Region (pm/dk) – Was wisst ihr über Essstörungen? Klar, man kennt sie – Magersucht, Bulimie und so weiter – das hat man alles schonmal gehört. Trotzdem gibt es immer noch ein großes (gesellschaftliches) Problem und ihr könnt außerdem Betroffenen aus unserer Region helfen!
Erstmal ist es wichtig zu wissen über was wir bei Essstörungen eigentlich sprechen – und tatsächlich handelt es sich hier um psychische Erkrankungen. Diese zeigt sich eben im Essverhalten – und das auf verschiedene Art und Weise. Es gibt:
Die Übergänge zwischen den verschiedenen Essstörungen können fließend sein.
Die Diakonische Suchthilfe Mittelbaden hat in Karlsruhe die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke (BES) – ein sehr wichtiges und vor allem niederschwelliges Angebot für Betroffene. Dort kann jeder einen Termin vereinbaren und eine erste Einschätzung vom Experten bekommen. Auch eine Begleitung ist möglich – allerdings kommt der Austausch mit anderen Betroffenen noch zu kurz.
Deswegen gibt es seit einiger Zeit auch ein eine Gruppenangebot, das sich gezielt an junge Erwachsene richtet. Und genau da liegt das Problem – ausschließlich die Beratung kann durch öffentliche Gelder finanziert werden – das Gruppenangebot braucht da separate Mittel. Deswegen wurde jetzt eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, durch die jeder die Arbeit der Beratungsstelle unterstützen kann. Den Link zur Aktion findet ihr HIER.
Aber Achtung: Vielleicht schon mal den Wecker auf den 18. Dezember stellen. Denn in Kooperation mit der Sparkasse werden alle eingegangenen Spenden vom 18. bis 23. Dezember verdoppelt!
Ganz häufig beginnt eine Essstörung mit einer Körperunzufriedenheit und dem Versuch sein Körper hin zum „richtigen“ Gewicht zu formen. Sowohl im jugendlichen, als auch im erwachsenen Alter ist das ein Problem – denn dieser Druck geht oft von der Gesellschaft aus:
Auch wenn wir in die Medien schauen, die Models anschauen. Zwar geht es in Richtung „Body-Positivity, aber trotzdem ist eher ein schlanker Körper erstrebenswert,
betont Julia Doll, Sozialberaterin bei der Diakonischen Suchtberatung. Und das Bild wird eben auch beim Umgang mit etwas dickeren oder dünneren Personen weiter geformt. Wir haben mit Miriam gesprochen – sie hat die Binge-Eating-Störung und einen ganz besonderen Wunsch an die Gesellschaft:
Ich fände es schön, wenn man, bevor man die Figur von jemandem beurteilt, sich überlegt, ob das angebracht ist. Weil oft weiß man nicht, warum jemand so aussieht, wie er aussieht.
Und Betroffene können eben oft nichts dafür, schließlich ist es eine (psychische) Krankheit. Und die ist schwierig zu behandeln, aber auch schwierig zu erkennen:
Irgendwie hatte ich jahrelang ignoriert, dass ich diese Essstörung habe. Das war wie wenn ich zwei Personen wäre. Einmal die Miriam, die einen ganz normaleb Alltag lebt, wo alles in Ordnung ist. Und dann die zweite Person, die wie fremdgesteuert in den Supermarkt geht, sich irgendwelches Essen kauft, auf dem Parkplatz noch in sich reinschaufelt, den Müll natürlich dort entsorgt, damit keiner sieht, was passiert ist – und die dann wieder ins Auto steigt und wegfährt, als wäre gar nichts passiert.
Und deswegen ist es wichtig zu hören, wie so eine Krankheit aussieht, wie es Betroffenen wirklich geht. Wissen die Menschen heutzutage trotz all der Aufklärung noch zu wenig über Essstörungen? Miriam meint:
Ich denke, das ist mittlerweile schon bekannt, dass es das Thema gibt. Aber leider wird es immer noch viel mit Disziplinlosigkeit in Zusammenhang gebracht, als wäre das eine reine Willenssache. Natürlich wollte ich diese Sachen nicht essen. Und wenn man meinen normalen Alltag anguckt, dann wird mir mir das auch gar nicht zugetraut. Es hat aber nichts mit Disziplinlosigkeit zu tun – es ist eine Erkrankung.