Karlsruhe (dk) – In einem neuen Interview spricht der Zoodirektor Matthias Rheinschmidt zusammen mit dem Tierarzt Dr. Marco Roller über den aktuellen Stand der Eisbären im Karlsruher Zoo und die Situation in der Natur. Während der Nachwuchs im Zoo weiterhin ruhig bleibt, ist die Lage für Eisbären in der freien Wildbahn alles andere als einfach. Das Gespräch gibt einen interessanten Einblick in die Aufzucht der Tiere und die Herausforderungen, die die bedrohte Art durch den Klimawandel und den schwindenden Lebensraum zu bewältigen hat.
Dr. Marco Roller betont die Gefährdung der Eisbären durch den Klimawandel. Die Internationale Union für Naturschutz (IUCN) stuft die Art als gefährdet ein, mit einer geschätzten Gesamtzahl von 20.000 bis 25.000 Tieren in der Arktis. Diese leben in 19 Subpopulationen, die sich zum Teil nicht mehr miteinander austauschen können, was zu genetischen Problemen führt.
Wir gehen von 20 bis maximal 25.000 Tieren aus. Wenn man sich vorstellt, wie groß das Verbreitungsgebiet der Eisbären in der Arktis ist, dann sind 20 bis 25.000 Tiere gar nicht mal so viel. Dazu muss man wissen, dass diese maximal 25.000 Tiere auch in 19 Subpopulationen vorkommen, das heißt in Habitaten vorkommenden Populationen, die sich gar nicht mehr untereinander austauschen können oder nur zu einem gewissen Grad. Und das führt dazu, dass der Eisbär als wirklich gefährdete Tierart mit zu vielen Konfrontationen zu kämpfen hat, die auch als große Probleme unserer Zeit dastehen. Dass der Klimawandel und wir sehen am Eisbär das auch teilweise bedingt durch den Klimawandel eben auch eine Artenkrise herrscht und Arten wie der Eisbär eben so vom Aussterben bedroht sind,
erklärt Roller.
Ein zentraler Punkt des Gesprächs ist die Veränderung des Lebensraums der Eisbären. Roller beschreibt, wie das Packeis, das für die Jagd der Tiere notwendig ist, immer weiter zurückgeht. In der Hudson Bay haben die Tiere bereits große Schwierigkeiten, weil das Eis zu früh im Jahr verschwindet und zu spät wieder zufriert. „Dann muss er sich an andere Nahrungsquellen anpassen, an die er als Eisbär nicht so sehr adaptiert ist. Ist dann eben an Land in den Küstenregionen und muss dann eben auch schauen. Da kommt es dann zu Konflikten. Das sind meistens auch bewohnbare Regionen. Da kommt es zu einem steigenden Mensch-Tier-Konflikt. Die Eisbären, die dann an Land sind, treffen sich zum Beispiel an Kadavern an großen Kadavern von Säugetieren, was dann wieder dazu führt, dass das auch ein Gesundheitsrisiko für die Tiere ist“, sagt Roller.
Der Karlsruher Zoo spielt eine wichtige Rolle in der Erhaltung der Eisbärenart. Durch die Zucht wird eine Reservepopulation aufgebaut, die als „Botschaftertiere“ fungieren und das Bewusstsein für den Klimawandel und die Gefährdung von Arten schärfen soll. Roller meint:
Wenn man davon ausgeht, und das sind die Studien und die Berechnungen der IUCN, dass diese Eisbärenpopulation in den nächsten 35 bis 40 Jahren um über 30 % zurückgeht und davon vor allem einzelne Subpopulationen dann eben betroffen sind, dann ist es gut, eine Reservepopulation zu haben. Ob irgendwann dieser Zeitpunkt kommt, wo wir gezielt über eine Bestandsstützung oder eine Ausbildung von Eisbären nachdenken? Das kann keiner sagen. Aber wenn wir diese Reservepopulation nicht haben, dann vertun wir eine große Chance, um den Eisbär vielleicht langfristig auch auf unserem Planeten erhalten zu können.
Obwohl der Eisbärennachwuchs im Karlsruher Zoo noch nicht zu sehen ist, bleibt die Hoffnung groß. Rheinschmidt sagt dazu: „Der Ungeduldigste von allem, das ist der Zoodirektor. Aber ich reiße mich zusammen. Sobald es was Neues zu berichten gibt, werden wir uns wieder melden.