Heidelberg (dpa/lk) – Augenzeugen der Amoktat in der Universität Heidelberg müssen nach Erfahrung eines Experten das Erlebte nun erst einmal verarbeiten.
„Zentral ist, sich die Zeit zu geben, das Erlebte verarbeiten zu können“, sagte Frank-Hagen Hofmann, der Leiter der Psychosozialen Beratungsstelle des Studierendenwerks der „Rhein-Neckar Zeitung“ am Mittwoch. Die Reaktionen auf solche belastenden Ereignisse seien so individuell wie die Bewältigungsschritte. Wichtig seien anfangs oft vor allem ein sicheres Umfeld und Kontakt zu vertrauten Menschen, um sich sicher, unterstützt und aufgehoben zu fühlen, so der Psychologe und Psychotherapeut. „Mit dem Umfeld darüber zu sprechen, sich und sein Erleben mitzuteilen, kann Teil davon sein.“
Die 2017 gegründete Psychosoziale Beratungsstelle berät Studierende sonst bei Konflikten und Problemen wie Ängsten oder Depressionen. Hofmann zufolge können nach einem solchen Ereignis viele Symptome auftreten: Anspannung, Konzentrationsstörungen oder intensive Emotionen. Dies seien Schutzreaktionen des Gehirns. „Das ist eine sinnvolle und normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Ereignis.“ Mit den Bewältigungsversuchen, mit dem Erlebten zurechtzukommen, lasse die Symptomatik in der Regel nach. Wenn man sich überfordert fühle und Beschwerden nicht nachlassen, sei Hilfe von Experten sinnvoll.
Die Anlaufstelle bietet zunächst ein Kontingent von Terminen für Studierende an, die sich durch die Ereignisse belastet fühlen und Rat und Unterstützung suchen. „Gegebenenfalls leiten wir dann auch beispielsweise an traumaspezifische Angebote und entsprechend spezialisierte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten weiter.“
Am Montag hatte ein 18-jähriger Biologie-Student während eines Tutoriums vor allem für Erstsemester in einem Hörsaal eine 23-jährige Studentin getötet, eine 19- und eine 20-Jährige sowie ein 20-Jähriger wurden mit Schüssen leicht verletzt. Der mutmaßliche Schütze tötete sich nach der Tat selbst.