Metz (dpa) – Das Elsass kämpft weiter dafür, dass die französische Region an der deutschen Grenze wieder mehr Eigenständigkeit erhält. «Die elsässische Entschlossenheit ist stärker denn je», sagte der Präsident der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass, Frédéric Bierry, am Freitag im Interview der Zeitung «Dernières Nouvelles d’Alsace». «Sinnvoll wäre, die regionalen Zuständigkeiten schrittweise über fünf bis sechs Jahre auf die Gebietskörperschaft zu übertragen.» Außerhalb des Elsass habe man nicht begriffen, dass es nicht um eine identitäre Haltung, sondern um eine Verbesserung der öffentlichen Verwaltung gehe.
2016 wurden die früheren Regionen Elsass, Lothringen und Champagne-Ardennes zur neuen Region Grand Est vereint. Das Elsass tauchte damit auf Verwaltungsebene praktisch nicht mehr auf, was dort auf viel Kritik stieß. Daraufhin wurde 2021 die Europäische Gebietskörperschaft geschaffen, die über Sonderrechte etwa in der Zusammenarbeit mit Deutschland, im Verkehr und im Tourismus verfügt.
Der am Freitag gewählte neue Präsident der Region Grand Est, Franck Leroy, erteilte dem Ausscheiden des Elsass aus der Großregion prompt eine Absage. «Die meisten Akteure, die wir in Champagne-Ardennes, Lothringen und sogar im Elsass treffen, sind der Ansicht, dass der Umfang unserer Region kein Thema mehr ist und dass es einen Rückschritt bedeuten würde, ihn zu verkleinern», sagte Leroy in seiner Antrittsrede in Metz. In der Nacht war das Regionsgebäude mit Slogans wie «Gebt uns unsere Regionen zurück», «Freies Lothringen», sowie – in deutscher Sprache – «Elsass frei» besprüht worden, zeigten Fotos der «DNA».
Vor knapp einem Jahr hatte sich im Elsass in einer nicht bindenden Bürgerbefragung eine überwältigende Mehrheit der Teilnehmer für eine Eigenständigkeit ausgesprochen. Nach der Rückkehr zu Frankreich wurden in der Grenzregion etliche deutsche juristische und soziale Regelungen beibehalten, die in einem Lokalrecht für Elsass und Mosel verankert sind.