Mit zunehmendem Alter verändern sich alle Dinge im Leben – auch zwischenmenschliche Beziehungen. Einsamkeit im Alter ist daher leider ein Begleiter für betagtere Männer und Frauen gleichermaßen. Das muss jedoch nicht sein: Mit den richtigen Tipps schaffen es Menschen jeder Altersgruppe, neue Freunde zu finden, auf die langfristig Verlass ist.
Ein Problem, das Menschen nach Eintritt ins Rentenalter oft vor den Kopf stößt, ist die Frage danach, was überhaupt ein Freund ist. Denn: Viele Menschen – bei Männern kommt dies häufiger vor – nehmen Arbeitskollegen als Freunde war.
Auf gewisse Weise mag dies stimmen. Man trifft sich fast täglich, verbringt viel Zeit miteinander, arbeitet an den gleichen Zielen, macht Späße zwischendurch. Dies alles sind Dinge, die Menschen auch mit echten Freunden unternehmen. Allerdings fällt vielen Personen nach Wegfall des Arbeitsplatzes auf, dass es sich bei den vermeintlichen Freunden eben „nur“ um Kolleginnen und Kollegen handelte. Sobald das gemeinsame Fundament – in diesem Fall: der Arbeitsplatz – wegbricht, schläft auch das Miteinander ein.
Eventuell bleiben ehemalige Kolleginnen und Kollegen noch eine Weile befreundet und man sieht sich sporadisch – aber dies ist die Ausnahme. Das Miteinander, das man einmal hatte, basierte nicht auf zwischenmenschlichen, zufällig entstandenen Begegnungen, sondern dem gemeinsamen Beruf. Daher müssen viele Menschen im höheren Alter ganz neu kennenlernen, was Freunde überhaupt sind und wo man diese kennenlernt.
Unsere ersten Freunde lernen wir vielleicht im Kindergarten kennen. Dann folgen weitere in der Schule – und schließlich in Ausbildung, Studium, Beruf und unter ähnlichen Bedingungen. Das heißt: Nur, wenn uns etwas dazu zwingt, in soziale Gefüge einzudringen (wie die Schule), bauen wir überhaupt soziale Kontakte auf.
Das bedeutet: Wir müssen uns selbst Gelegenheiten schaffen, überhaupt Freunde kennenzulernen, denn vom Himmel fallen sie nicht.
Nun ist es im Alter so, dass wir nicht strikt gezwungen werden, uns irgendwo einzubringen. Das Geld fließt automatisch durch die Rente aufs Konto. Einen Arbeitsplatz gibt es nicht mehr. Tägliche Aufgaben wie Einkaufen oder Wege zu einer Behörde lassen sich kaum als sozialer Kontakt bezeichnen.
Mit zunehmendem Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit, leicht neue Freunde zu finden. Einige dieser Ursachen sind ganz natürlich: Wir fühlen uns nicht mehr so agil, haben weniger Energie und sind schwieriger zu begeistern. Während wir mit 20 Jahren ein ganzes Wochenende kaum schlafen und wir uns blendend fühlen, sind acht wache Stunden am Stück mit 75 Jahren vielleicht schon eine Herausforderung. Dies senkt die Bereitschaft, sich groß zu engagieren und die eigenen Kräfte zu mobilisieren.
Ein weiterer Grund ist mentaler Natur: Je älter wir sind, desto mehr Enttäuschungen haben wir erlebt. Staut sich dies auf, verfallen nicht wenige Menschen in eine gewisse Resignation. Warum sollte ich mich überhaupt anstrengen, es hat doch keinen Zweck? Außerdem fällt es nicht mehr so leicht, anderen zu vertrauen – aber Vertrauen ist die Basis jeder Freundschaft. Ist dieser Mann oder diese Frau wirklich an mir interessiert oder will er oder sie mich nur ausnutzen?
