Karlsruhe (pm/dk)- Donnerstage für gute Kitas – diese Aktion gibt es schon seit einiger Zeit, jetzt ist es aber auch in Karlsruhe so weit. Heute um 18 Uhr treffen sich Beschäftigte, Kinder und Eltern um auf die Missstände in unseren Kitas hinzuweisen.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft Kita-Beschäftigte seit dem 19. Oktober 2023 bundesweit zu wöchentlichen Mahnwachen auf, um auf die problematische Personalsituation in Kindertagesstätten aufmerksam zu machen. Auch am kommenden Donnerstag (14. Dezember 2023) werden daher unter dem Motto „Es donnert in den Kitas – Kinder und Beschäftigte gefährdet!“ in vielen Bundesländern Mahnwachen vor den Staatskanzleien, den Senaten oder Ministerien und vor Bundesministerien stattfinden.
In Karlsruhe wird am Donnerstag, den 14.12.23 um 18 Uhr auf dem Kronenplatz ein Forum geschaffen, in dem Beschäftigte, Eltern und Arbeitgeberseite (Elke König, Fachbereichsleitung des Bereichs Kindertagesbetreuung, Sozial- und Jugendbehörde Karlsruhe) einen multiperspektiven Einblick in das angespannte System Kita geben und im Austausch mit den politischen Vertretern Benjamin Bauer (Grüne), Yvette Melchien (SPD) und Erika Mosebach-Kornelsen (FW|FÜR) Auswege aus der aktuelle Situation thematisieren.
ver.di fordert, dass von höchster politischer Ebene ein Kita-Gipfel veranstaltet wird, auf dem zwischen Bund, Ländern und Kommunen die Stabilisierung des Kita-Systems, ein Stufenplan für den quantitativen und qualitativen Ausbau und der damit verbundene notwendige Aufbau des Fachpersonals aufeinander abgestimmt und Finanzen entsprechend bereitgestellt werden. Auch die Eltern müssen in dieser schwierigen Situation unterstützt werden, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder möglich wird. Daher ruft ver.di auch alle Eltern und Kinder dazu auf, sich an der Mahnwache zu beteiligen.
Die Beschäftigten machen mit den Mahnwachen bis Weihnachten deutlich, dass sich die Situation dringend ändern muss, um Beschäftigten, Kindern und Eltern einen gut funktionierenden Kitabetrieb zu gewährleisten. In den letzten beiden Wochen wurde das u.a. bei Mahnwachen in Freiburg, Schwerin, Bremen, Hamburg, Hannover, Berlin, Mannheim, Leipzig, Wiesbaden, Nürnberg und München zum Ausdruck gebracht. Abschluss finden die Aktivitäten am 21. Dezember vor dem Staatsministerium, „um das Thema endlich zur Chefsache zu machen“, so Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter.
Stellvertretend für die 722.000 Beschäftigten in den Kitas werden daher auch kommenden Donnerstag Kita-Beschäftigte Mahnwachen abhalten. „Mit diesen Aktionen machen die Kolleginnen und Kollegen darauf aufmerksam, dass die Personaldecke in den Kitas aufgrund schlechter Personalschlüssel, nicht besetzter Stellen und der hohen Krankenquote inzwischen so dünn ist, dass weder für Eltern noch für die Kinder ein verlässliches Angebot stattfinden kann und die Beschäftigten froh sind, wenn alle den Tag heil überstehen“ betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. „Seit Jahren gibt es in den Kitas einen ständig wachsenden Fachkräftemangel. Die offiziellen Berechnungen zeigen, dass die Fachkräftelücke stetig steigt. Die Agentur für Arbeit spricht inzwischen von einem Engpassberuf. Hier muss dringend gehandelt werden, damit sich diese Situation ändert.“
Für Eltern bestehe ein enormer Kita-Platzbedarf; in den westdeutschen Ländern fehlen laut Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung 362.400 und in Ostdeutschland 21.200 Kita-Plätze, um die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Kommunen und Länder reagieren auf diese Nachfrage mit dem Ausbau der Kindertageseinrichtungen und der Schaffung neuer Plätze. Wenn neue Einrichtungen eröffnen, werde das Personal aus den umliegenden Kitas in der Region oft abgezogen. Damit wird die Personaldecke in allen Kitas immer dünner und der Personalmangel wächst stetig. Die Kita-Beschäftigten erkranken häufiger, fallen aufgrund von Burnout lange Zeiten aus oder verlassen den Kita-Bereich.
Die Personaldecke ist inzwischen auch in Baden-Württemberg in vielen Kitas so ausgedünnt, dass für Eltern und Kinder kein verlässliches Angebot mehr möglich ist. Die Kolleginnen und Kollegen lieben ihren Beruf und leiden deshalb besonders darunter, Abstriche bei der Qualität machen zu sollen. Durch die im Kabinett verabschiedete Einführung eines Erprobungsparagrafen im Kitagesetz für Baden-Württemberg verschärft sich die Situation weiter. Das darf so nicht weitergehen. Dagegen setzen die Kita-Beschäftigten jetzt mit ihren Donnerstagsaktionen deutliche Zeichen,
so die stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin Hanna Binder.