Waldbronn (pm/dk) – Es klingt wie David gegen Goliath – der kleine Eistreff Waldbronn möchte gegen das Weltunternehmen Agilent bestehen. Da letzteres erweitern möchte ist auch das Gelände der Eishalle im Fokus. Deswegen hat die Eistreff-Betreibergesellschaft jetzt überraschenderweise ein Kaufangebot für die Eishalle abgegeben – und hat gute Gründe warum die Gemeinde dafür entscheiden sollte.
Seit Jahren ist der Eistreff Thema und stand schon mehrfach vor dem Aus. Seit einigen Jahren wird es nun von einer Betreibergesellschaft geführt und ist vor knapp drei Wochen in die 20. Saison gestartet. Aber schon wieder gibt es Probleme – das angrenzende Unternehmen Agilent möchte erweitern. Und somit ist auch das Gelände des Eistreffs wieder im Gespräch. Wieder einmal muss betont werden, wie wichtig die Eishalle für die Region ist, das sagt auch Geschäftsführer Alexander Schroth:
Der Eistreff hat vielfältige Funktionen und ist unabdingbar für die gesamte Region. Er ist die einzige Eissporthalle im Herzen der TechnologieRegion Karlsruhe und verbindet die Themen Freizeit und Sport, Kinder- und Jugendarbeit sowie Inklusion, ist Tourismusmagnet für die Gemeinde Waldbronn und außerdem auch Arbeitgeber und Wirtschaftsunternehmen. Der Erhalt ist elementar für eine Vielzahl an Zielgruppen. Wir kämpfen um den Erhalt dieses überregionalen Leuchtturmprojektes, welches wir seit der Übernahme aus dem kommunalen Betrieb wirtschaftlich in die schwarzen Zahlen geführt haben
Jetzt hat die Betreibergesellschaft ein Kaufangebot an die Gemeinde übergeben. Das umfasst knapp 2,6 Millionen Euro. Allerdings bezahlt die Betreibergesellschaft der Gemeinde natürlich nicht 2,6 Millionen Euro. Der Großteil dieser Summe ist Geld, das die Gemeinde spart, wenn sie das Gelände nicht an das Unternehmen Agilent verkauft. Denn dafür müsste das Gebäude zunächst abgerissen werden, und das kostet erstmal. Volker Auracher, Vorsitzender des ERC Waldbronn, schlüsselt das so auf:
Unser Angebot zum Kauf der reinen Eistreff-Immobilie ergibt unter Berücksichtigung aller Einsparungen für die Gemeinde – insbesondere der nicht notwendige Abriss im Millionen-Bereich, die unkalkulierbaren Bodenrisiken, die nicht notwendigen Neubaukosten der Infrastruktur für das Freibad – einen zahlungswirksam finanziellen Kaufpreis in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro. Außerdem entbindet es die Gemeinde von sämtlichen verbliebenen Gebäude-Risiken sowie den in der Kurverwaltungsgesellschaft ausgewiesenen Umlagekosten im mittleren fünfstelligen Bereich
Mal angenommen Agilent würde das Gelände für 2,5 Millionen Euro kaufen – die Gemeinde würde abzüglich aller notwendigen (Vorbereitungs-)Maßnahmen nach dieser Rechnung nichts daran verdienen. Hinzu kommt, dass man ein Gebäude, das aus Steuergeldern gebaut wurde, vernichten würde. Volker Auracher betont: „Außer der SAP-Arena gibt es keine Eishalle dieser Güte und dieser Bausubstanz“ – das Gebäude ist also voll intakt.
Ihr Angebot ist laut der Eistreff-Betreibergesellschaft jetzt eine Win-Win-Win Situation für Gemeinde, Eistreff und das Unternehmen. Denn das Angebot sieht vor, dass das Unternehmen Agilent trotzdem einen Teil des Geländes bekommt, nämlich den aktuellen Eistreff-Parkplatz. Das wären trotzdem 6000 Quadratmeter, die ohne notwendige Abrissmaßnahmen an das kalifornische Unternehmen verkauft werden können. Somit hätte die Gemeinde wenig Kosten und gleich zwei Käufer für das Gelände. Der Eistreff, als Freizeiteinrichtung der Region, bleibt erhalten und hat endlich eine langfristige Perspektive. Und Agilent kann trotzdem noch genügend erweitern. Zudem weisen die Eistreff-Betreiber darauf hin, dass es durchaus alternative Flächen für eine Erweiterung gäbe.
Auch mit dem Unternehmen Agilent gab es schon konstruktive Gespräche, bei denen beide Seiten die jeweils andere verstanden haben. Nach dem Eindruck der Eistreff-Betreibergesellschaft ist das Unternehmen offen für eine kooperative Lösung. Am Ende liegt die Entscheidung, welches der beiden Kaufangebote angenommen wird, bei der Gemeinde. Es bleibt also weiterhin spannend…