Region (pol/dpa/lk) – Stunde für Stunde kracht es Dutzende Male in Baden-Württemberg. Was bleibt sind Scherbenhaufen und Trümmer aus Blech. Auf Bundesstraßen, auf Autobahnen, auf Landstraßen. Die Corona-Pandemie hat die Lage leicht entspannt. Dennoch starben etwas mehr Menschen auf der Straße im Südwesten. Unfallursache Nummer 1 bleibt auch weiterhin zu hohes Tempo. Die Zahl der Fahrradunfälle mit Beteiligung von E-Scootern ist ebenfalls weiter hoch.
Alle zwei Minuten geschieht im Schnitt in Baden-Württemberg ein Unfall, jede Viertelstunde wird ein Mensch verletzt und fast täglich kommt ein weiterer ums Leben. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 348 Menschen bei Unfällen im Südwesten ums Leben gekommen. Das sind rund 5,5 Prozent mehr, als im Vorjahr. Das geht aus den jüngsten Zahlen hervor, die das Innenministerium vorgelegt hat. Deutlich ist jedoch der Rückgang bei Unfällen mit Schwerverletzten, hier sank die Zahl um elf Prozent. Vor allem Motorrad- und Lkw-Fahrer machen Innenminister Thomas Strobl aber Sorgen: „Fast die Hälfte unserer Verkehrstoten verzeichnen wir im Zusammenhang mit Motorrad- oder Lkw-Unfällen.“ Demnach war jeder fünfte Tote ein Motorradfahrer, an jedem vierten tödlichen Unfall war ein Lastwagen beteiligt.
Unfallursache Nummer 1 bleibt in Baden-Württemberg das zu hohe Tempo. Die Polizei hatte unter anderem ihre Kontrollen verstärkt, außerdem wurden mehr mobile Blitzer eingesetzt und der Bußgeldkatalog verschärft. „Hier geht es darum Menschenleben zu retten und schlimme Unfallfolgen zu verhindern – es geht nicht darum, Kasse zu machen“, betonte Strobl. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie waren aber der Grund, dass sich die Zahlen im allgemeinen eher positiv entwickelt haben. Wegen Corona hatte es vor allem im ersten Halbjahr 2021 auch kaum Urlaubsfahrten mit dem Auto gegeben. Lastwagen dagegen sind weiter unterwegs gewesen, dort stieg die Zahl der Unfalltoten auch merklich an. Sollte der sogenannte Corona-Effekt nachlassen, prognostizieren Unfallforscher wieder einen Anstieg zu den alten Unfallzahlen.
Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe hat es im vergangenen Jahr hingegen weniger Unfälle gegeben, als noch im Vorjahr. Das Polizeipräsidium Karlsruhe führt diese Entwicklung auf die Homeoffice-Pflicht und die Präventionsarbeit zurück. Auch die Zahl der Verletzten ist gesunken, die Anzahl der Schwerverletzten sogar um mehr als elf Prozent. Insgesamt starben 15 Verkehrsteilnehmer auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich. Das sind vier mehr als noch im Jahr davor. Die Zahl der Motorradunfälle sank um fast zehn Prozent. Und auch die Zahl der Fahrradunfälle ging zurück, allerdings waren mehr Pedelec-Fahrer an Unfällen beteiligt. Einen auffälligen Anstieg der Zahlen zeigt die Statistik bei Unfällen mit betrunkenen E-Scooter-Fahrern. Jede vierte sogenannte Trunkenheitsfahrt fand auf einem Elektro-Roller statt.
Rund um Pforzheim, Calw, Freudenstadt und im Enzkreis wurden im vergangenen Jahr zwar mehr Unfälle registriert, allerdings ist die Zahl der Verletzten und Getöteten erfreulicherweise gesunken. Die Unfallzahlen sind um rund 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, auf der Autobahn sogar auf fast 24 Prozent. Dennoch liegen die Zahlen noch deutlich unter denen der Jahre 2017 bis 2019. Insgesamt wurden 31 Menschen bei Unfällen verletzt, drei davon auf der Autobahn. Zehn der Opfer waren Motorradfahrer. Drei waren Radfahrende, zwei davon trugen keinen Helm. Allerdings ist die Zahl der Unfälle mit Motorrädern mit 12 Prozent deutlich zurückgegangen. Auffällig ist, dass immer mehr junge Menschen an Unfällen beteiligt sind. Auch die Zahl der Alkohol- und Drogenunfälle ist gestiegen.
Corona, Homeoffice und Homeschooling haben auch rund um Landau für positive Auswirkungen auf den Straßenverkehr und die Unfallzahlen gesorgt. Insgesamt gab es einen Rückgang von über zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Verletzten und Toten ist auf ein Fünfjahrestief gesungen. Auch bei den Risikogruppen Kinder, Junge Fahrende, Senioren und motorisierte Zweiräder sind die niedrigsten Zahlen im Fünfjahresvergleich registriert worden. Zum Vorjahr beträgt der Rückgang 14,4 Prozent. Allerdings gab es mehr Unfälle mit Alkohol und Drogen.