Ettlingen (lk) – Seit einer Woche darf Sandra Mohr aus Ettlingen endlich wieder arbeiten. Hundebesitzer können ihre Lieblinge in den Hundesalon „Fell verliebt“ in Ettlingen zur Fellpflege bringen. Grund für die Öffnung der Hundesalons im Lockdown war die Klage einer Betreiberin aus Mössingen. Sie war mit einem Eilantrag vor den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim gezogen – und hat Recht bekommen. Davor war Hundepflege seit Mitte Dezember verboten.
Der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof hat Freitag vor einer Woche die pauschale Schließung von Hundesalons im Zuge der Corona-Pandemie gekippt. Darum dürfen Hundesalons seit einer Woche wieder öffnen. Nach dem Urteil hieß es für Hundefriseurin Sandra Mohr aus Ettlingen erstmal aufatmen: „Der Hundesalon ist meine Herzarbeit. Ich freue mich, jeden Tag im Salon stehen zu dürfen. Das Gute ist ja, dass wir kontaktlos arbeiten können.“ Die erste Woche lief für Sandra auch ausgesprochen gut. „Die Nachfrage an Terminen war sehr groß und ich bin jetzt schon wieder für fünf Wochen ausgebucht. Darüber freuen sich alle: Ich, weil ich den Job gerne mache. Die Hunde, weil sie endlich wieder ihre Pflege bekommen. Und natürlich die Besitzer.“
Vorgabe für die Öffnung der Salons sind Zeitfenster, in denen das Tier abgegeben und wieder abgeholt werden kann. Ähnlich wie bei den Abholangeboten im geschlossenen Einzelhandel. So können auch die verschiedenen Kunden nicht aufeinander treffen. Auch im Ettlinger Salon „Fell verliebt“ läuft die Abgabe der Hunde nach strengen Hygienevorschriften ab. „Wenn der Besitzer den Hund bringt, tragen wir natürlich alle Masken. Die Hunde werden hinter ein Gitter gesetzt, ähnlich wie in einer Schleuse. Erst dann greife ich nach der Leine. Diese, sowie das Halsband werden sofort desinfiziert. Während der Behandlung muss der Besitzer gehen“, erläutert Mohr. Zusätzlich würden nach jedem Kunden die Hände, Türgriffe und EC-Geräte desinfiziert. Aufgrund der Feuchtigkeit und Hitze durch Waschen und Fönen würde in den Geschäftsräumen auch immer regelmäßig gelüftet.
Für Hunde ist der Besuch beim Hundefriseur oft dringend notwendig: „Ich denke schon, dass wir systemrelevant sind. Denn es gibt verschiedene Fellarten, die regelmäßig geschnitten, geschoren oder getrimmt werden müssen. Ich spreche da von einem Zeitraum zwischen sechs bis acht Wochen“, ist sich die Hundefrisörin sicher. Anderenfalls könnte sich das Haar sehr schnell verfilzen oder Hautentzündungen und Ekzeme entstehen. Außerdem könnten sich Flöhe einnisten. „Ich vergleiche diese fachgerechte Pflege häufig mit der Pflege eines Bartes. Da reicht es auch nicht nur einmal im Jahr zu waschen und zu schneiden“, so Mohr. „Der ganze Dreck und die Umwelteinflüsse sollten mit einem Pflegeschampoo und einer passenden Rückfettung vom Hund gespült werden. Da geht es ja auch um die Erhaltung des Tierwohls.“
Gerade in der heutigen Zeit seien die Hunde oft das Einzige, was den Menschen im Lockdown noch bleibe, so Mohr. „Beim Gassigehen trifft man vielleicht ein paar andere Hundebesitzer und unterhält sich. Für viele – gerade Singles – sind das die wenigen sozialen Kontakte. Außerdem hat man das Gefühl, sich um etwas zu kümmern. Nämlich um den Hund. Da gehört die Pflege natürlich mit dazu.“ Gerade in der Einsamkeit und Bewegungslosigkeit des Lockdowns legen sich viele Menschen neu einen Hund zu. Das spürt auch Sandra: „Ich habe zwar hauptsächlich Stammkunden, da ich extreme Wartezeiten habe und gar keine Neukunden mehr annehmen kann. Aber ich bekomme trotzdem viele Anrufe oder werde auf der Gassi-Runde von neuen Hundebesitzern angesprochen. Gerade im letzten Jahr habe ich den Eindruck, dass vermehrt Hunde angeschafft wurden.“
Für ihre „menschlichen“ Kollegen springt Sandra Mohr gerne in die Bresche: „Friseure und Kosmetikstudios sollten einfach wieder aufgemacht werden. Das dient der Pflege und ich denke da gerade auch etwas an die älteren Menschen, die vielleicht nicht mehr alleine die Haare waschen können. Ich kenne das von meiner Oma, die jeden Samstag zum Friseur gegangen ist. Dieser Hygienestandart sollte meiner Meinung nach beibehalten werden.“ Darum engagiere sich Sandra online und in den Sozialen Netzwerken für eine Öffnung der Friseursalons und Kosmetikstudios.
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