Karlsruhe (dpa/tk) – Der neue EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos hat Zweifel an den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums für ein neues «Strommarktdesign». «Angesichts des Zeitdrucks kann ich nicht nachvollziehen, warum wir uns hier nicht an bereits bestehenden und funktionierenden Modellen orientieren», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Reformen am Stromsystem nötig
Wegen des massiven Ausbaus erneuerbarer Energien aus Wind und Sonne soll das Stromsystem umfassend reformiert werden. Unter anderem soll bis zum Jahr 2028 ein sogenannter Kapazitätsmechanismus eingeführt werden. Dabei geht es darum, dass Anbieter dafür honoriert werden, dass sie sogenannte steuerbare Kraftwerkskapazitäten bereitstellen – auch wenn die Kraftwerke möglicherweise nur wenige Stunden im Jahr laufen. Nötig ist das vor allem für jene Zeiten, in denen der Strombedarf nicht allein aus den Erneuerbaren gedeckt wird. Das Ministerium hatte dazu Anfang August Vorschläge vorgelegt.
Deutschland macht es sich wieder schwer
Stamatelopoulos sprach von einer Art Feuerwehr des Systems. Er kritisierte, dass sich Deutschland nicht an Modellen in anderen Ländern orientiere. «Es gäbe Vorbilder in der EU.» Die Europäische Union habe auch den Kapazitätsmarkt im Vereinigten Königreich genehmigt, der von der Struktur her mit dem deutschen relativ gut vergleichbar sei. «Aber wieder will Deutschland einen eigenen, extrem komplizierten Weg einschlagen. Dafür nehmen wir in Kauf, dass es teurer wird und dass es wahrscheinlich in 2028 nicht fertig sein wird.»
Drittgrößter Energieversorger Deutschlands
Stamatelopoulos war vor einem halben Jahr nach dem überraschenden Abgang von Andreas Schell an die Spitze des Karlsruher Konzerns gerückt. 2023 hatte die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit einem Ergebnis von 6,37 Milliarden Euro abgeschlossen, was ein Plus von gut 60 Prozent bedeutete. Für das laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen von einem Rückgang auf 4,6 bis 5,2 Milliarden Euro aus.