Freinsheim/Pfalz (mt) – Durch die Corona-Krise hat Getränkehändler Jens Lenhardt aus dem südpfälzischen Freinsheim ein volles Lager mit jeder Menge Bier. Es gibt aber niemanden, der die vielen vollen Fässer kaufen möchte. Damit das gehopfte Wasser nicht vollständig weggeschüttet werden muss, hat sich der Pfälzer eine kreative Alternative überlegt.
Jens Lenhardt brennt mit dem Bier seinen eigenen Schnaps. Einen Brand aus dem Hopfengetränk zu zaubern ist gar nicht so ungewöhnlich. Normalerweise würden die Brauereien dafür allerdings nicht das hochwertige Fassbier verwenden. Sondern die Rohstoffe, die beim Brauen übrig bleiben, so der Getränkehändler. Als bei Lenhardt über die Corona-Zeit literweise Bier übrig geblieben ist, brauchte er einen zündenden Einfall: „Wir haben genug Zeit, um zu grübeln momentan. Wir sind in einer misslichen Lage, für die wir alle nichts können. Da muss man Tag für Tag zuschauen, wie das Bier im Lager abläuft und kann nichts tun. Aber dann kam die Idee: Wir machen einfach Mal einen Schnaps,“ so Lenhardt.
Die verschiedenen Biersorten eignen sich auch unterschiedlich zum Brennen, erklärt der Getränkehändler im Interview mit der neuen welle: „Es kommt immer auf den Alkoholgehalt des Bieres an. Wir müssen die Alkoholmenge immer hochkriegen auf die 40 Prozent. Mit möglichst wenig Verlust. Aus diesem Grund haben wir den zweiten Sud einen Doppelbock gewählt, auch bekannt als Weihnachtsbier. Der hat von Grund aus über sechs Prozent Alkoholvolumen und wir erwarten dadurch ein gutes Produkt.“ Lenhardts Idee sei am Anfang nur ein Experiment gewesen: „Aber es funktioniert und es schmeckt auch gut.“ Der erste Brand wird voraussichtlich Mitte Februar in Flaschen gefüllt und kann dann verkauft werden.
Mit der Idee könne der Pfälzer allerdings nicht sein ganzes Bier retten, dafür sei die Nachfrage nicht ausreichend. Außerdem bringe der Schnaps nicht viel Geld ein. Lenhardt verkauft den Brand zum Selbstkostenpreis: „Wir werden mit der Flasche keinen Gewinn machen. Es soll nur eine Art Solidarität sein.“ Mit der Aktion möchte der Geschäftsmann vor allem eines bezwecken: „Wir wollen Aufmerksamkeit für die Probleme der gesamten Branche. Wir sitzen alle mit vollen Lagern da. Die Brauereien nehmen es großzügigerweise sogar meistens zurück. Aber auch die müssen es irgendwann wegschütten. Also ist es im Prinzip ein verlorener Kreislauf.“ Die Corona-Krise macht auch vor den Kleingetränkehändlern nicht Halt: „Bei uns sind viele unserer Unternehmen familiengeführt. Aus Tradition haben alle einen Abholmarkt dabei und können somit keine oder nur selten Corona-Hilfen beantragen.“ Selbst wenn Hilfen beantragt werden dürften, würden diese nicht ausgezahlt: „Das geht an die Existenz der Kleingetränkehändler.“