Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war die Fischtierärztin Sandra Lechleiter aus Neuenbürg im Enzkreis zu Gast. Sandra Lechleiter war schon früh an Tieren interessiert. Aber, dass ihr Weg mal als Fischtierärztin endet, hätte sie selbst nicht gedacht. Wie man ein Doktor für Fische wird, was in dem Beruf wichtig ist, welche Art von Fischen sie untersucht und warum gerade Kois so wertvoll sind, das alles erzählte sie im Interview mit Martin Wacker.
Egal ob Guppy, Goldfisch oder Koi – wenn es im Aquarium kranke Fische gibt, dann ist Sandra Lechleiter zur Stelle. Sie ist eine von bundesweit knapp 30 Fachtierärzten für Zierfische. „Es gibt nur sechs Fischtierärzte in ganz Deutschland, die eine eigene Praxis haben. Die meisten anderen arbeiten in Instituten, Universitäten oder Untersuchungsämtern“, weiß Lechleiter. Zwei Tage die Woche ist sie in ihrer Praxis „Fishcare“ in Neuenbürg, an vier weiteren Tagen fährt die Fachtierärztin für Zierfische kilometerweit zu Patienten unter anderem im Elsass, in Luxemburg, in Hessen oder in der Schweiz. Da kommen bis zu 70.000 Kilometer im Jahr zusammen.
Ihre Patienten kommen meist mit Tumoren, Parasiten, Bakterien oder Darmproblemen im Eimer oder einem Transportbeutel bei ihr an. Doch die flutschigen Fische können natürlich nicht einfach auf den Behandlungstisch gelegt werden. „Der Fisch wird für die Behandlung aus dem Becken genommen und in ein Gefäß mit etwas Betäubungsmittel gesetzt. Wenn er eingeschlafen ist, kann ich meine Untersuchungen machen“, erklärt die Fachtierärztin. Dazu gehören Abstriche von Haut und Kiemen oder Kotproben. Bei größeren Exemplaren seien auch Wundbehandlungen, Abszessspülungen oder Injektionen möglich. Je größer der Fisch, desto mehr könne medizinisch gemacht werden, sogar bis hin zur Bauchhöhlenchirurgie. Auch Haie, Süßwasserrochen oder Kugelfische haben schon mal zu ihren Klienten gezählt.
Geträumt hat Sandra Lechleiter eigentlich immer von der Großtierpraxis. In die Fischmedizin ist sie eher zufällig gerutscht. „Ich hab im tierärztlichen Untersuchungsamt in Stuttgart als Pathologin gearbeitet. Gelegentlich habe ich die Kollegin vom Fischgesundheitsdienst vertreten. Als sie befördert wurde, hat man mir die Stelle angeboten.“ Heute ist sie froh darüber, den Einstieg in die Fischwelt geschafft zu haben. Etwa zwei Drittel ihres täglichen Geschäfts machen dabei Koikarpfen aus. „Das sind nicht die ganz teuren, meine Patienten bewegen sich im Bereich von 10 bis etwa 4.000 Euro. Aber ich betreue auch eine Koifarm in Japan. Dort sind natürlich die richtigen Perlen dabei.“ Besonders wertvoll seien die Kois, die an Shows teilnehmen. Dort würde beispielsweise auf Größe, Körperform, klar abgegrenzte Farbgebung und Schwimmweise geachtet werden.
Auch privat dreht sich bei der 57-Jährigen alles um Fische. „Ich bin Sternzeichen Fische, habe als Haustier Fische und esse auch sehr gerne Fisch.“ Im heimischen Aquarium hält sie jedoch nur Guppys und Goldfische, denn für kompliziertere Fische, die viel Pflege brauchen, habe sie keine Zeit. Fisch kommt aber selbstverständlich auch bei ihr auf den Teller. „Ich bin natürlich ein leidenschaftlicher Fischesser.“ Denn sie wisse, wie gut die Tiere hierzulande kontrolliert würden. „Das ist eines der besten Lebensmittel, wenn es regional und frisch ist.“ Daher hole sie ihre Fische immer direkt vom Erzeuger. „Ich mag auch wirklich alle Fische – außer Hering.“