Baden-Baden (dpa) – Die Entlassung eines ukrainischen Barmanns in Baden-Baden schlägt hohe Wellen. Der 52-jährige Angestellte eines Restaurants soll eine Wutrede gegen den russischen Angriffskrieg sowie teilweise auch pauschal gegen Russen als Video im Internet veröffentlicht haben. Deshalb sei der Angestellte von seinem Arbeitgeber außerordentlich gekündigt worden. Der Restaurantbetreiber war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Der Rauswurf sorgte bei Ukrainern in sozialen Netzwerken dem Bericht zufolge für Unverständnis. Der Tenor: Die Äußerungen rechtfertigten keine fristlose Entlassung. Das Restaurant sei nur um seinen Ruf bei russischsprachigen Gästen besorgt. Inzwischen reagierte sogar der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Facebook: „Mein Signal an alle Putin-Versteher – Anhänger Putins in Deutschland und anderen Ländern – ihr seid wie die Piloten der russischen Flugzeuge, die ukrainische friedliche Bürger umbringen.“ Der ukrainische Staat erlaube es niemandem, seine Bürger zu beleidigen. Weder in der Ukraine, noch im Ausland. „Wir beim Außenministerium werden hart auf Vorfälle von Respektlosigkeit reagieren.“
Baden-Baden ist ein Kurort mit mehr als 200 Jahren russischer Tradition. Es waren neben den Franzosen die Russen, die dem Ort im 19. Jahrhundert zur Berühmtheit verhalfen. Damals weilten Dichter wie Fjodor Dostojewski, Iwan Turgenjew, Lew Tolstoi, Nikolai Gogol oder Wassili Schukowski in der Kurstadt. Auch viele Adelige und drei Zaren kamen nach Baden. Heute leben der Stadt zufolge 1100 Bürger mit russischem Pass in der Kurstadt und noch einmal so viele mit doppelter Staatsbürgerschaft, außerdem rund 500 Ukrainer sowie 270 Ukrainer mit doppelter Staatsbürgerschaft. Auch leben hier eine Reihe von Russischstämmigen mit deutschem Pass.