amphibien direkt selbst miterleben und bei den Schutzaktionen helfen möchte, kann sich z.B. telefonisch beim Amt für Umweltschutz unter Tel. 07231-39-2000 oder beim NABU Pforzheim-Enzkreis unter der Telefonnummer 07231-4550045 (Gerold Vitzthum) melden. Helferinnen und Helfer werden immer dringend gesucht!