«Fliegende Waschlappen» - Karlsruher Artenschützer verfolgen Kiebitze per Sender

12. Juli 2023 , 07:56 Uhr

Baden-Baden/Karlsruhe (dpa/lsw) – Die Frisur keck, der Flugstil so lala: Kiebitze gelten in Deutschland inzwischen als stark gefährdet. Der Karlsruher Zoo will den Vögeln mit einem Artenschutzprojekt unter die Flügel greifen.

Vögel mit Rucksack

Sie sehen aus, als hätten sie einen Rucksack dabei: Mit kleinen Sendern ausgestattete Kiebitze sollen die Erfolge eines Artenschutzprojekts in Baden nachvollziehbar machen. Erstmals seien acht der im Karlsruher Zoo geschlüpften Tiere mit der Mini-Technik ausgestattet, sagte Direktor Matthias Reinschmidt. Fünf von ihnen wurden nun bei Baden-Baden ausgewildert. Bis vor kurzem seien derartige Sender noch zu groß für die Vögel gewesen, erklärte der Zoodirektor. «Jetzt können wir gucken, wohin sie fliegen.»

Kiebitz-Bestände massiv eingebrochen

Bisher seien die Tiere nur beringt worden. Wenn man sie wieder finde, wisse man aber nicht, wo sie zwischendurch waren – ob sie etwa nach Spanien oder Frankreich geflogen oder in Deutschland geblieben sind. Seit vier Jahren beteiligt sich der Zoo an dem Artenschutzprojekt. Denn der Kiebitz ist gefährdet: Der Bestand in Deutschland brach in den vergangenen 30 Jahren um 94 Prozent ein, wie Reinschmidt sagte. «Wir sehen, wie es rapide runtergeht.» Dabei spielten Faktoren wie Insektensterben, Klimaerwärmung und Landwirtschaft eine Rolle.

Eier eingesammelt und im Zoo ausgebrütet

Biologe Martin Boschert sammlt die Eier nun in gefährdeten Brutgebieten am Oberrhein, damit diese nicht von Traktoren zerstört werden. Im Zoo werden sie dann bei 37,2 Grad in Brutkästen ausgebrütet. Tierpfleger kümmern sich um die Küken, wobei die Tiere möglichst wenig Kontakt zu Menschen haben sollen – denn sie sollen wieder in die freie Natur. Neben der Region Baden-Baden nutzt der Zoo dafür die Saalbachauen bei Hambrücken (Landkreis Karlsruhe). 123 Kiebitze und 15 Brachvögel habe der Zoo über die Jahre ausgewildert, sagte Direktor Reinschmidt.

Fliegender Waschlappen

Der Kiebitz (Vanellus vanellus) ist nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in etwa so groß wie eine Taube. Besonders auffällig sei ein keck nach hinten gerichteter, langer Federschopf am Kopf. Aus der Ferne erscheine die Oberseite des Gefieders schwarz, aus der Nähe dunkel-metallisch-grün angehaucht. «Wer einen Kiebitz im Flug beobachtet, denkt unwillkürlich an einen fliegenden Waschlappen», schreiben die LUBW-Fachleute im Internet. «Das mag sich zwar nicht sehr schmeichelhaft anhören, doch treffender kann man die Flugbewegungen des Vogels nicht beschreiben.»

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