Karlsruhe/Stuttgart (dpa/svs) – Tagelang musste eine Schülergruppen aus Ettlingen in Israel ausharren. Jetzt endlich die erlösende Nachricht: Sie sind in Sicherheit – aber noch nicht zuhause. Die elf Berufsschüler und ihre Begleiter aus Ettlingen haben Israel am Dienstag per Flugzeug verlassen. Sie befinden sich nach Worten einer Sprecherin des Landratsamtes Karlsruhe in einem anderen Land. Wo genau, wurde nicht mitgeteilt.
«Wir arbeiten jetzt daran, die Gruppe von dort aus an einen Zielflughafen in Deutschland weiterreisen zu lassen», hieß es. Wann die Jugendlichen und ihre Begleiter zurück in Deutschland sind, sei wegen der «angespannten Situation an den Flughäfen» noch unklar. «Die vorzeitige Ausreise ist in Eigenregie gemeinsam mit der Expertise und großen Unterstützung der israelischen Partner vor Ort gelungen», wie es weiter hieß. Die Gruppe war kurz nach Beginn der Attacken der islamistischen Hamas an sicheren Ort fernab der Kampfhandlungen gebracht worden. Seitdem war daran gearbeitet worden, die Jugendlichen mitsamt Begleitpersonen auszufliegen. Der Aufenthalt war im Rahmen des deutsch-israelischen Jugendaustausches am Beruflichen Bildungszentrum Ettlingen organisiert worden.
Die Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren und die drei Begleiter, waren am Samstagabend von israelischen Freunden in enger Abstimmung mit dem Militär aus der unmittelbaren Gefahrenzone an einen sicheren Ort in der Negev-Wüste gebracht worden. Man stehe in Kontakt mit der deutschen Botschaft, so der Behördensprecher weiter. Bereits am Samstagmorgen, nach Beginn der Terrorattacken, war ein Krisenstab einberufen worden.
Ein Krisenstab unter der Leitung von Landrat Dr. Christoph Schnaudigel wurde umgehend am Samstagmorgen einberufen und Verbindungen zu den Verantwortlichen der Regionalverwaltung in Sha’ar HaNegev und zur Gruppe hergestellt. Große Erleichterung herrschte, als klar wurde, dass sich die Schüler und Betreuer nicht an Orten aufhalten, die überfallen wurden und allesamt wohlauf sind. Meldungen aus der Schülergruppe ergaben, dass sich die israelischen Gastgeber sehr gut kümmern und man sich an sicheren Orten aufhalte. Der Gruppe vor Ort sowie den Eltern wurde eine zentrale Kontaktperson für Informationen benannt und daneben ein Notfallseelsorgeteam bereitgestellt, das ebenfalls den Schülerinnen und Schülern mit ihren Betreuern vor Ort sowie den Eltern als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Tiefe Bestürzung hatte am Samstagmorgen die Nachricht verursacht, dass der Bürgermeister des Regional Councils von Sha‘ar HaNegev, Ofir Libstein, beim aktuellen Angriff aus dem Gazastreifen auf Israel getötet wurde. In einer ersten Reaktion sprach Landrat Dr. Christoph Schnaudigel der Regionalverwaltung und der Familie von Ofir Libstein das Mitgefühl des Kreistags und der Landkreisverwaltung aus und würdigte die Verdienste Libsteins, der seit 2018 erster Ansprechpartner der Partnerschaft zwischen dem Landkreis Karlsruhe und der Region Sha‘ar HaNegev war. „Unter Ofir Libstein haben sich unsere partnerschaftlichen Beziehungen weiter vertieft. Er war den Menschen zugewandt und seine offene und unkomplizierte Art beeindruckte.“ Noch im Juli war Ofir Libstein im Landkreis Karlsruhe, um weitere Felder der Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene abzustecken. „Ofir Libstein war trotz der immer schwierigen Situation in Sha‘ar HaNegev stets optimistisch. Viele Projekte, die er in seiner Heimatregion auf den Weg gebracht hat, galten einem friedlichen Miteinander in dieser krisengeschüttelten Region,“ so Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. „Sein Tod zeigt den ganzen Irrsinn, dem die Menschen in dieser Region ausgesetzt sind, in ganz besonders tragischer Weise.“
In Andenken an Ofir Libstein und in Solidarität mit Israel wird am Montag vor dem Landratsamt-Dienstgebäude in Karlsruhe und der Außenstelle Bruchsal die israelische Flagge gesetzt.