Einsatz von KI am Beckenrand hat sich bewährt

11. August 2024 , 14:20 Uhr

Freudenstadt (dpa/lsw) – Vor gut einem Jahr startete das Panorama-Bad Freudenstadt ein Pilotprojekt: Künstliche Intelligenz (KI) als Unterstützung für Bademeisterinnen und Bademeister. Auch in Karlsruhe ist sie bereits im Einsatz und Pforzheim will nachziehen.

Technik zur Unterstützung des Menschen

Schwimmbäder dürften bald häufiger Künstliche Intelligenz (KI) als Unterstützung für Badeaufsichten einsetzen. Necdet Mantar von der Arbeitsgemeinschaft öffentliche Bäder Baden-Württemberg begründete diese Einschätzung mit dem Personalmangel, wenngleich die Technik keine Menschen ersetze. Sie sorge aber dafür, dass Notfälle beziehungsweise mögliche Ertrinkungsfälle schneller an die Fachleute am Beckenrand gemeldet würden, die somit auch rascher reagieren könnten.

KI-Voreingenommenheit muss abgebaut werden

„Wir planen im Rahmen der Meisterprüfung unter anderem auch Themen mit KI -basierter Technik für die Aufsicht als schriftliche Arbeiten zu vergeben, um die Hemmschwelle und die Voreingenommenheit im Umgang mit solchen Systemen abzubauen“, teilte Mantar weiter mit. Er ist als Bereichsleiter für die Reutlinger Bäder verantwortlich. KI -basierte Überwachung in den Schwimmbecken ist seinen Angaben nach in Freudenstadt und Karlsruhe im Einsatz. Andere Bäderbetriebe, zum Beispiel in Pforzheim, planten dies.

Kameras und eine intelligente Armbanduhr

Das Freudenstädter Panorama-Bad hatte vor rund einem Jahr als Vorreiter im Südwesten gestartet: Kameras sollen das Geschehen an den Becken im Blick haben und zum Beispiel die Anzahl der Menschen registrieren. Sie weisen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem auf Überfüllungen oder einen reglosen Menschen im Wasser hin. Das geschieht über Signale auf eine Smartwatch – eine intelligente Armbanduhr.

System wird stets verbessert

Das System funktioniere mittlerweile relativ verlässlich, sagte die Geschäftsführerin Ursula Stiefken. Es habe typische Bewegungen von Badegästen gelernt. „Jetzt gibt es deutlich weniger Fehlalarme.“ Anfangs habe es etwa auch eine Warnung gegeben, als jemand mit verschränkten Armen in der Nähe des Beckenrands gelegen habe. Einen Vorfall, bei dem mit Hilfe der KI-Unterstützung Leben gerettet werden musste, gab es aber noch nicht.

Positive Resonanz auf Pilotprojekt

Die Resonanz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei positiv, sagte Stiefken. Die Technik bedeute eine gewisse Sicherheit für das Personal, gerade wenn das Bad voll sei. „Das ersetzt aber keine Aufsichtskraft“, betonte auch die Bäderchefin. „Das System kann halt nicht ins Wasser springen und jemanden rausholen.“ Sie spare kein Personal ein.

Fragen der Sicherheit und des Datenschutzes

Auch die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) machte klar, dass technische Hilfsmittel die Wasseraufsicht nicht ersetzen könnten. Sie können aber ein Faktor sein bei der Frage, wie viel Personal nötig ist. Weitere Aspekte sind die Zahl der Badegäste, die Art und Größe des Bades, die Anzahl, Größe und Lage der Becken sowie deren Überschaubarkeit etwa im Außenbereich sowie weitere Angebote wie Wasserattraktionen.

Keine Daten und Bilder werden gespeichert

Schon seit Jahren gibt es sogenannte Ertrinkenden-Erkennungssysteme. Neu an der KI -gestützten Technik ist die Möglichkeit, bestimmte Bewegungsabläufe vor dem eigentlichen Notfall als Gefahr zu identifizieren. Eine Rolle beim Einsatz spielt auch der Datenschutz, dass die Technik zum Beispiel keine Bilder speichert und keine Verbindungen zu Menschen etwa über persönliche Daten einer Jahreskarte oder eines Mitgliedsausweises herstellt.

Eltern vom Smartphone abgelenkt

Wachsame Augen am Wasserrand können neben Bademeisterinnen und Bademeistern auch private Begleiter haben – etwa Eltern, die auf ihre Kinder aufpassen. In Hamburg hatte ein Sprecher jüngst erklärt, dass manche Eltern fahrlässig mit ihren Kindern umgingen, wenn sie von Handys abgelenkt seien. Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer müssten etwa zehnmal in der Woche eingreifen und Kinder präventiv retten, weil sie unbemerkt von ihren Eltern ins tiefere Wasser geraten seien. Das Personal verteile deshalb mittlerweile gezielt Flyer dazu an die Eltern. Wer sich trotzdem nicht daran halte, „fliegt dann raus“.

Video geht viral

Das Panorama-Bad in Freudenstadt setzt auf Aufklärung in sozialen Medien: In einer Reihe kurzer Videos auf Instagram informiert das hauseigene Delfin-Maskottchen Flip, wie man sich richtig im Schwimmbad verhält. Ein Mitte Mai veröffentlichter Clip erreichte den Angaben nach sogar weit mehr als sechs Millionen Klicks und über 31.000 Likes. Entwickelt habe die Reihe die Auszubildende bei Freudenstadt Tourismus, Emily Bosch.

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