Viele Zahnarztpraxen bleiben am Dienstag geschlossen

Eine Zahnärztin aus der Region berichtet: Das MUSS sich ändern!

17. Juni 2024 , 04:15 Uhr

Region (pm/fv) – Am 18. Juni bleiben viele Zahnarztpraxen in der neue Welle Region zu. Die Ärzte und Ärztinnen protestieren damit gegen die Auswirkungen der Gesundheitsreform. Wir haben mit einer Zahnärztin aus der Region gesprochen!

Der Porsche in der Praxis

Dr. Silke Stuff ist seit 25 Jahren Zahnärztin aus Pforzheim. In ihrer Praxis ist sie verantwortlich für 14 Mitarbeiter – klar kostet das auch einiges an Geld:

Jeder kennt das Bild vom Porsche fahrenden Zahnarzt, aber so ist es schon lange nicht mehr. Meine fünf Porsche stehen in meiner Praxis und da sitzen die Patienten drauf. Das muss gewartet werden, das wird jeden Tag genutzt und das kostet enorm viel Geld.

Praxen unter großem Druck

Noch ist die zahnärztliche Versorgung in eurer Nähe gesichert. Doch die Praxen stehen unter großem Druck. Schlechte politische Rahmenbedingungen gefährden akut die Versorgung. Unter dem Motto „Wir müssen reden!“ bleiben am 18. Juni viele Zahnarztpraxen für Behandlungen geschlossen. Anstatt eines normalen Behandlungstags finden vielerorts sogenannte „Sprechtage“ statt, bei denen Zahnärztinnen und Zahnärzte mit Politikerinnen und Politiker sowie interessierten Patientinnen und Patienten über die Auswirkungen der aktuellen gesundheitspolitischen Entscheidungen und deren Belastungen auf die zahnmedizinische Versorgung vor Ort ins Gespräch kommen. Das ist dringend nötig – Silke Stuff meint:

Es wird zunehmend schwieriger den Patienten gerecht zu werden. Der Tag hat nur 24 Stunden und ich bin nach 12 Stunden einfach fertig. Ich erhoffe mir, dass wir gehört werden, wirklich mal gehört werden. Das man diese Problematik auch mal ernst nimmt, denn das war in Vergangenheit nicht immer so.

Übernahme ein großes Problem

Wenn die Rahmenbedingungen nicht schnell verbessert werden, drohen erhebliche Einschränkungen der bislang flächendeckend guten Versorgung durch zunehmende Praxisschließungen bei gleichzeitiger Erschwerung von Praxisneugründungen oder -übernahmen:

Wir haben tatsächlich das Nachwuchsproblem. Und wir haben eine Generation, die mehr Sicherheit braucht und es ist ein großes Risiko sich selbstständig zu machen. Wir reden von viel Geld, was man in die Hand nehmen muss um seine Praxis zu gründen. Man darf nicht krank werden, weiß, dass man sich für viele Jahre verschuldet. Muss vielleicht nochmal nach investieren, das ist für viele junge Kollegen abschreckend.

Schlechte politische Rahmenbedingungen

Zahnärztliche Praxen stehen durch viele Faktoren wie gestiegene Material-, Personal- und Energiepreise unter großem Druck. Immer umfangreichere bürokratische Vorgaben binden wertvolle Arbeitszeit: Für die überbordende Bürokratie wendet eine Zahnarztpraxis im Schnitt über 24 Stunden pro Woche auf. das Problem:

Es bleibt einfach weniger Zeit für den Patienten. Der Frust steigt auf beiden Seiten, was ich total verstehen kann. Und wenn wir mal ehrlich sind, mir macht es dann keinen Spaß. Dafür habe ich Zahnmedizin nicht studiert um jetzt im Büro zu sitzen und digitale Probleme zu wälzen.

Gleichzeitig wird die wirtschaftliche Situation vieler Praxen immer schwieriger. Durch die Budgetierung sind die zahnärztlichen Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung gedeckelt. Das bedeutet konkret, dass erbrachte Leistungen nicht vergütet werden. Für die Versicherten ist dies mit Leistungseinschränkungen und verlängerten Wartezeiten verbunden.

Die Patienten haben einen Anspruch und den dürfen sie auch haben. Jeder möchte schöne und gesunde Zähne, jeder möchte eine langlebige Füllung, eine weiße Krone und die besten Materialien. Und es geht eben nicht nur um Zähne sondern um die gesamte Gesundheit. Daher ist es wichtig, dass das mal im Fokus steht.

„Ich komme mir manchmal vor wie der Wunderdoktor“

Im privatzahnärztlichen Bereich stagniert der Punktwert der GOZ (Gebührenordnung für Zahnärzte) seit über 35 Jahren. Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen also zu Preisen von 1988 abrechnen, während die Inflation in diesem Zeitraum um über 100 Prozent angestiegen ist.

Bei dieser Protestaktion geht es um den Erhalt eurer Zahnarztpraxis.

Ich liebe meinen Job, weil es total erfüllend ist, wenn man Menschen helfen kann. Ich komme mir manchmal vor wie ein Wunderdoktor. Jemand kommt mit schlimmsten Schmerzen, geht aber mit einem Lächeln im Gesicht. Was kann es schöneres geben?

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