Freudenstadt (dpa/lk) – Eine sogenannte Reinfektion mit dem Coronavirus ist äußerst selten. Ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind anfälliger als junge. Nun ist ein Patient aus Freudenstadt im Nordschwarzwald nach einer zweiten Ansteckung mit Corona gestorben. Der Mann gehörte mit 73 Jahren zur Risikogruppe und soll an einer Herzerkrankung gelitten haben.
In Baden-Württemberg ist ein registrierter Corona-Patient nach einer zweiten Infektion mit dem Virus gestorben. Es ist der erste derartige Fall im Südwesten, der bekannt geworden ist, und womöglich auch in Deutschland. Es handele sich um einen Mann aus dem Landkreis Freudenstadt, teilte das Landesgesundheitsamt am Mittwochabend in Stuttgart mit. Im April 2020 sei erstmals eine Corona-Infektion bei ihm nachgewiesen worden. Diese hatte er im Frühjahr jedoch gut überstanden. Ende Dezember 2020 habe sich der Mann erneut angesteckt, was Anfang Januar festgestellt worden sei. „Der Patient verstarb im weiteren Verlauf an einer Covid19-Pneumonie (Lungenentzündung) und Sepsis mit Multiorganversagen.“ Zuerst hatte der Rechercheverbund von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung darüber berichtet.
Wie der Verbund weiter schreibt, handelt es sich um einen 73 Jahre alten Mann. Stefan Brockmann, der am Landesgesundheitsamt das Referat Gesundheitsschutz und Epidemiologie leitet, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei der erste bekannte Todesfall nach einer zweiten Infektion im Südwesten. „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er eine der neuen Virusvarianten hatte“, erklärte Brockmann. Der Landkreis Freudenstadt war der erste Landkreis in Deutschland, in dem die in Großbritannien entdeckte Virusmutation aufgetaucht war. Eine Schülerin hatte die Variante aus England mitgebracht, gilt inzwischen aber als vollständig geheilt.
Der Mann habe Vorerkrankungen gehabt, sagte Brockmann. Es soll sich dabei um eine Herz-Erkrankung gehandelt haben. Es sei daher wahrscheinlich, dass er bei der ersten Infektion keine starke Immunität ausgebildet habe. Die Chance, dass sich ein Mensch ein zweites Mal mit dem Coronavirus ansteckt, sei bisher sehr gering. Es gebe vereinzelte Fälle, bei denen die Patienten beim ersten Mal nicht genügend Antikörper ausgebildet hätten.
Nach dem Bericht von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung dürfte dies weltweit erst der dritte bekannt gewordene Todesfall nach einer Corona-Reinfektion sein. Im Oktober war eine 89-jährige Niederländerin verstorben, die allerdings immungeschwächt war. Im Dezember berichtete eine israelische Zeitung, dass sich dort ein 74-jähriger Bewohner eines Altenheims nach durchgestandener Erstinfektion im August erneut infizierte und verstarb, obwohl er zwischendurch dreimal negativ getestet worden sei. Über Patienten mit einer zweiten Infektion gibt es noch relativ wenige Informationen. Das Robert Koch-Institut teilte auf Anfrage des Rechercheverbunds mit, dass Reinfektionen seit einiger Zeit bei der Meldung ans RKI übermittelt werden können und dass derzeit eine Reihe dieser Meldungen überprüft werde.
Der Landkreis Freudenstadt ist bei den Corona-Neuinfektionen allgemein aber auf einem guten Weg: die Sieben-Tages-Inzidenz ist unter die Marke von 100 gefallen. Und das zum ersten Mal seit Anfang November. Mit Stand von Mittwoch gab es laut Landesgesundheitsamt in Stuttgart 211 akut Infizierte Personen im Kreis, die sich in häuslicher Isolation befinden. Die Sieben-Tages-Inzidenz im Landkreis Freudenstadt liegt aktuell bei 93,9.
Bei dem Mann handelt es sich nach Überzeugung von Experten um einen sehr seltenen Fall. „Das ist ein Ausnahmefall, nach dem ich keine Alarmglocken läuten lassen würde“, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Reinfektionen seien zwar selten. Sie zeigten aber auch, dass Infizierte bei einer ersten Erkrankung nicht in allen Fällen eine ausreichende Immunität aufbauten und anfällig sein könnten für eine weitere Ansteckung, sagte der Immunologe vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Abhängig sei das auch von der Schwere des Verlaufs der ersten Infektion.