Pforzheim (lea) – Es gibt Regenbogenschupfnudeln, Eis und klare politische Forderungen: Mehr Akzeptanz, weniger Hass und Diskriminierung. Mit diesen Anliegen geht die queere Community am Samstag, 17. Juni, in Pforzheim auf die Straße. Beziehungsweise auf den Pforzheimer Marktplatz. Denn dort gibt es den ersten Christopher Street Day (CSD). Organisiert wird die Veranstaltung von „Spotlight“, der ehemaligen Aidshilfe Pforzheim. Die Veranstalter rechnen mit circa 200 Teilnehmern. Bis am Samstag dann aber ein Meer aus Regenbogenflaggen über dem Marktplatz wehen kann, haben die Organisatoren noch einiges zu tun.
Um 11 Uhr soll es am Samstag, 17. Juni, dann – endlich – losgehen. Pforzheim bekommt seinen eigenen Christopher Street Day (CSD). Die Freude bei den Organisatoren ist riesig. Trotzdem, ein bisschen Nervosität schwingt bei Planer Caleb Davies von „Spotlight“ mit, als er über sein Herzensprojekt schwärmt: „Wir freuen uns auf alles. Es wird Eis geben, da freue ich mich ganz besonders drauf“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Nur wenige Tage vor dem Event gehen Euphorie und Planungsstress bei Davies‘ Team Hand in Hand. „Was brauchen wir noch alles? Wie viele Leute kommen? Kommt überhaupt jemand?“, zählt der Sozialarbeiter die größten Sorgen der Organisationsgruppe auf.
„Wir haben auf eigene Faust entschieden das zu machen“, so Davies. „Wir“, das ist das Team der ehemaligen Aidshilfe Pforzheim. Vor Kurzem hat sich die Beratungsstelle in „Spotlight“ umbenannt. Der Name, so Davies, entspreche den Angeboten der Stelle besser. „Wir haben gesagt, so ein CSD, das passt in unsere Arbeit und das gibt es hier noch nicht.“ Außerdem sei es schon ein bisschen peinlich, fügt der Sozialarbeiter an, dass Pforzheim, eine sonst so vielfältige Stadt, „sowas noch nicht hat“.
Dieser Mangel wird jetzt ausgemerzt. Mit einer Besonderheit: „Es gibt keine Parade. Da haben wir uns dieses Jahr der Organisation halber dagegen entschieden“, erläutert Davies. Das Fest soll stattdessen auf dem Marktplatz stattfinden. Das Programm zwischen 11 und 18 Uhr ist so vielfältig wie die queere Community selbst: Drag-Artist Startruck Darkness und Drag Queen Betty D. Fort werden auftreten. Und auch DJ Sony Straight gehört zum kulturellen Angebot und wird für Livemusik sorgen. Regenbogenschupfnudeln, Eis und Getränke können erworben werden.
„Und dann gibt es eine Open Stage“, fügt Davies an. Wer etwas loswerden möchte, sei es eine künstlerische Darbietung oder eine kleine Rede, kann sich vorab bei den Organisatoren registrieren. Die verteilen Time-Slots von fünf Minuten, die individuell genutzt werden dürfen. Respektvoll und ohne die Bühne zu missbrauchen, versteht sich. Um 20 Uhr startet zudem die Afterparty im Kulturhaus Osterfeld.
Bisher gab es in Pforzheim die Veranstaltung „City under the rainbow“. Ein Fest im Kupferdächle, von dem der Großteil der Gesellschaft nichts mitbekam. Das soll sich mit dem CSD ändern. Man wolle mit der Bevölkerung feiern, am besten mit der ganzen. „Bei uns sind alle willkommen, die friedlich kommen“, betont Davies. Gleichzeitig dürfe man aber nicht vergessen, dass Pride-Feiern politische Feiern seien. „Die sind ja entstanden, um Sichtbarkeit zu bekommen“, erläutert der Sozialarbeiter. Denn noch immer gebe es viel zu tun: „Transfeindlichkeit ist noch sehr salonfähig. An Haltestellen hört man immer noch homophobe Schimpfwörter unter Jugendlichen.“ Beim CSD werde daher mit einem politischen Statement gefeiert: „Wir sind hier. Und wir wollen die gleichen Rechte.“
Umso wichtiger ist für Davies die Unterstützung aus der Politik. „Damit queere Menschen merken, dass es in der Politik Leute gibt, die uns sehen und die sich für uns einsetzen. Menschen, die sich auch nicht zu schade sind, sich vielleicht an ihrem freien Samstag neben uns zu stellen“, ergänzt er. Eine dieser Politiker, die am Samstag am ersten Pforzheimer CSD teilnehmen werden, ist Katja Mast. Sie ist Erste Parlamentarische Geschäftsführung der SPD-Bundestagsfraktion und unterstützt die Idee eines CSD in Pforzheim.
An Kritiker der Veranstaltung hat sie eine klare Botschaft: „Es muss ja niemand teilnehmen am CSD. So wie man auch sonst an Veranstaltungen nicht teilnehmen muss.“ Dennoch, betont sie, wünsche sie sich, dass möglichst viele Menschen aus der Region dabei seien. „Alle aktiven Demokratinnen und Demokraten sollten sich Hass und Hetze in Verbindung mit dem CSD entgegenstellen“, fordert Mast. Dass sie am ersten CSD Pforzheims teilnehmen wird, ist für sie selbstverständlich. Denn als Abgeordnete gehöre es dazu, ein deutliches Signal zu setzen.