Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Die evangelischen Kirchen im Südwesten haben im vergangenen Jahr weiter Mitglieder verloren. Der Rückgang betrug nach Zahlen mehr als zwei Prozent.
Die Landeskirche in Württemberg verzeichnete Ende Dezember noch 1.869.199 Mitglieder, jene in Baden 1.062.742. Neben Kirchenaustritten sind Todesfälle Gründe für den Rückgang. Ihnen stehen insgesamt rund 20 600 Taufen und mehr als 2500 Aufnahmen im Südwesten gegenüber. Die katholische Kirche gibt ihre Mitgliederentwicklung später bekannt.
„Die Austrittszahlen sind bedrängend, denn jede Person, die die Kirche verlässt, fehlt uns“, erklärte der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. „Dabei brauchen wir gerade in diesen Tagen, in denen viele Menschen Angst haben und sich hilflos fühlen, Gottvertrauen.“ Nur in der Gemeinschaft bleibe der Glaube stark, „nur so werden wir ihn als Quelle des Lebensmutes an die nächste Generation weitergeben können“, sagte er. Die Austritte seien deshalb nicht nur bedrückend sowie eine finanzielle und organisatorische Herausforderung. „Sie schneiden Menschen von Kraftquellen ab, die sie und wir alle gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft brauchen.“
Gerade angesichts der bedrängenden Ereignisse der vergangenen Wochen wie dem Ukraine-Krieg oder auch dem Amoklauf in Heidelberg werde deutlich, wie hoch die Nachfrage nach gemeinsamen Gebeten und Seelsorge ist, hieß es. Um diese Relevanz mehr ins Bewusstsein zu rücken, wolle Kirche wieder gezielter auf Menschen zugehen.
Die Zahl der Sterbefälle ist nach Angaben aus Stuttgart im zweiten Pandemie-Jahr minimal gestiegen. Die Zahl der Kirchenaustritte liege nur gering über dem Wert des Vor-Corona-Jahrs 2019. Hingegen berichteten die Karlsruher, dass sich die Anzahl sowohl der Taufen als auch der kirchlichen Hochzeiten zwar 2021 wieder erhöht, allerdings noch nicht das Niveau vor der Pandemie erreicht habe.