Kombinieren wir die physische und die mentale Problematik, wird deutlich, warum viele ältere Menschen gar keine neuen Menschen mehr an sich heranlassen möchten. Dies mag zu einem gewissen Grad zwar verständlich sein, aber es löst nicht das eigentliche Problem: Wie finde ich neue Freunde im Alter?
Sind Freunde überhaupt ein Muss? Was ist, wenn jemand hervorragend allein zurechtkommt? Für eine gewisse Zeit ist das tatsächlich kein Problem. Eher introvertierte Personen, die sehr gut allein Zeit verbringen können, brauchen in der Regel nicht viele Kontakte. Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen „nicht vielen“ und „gar keinen“ Kontakten.
Freunde unterstützen uns, wenn wir sie brauchen, und sie geben uns zu denken, wenn wir uns falsch verhalten. Sie können das Gegengewicht zu unseren alten, eingefahrenen Sichtweisen sein und uns neue Perspektiven öffnen. Sie sind daher nicht nur als bloße Hilfe im Alltag zu verstehen, sondern als Mittel, um mental und physisch fit zu bleiben und nicht das Interesse an neuen Dingen zu verlieren.
Dies alles sind Punkte, die in jedem Alter gelten. Wenn Freunde von 6 bis 60 Jahren wichtig sind, warum sollten Sie dann von 70 bis 90 Jahren weniger wichtig sein? Das Alter ist kein Hinderungsgrund.
Es gibt zahlreiche Wege, um einer Einsamkeitsfalle im Alter zu entgehen. Die gute Nachricht ist außerdem, dass es nie zu spät ist. Die folgenden Tipps helfen:
Nicht zuletzt müssen Personen, die neue Freunde suchen, aber auch bereit sein, diese zu akzeptieren. Häufig – egal in welchem Alter – denken wir, dass wir einfach kein Glück haben und keine Freunde finden. Dabei sind es eigentlich wir selbst, die zu verschlossen sind und mit solch einer hohen Dosis Skepsis an neue Bekanntschaften herangehen, dass eine Freundschaft einfach nicht entstehen kann. Nur, wer die Augen offenhält und sich Neuem nicht verschließt, hat eine Chance.
Tanzen ist eine der besten Möglichkeiten, um neue Menschen kennenzulernen. Der Tanz an sich verbindet physische Anstrengung mit Dynamik und Präzision, außerdem verlangt er Gefühl – und er macht vor keiner Altersgruppe Halt. Wer sich nicht mehr so frisch fühlt wie vor 40 Jahren, muss keine Panik haben: In Seniorentanzgruppen wird keine Leistung verlangt, sondern das Miteinander soll stimmen. Ob jemand gut oder schlecht, langsam oder schnell tanzt, steht nicht im Vordergrund.
Die Natur des Tanzes an sich zwingt Menschen außerdem dazu, sich intensiv miteinander auseinanderzusetzen. Tanzgruppen dieser Art gibt es in den meisten größeren Städten und sie sind normalerweise für alle Interessierten offen – meist wird man sogar sehr herzlich begrüßt.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass es nicht das Alter ist, das uns alt macht. Stattdessen ist es der mangelnde Umgang mit Neuem, mit Spannendem, mit Menschen und auch Tieren. Wer nichts Neues mehr wagt, wird tatsächlich das Gefühl haben, alt zu sein: Alles wurde schon gesehen, alles wurde schon erlebt. Das ist natürlich ein Trugschluss.
Die Hürden sind im hohen Alter zwar höher: Man ist weniger agil, weniger interessiert, eventuell wenig energiegeladen. Aber die Belohnung beim Überspringen dieser Hürde ist identisch mit der in jüngeren Jahren. Es winken ehrliche, beständige Freundschaften, auf die Verlass ist. Dies zuzulassen und danach zu suchen, fällt vielen Menschen schwer. Wir wissen aber, dass es sich lohnt – und schnell fühlt man sich auch mit achtzig Jahren wieder wie mit dreißig.