Die Tunnelvortriebsmaschine hatte 2017 für den Bau der Oströhre eine Gleis-Trasse der bestehenden Rheintalbahn unterquert, als sich am 17. August unvermittelt Gleise absenkten. Die Hauptverbindung für den Güterverkehr zwischen den Nordseehäfen und Italien, die auch viele Fernreisende nutzen, stand rund sieben Wochen still. Um den Schaden zu begrenzen und den Boden zu stabilisieren, pumpten Arbeiter rund 10.500 Kubikmeter Beton auf 160 Metern Länge in die Röhre – in der noch «Wilhelmine» steckte.
Baufachleute legten diese laut der Bahn mit Schneidbrenner, Bagger und Meißel frei. Rund 52.000 Kubikmeter Material seien in den vergangenen Monaten aus der Baugrube gehoben worden. «Den Rest der Maschine zerlegte die DB zum Abtransport mit Hilfe einer Seilsäge in große Stücke, die jeweils rund 50 bis 60 Tonnen wogen.» Die Maschinenteile würden – soweit sinnvoll – recycelt.
Hintergrund der Bauarbeiten ist das Mammutprojekt Karlsruhe-Basel: Die Strecke soll von zwei auf vier Gleise ausgebaut werden. ICE sollen hier deutlich schneller fahren können. Die Rheintalbahn ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen im europäischen Eisenbahnnetz. Täglich nutzen sie mehr als 300 Güter-, Fern- und Nahverkehrszüge. Das Gesamtprojekt ist bis 2041 geplant.
Der Rohbau der Oströhre am Tunnel Rastatt soll im Sommer kommenden Jahres fertig sein. Die fehlenden 200 Meter werden in sogenannter offener Bauweise erstellt: in einer 17 Meter breiten und 16 Meter tiefen Baugrube. «Ab jetzt bauen wir nur noch von unten nach oben», sagte Projektleiter Roser. Im nördlichen, längeren Teil der Oströhre seien Arbeiter inzwischen dabei, eine feste Fahrbahn aufzubauen. Die Weströhre des Tunnels sei damit schon ausgestattet.
Der Bahntunnel soll Ende 2026 in Betrieb genommen werden. Durch das Bauwerk sollen Züge das Stadtgebiet künftig unterqueren können, um Anwohner und Anwohnerinnen vom Lärm vorbeifahrender Züge zu entlasten.
Welche Mehrkosten die Havarie verursacht hat, lässt sich einer Bahn-Sprecherin zufolge aus heutiger Sicht nicht seriös beantworten. «Zunächst müssen sämtliche Leistungen und Kosten für Weiterbau der Weströhre, Änderung des Verlaufs der Rheintalbahn und Sanierung der Oströhre abschließend definiert werden», erklärte sie. Auch das Ergebnis eines Schlichtungsverfahrens müsse in die Gesamtbewertung einfließen.