Rheinstetten/Karlsruhe/Freiburg (pol/er24/tk) – Eine gefährliche Amokfahrt von Rheinstetten bis fast nach Freiburg hat die Polizei am Dienstagabend in Atem gehalten. Der Tatverdächtige verursacht mehrere Verkehrsunfälle, verletzt mehrere Menschen. Sein Auto überschlägt sich in Karlsruhe und fängt Feuer. Der Mann kapert mit Waffengewalt andere Autos und setzt seine Flucht über die A5 in Richtung Basel fort. Nach einem weiteren Unfall mit einem gestohlenen Lkw wird er schließlich bei Herbolzheim verhaftet. Die Polizei sucht Zeugen.
Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe erwirkte heute gegen den Beschuldigten beim zuständigen Amtsgericht einen Haftbefehl. Der Beschuldigte ist in Deutschland ohne festen Wohnsitz. Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund liegen momentan nicht vor. Die Ermittlungen dauern an. Der verursachte Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf über 75.000 Euro.
Über das Motiv und den Hintergrund des Mannes herrscht immer noch Unklarheit. „Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen“, sagte am Mittwoch ein Polizeisprecher. Die Ermittler halten aufgrund des Verhaltens des Mannes bei seiner Festnahme einen psychischen Ausnahmezustand „für gut möglich“. Der Schaden wurde zunächst auf mehrere 10 000 Euro beziffert. Unklar ist auch, ob er überhaupt einen Führerschein hat und wo der Mann wohnhaft ist. „Das ist alles noch Gegenstand der Ermittlungen“, so der Sprecher.
Der 48-jährige Tatverdächtige soll im Laufe des heutigen Mittwochs einem Haftrichter vorgeführt werden. Bei den Unfällen wurden mehrere Menschen verletzt. „Die Motive des Mannes sind weiterhin unklar, ein psychischer Ausnahmezustand ist nicht auszuschließen“, sagte ein Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe am Morgen.
Nach derzeitigem Kenntnisstand kam es gegen 18:40 Uhr in Rheinstetten-Mörsch zu einem ersten Auffahrunfall, wobei eine beteiligte Person leicht verletzt wurde. Der Tatverdächtige flüchtete anschließend mit seinem SUV mit polnischem Kennzeichen in Richtung Karlsruhe. Im Bereich der Karlsruher Weststadt wurden der Polizei weitere Verkehrsunfälle und Verkehrsgefährdungen gemeldet, die dem Tatverdächtigen zugeordnet werden. In der Händelstraße überschlug sich schließlich der SUV und geriet in Brand. Der Flüchtige bedrohte eine unbeteiligte Autofahrerin und brachte unter Vorhalt eines Messers ihren Pkw in seine Gewalt. Mit diesem flüchtete er wiederum und verursachte erneut einen Verkehrsunfall in der Reinhold-Frank-Straße. Anschließend fuhr er in südlicher Richtung weiter.
Nach weiteren Polizeiangaben kam es unter anderem gegen 18:45 Uhr in der Kaiserallee zwischen dem Peter-und-Paul-Platz und der Klopstockstraße zu einem Streifvorgang zwischen dem Auto des Tatverdächtigen und einer 44-jährigen Radfahrerin. Die Frau stürzte dabei und verletzte sich. Sie wird derzeit in einem Krankenhaus behandelt. Ihren Angaben zufolge kamen ihr nach dem Unfall mehrere Personen zur Hilfe. Die Personen, die auch als mögliche Zeugen in Betracht kommen, sind der Polizei bislang noch nicht namentlich bekannt.
Seine anschließende Flucht führte mutmaßlich über die A5 in Richtung Basel. Dabei kam es offenbar zu weiteren Verkehrsunfällen und Verkehrsgefährdungen. Möglicherweise hat der Täter auch auf Parkplätzen entlang der A5 versucht, weitere Fahrzeuge gewaltsam zu übernehmen. Um 20.50 Uhr konnte der Tatverdächtige schließlich nach einem weiteren Unfall südlich der Autobahnanschlussstelle Riegel von Polizeikräften festgenommen werden. Zuvor hatte er bei Herbolzheim einen Lkw geraubt. Bei der Auffahrt auf die A5 soll es dann zu einem Unfall mit einem Auto mit Schweizer Zulassung gekommen sein. Dieses wurde offenbar über eine längere Strecke vom Lkw mitgeschleift. Beide Insassen wurden schwer verletzt, aber befanden sich am Mittwoch laut Angaben der Polizei außer Lebensgefahr.
Warum der Tatverdächtige die Unfälle verursachte, dabei Menschen verletzte und Fahrzeuge raubte, war nach Angaben eines Polizeisprechers in der Nacht zum Mittwoch „noch völlig offen“. Die Polizei ermittelt derzeit die näheren Umstände der einzelnen Taten. Dazu suchen die Ermittler nach weiteren Geschädigten, da es an der A5 noch mehr Zwischenfälle als bislang bekannt gegeben haben könnte. Allein in Karlsruhe waren am Abend rund 80 Polizeibeamte im Einsatz. Nach aktuellem Ermittlungsstand handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 48 Jahre alten Mann algerischer Staatsangehörigkeit. Geschädigte und Zeugen – darunter auch die Ersthelfer der verletzten Radfahrerin – sind aufgerufen, sich unter Telefon 0721 666-5555 beim Kriminaldauerdienst Karlsruhe zu melden.