Dirigent Georg Fritzsch: "Die Musik steht im Mittelpunkt"

09. Januar 2022 , 12:01 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der Generalmusikdirektor der Badischen Staatskapelle, Georg Fritzsch, zu Gast. Bevor er sich dem Dirigieren widmete, studierte Fritzsch zunächst Violoncello in Dresden. Nach vielen Stationen in ganz Deutschland und Gastdirigaten im Ausland hat es den 58-Jährigen nach Karlsruhe verschlagen. Was er am Badischen Staatstheater alles plant, hat er im Interview erzählt.

Sächsische trifft Badische Gemütlichkeit

Georg Fritzsch sorgt für frischen Wind am Badischen Staatstheater in Karlsruhe. Der 58-Jährige ist Generalmusikdirektor – also quasi der musikalische Chef an dem Drei-Sparten-Haus – und Dirigent der Badischen Staatskapelle. Geboren wurde Fritzsch im sächsischen Meißen, hat aber lange Zeit in Kiel gelebt. In seinem zweiten Jahr in Karlsruhe hat er sich bereits gut an die badischen Gegebenheiten angepasst. „Das Ankommen war natürlich von Corona geprägt. Aber es hat schon sehr starke heimatliche Gefühle hier.“ Auch der Dialekt sei kein Problem. „Mit dem Dialekt, mit dem ich aufgewachsen bin, bin ich auch ein Außenseiter. Von daher teilen wir gemeinsames Leid“, lacht Fritzsch.

Musik und Pferde bestimmen das Leben

In der Familie Fritzsch hat die Musik den Takt angegeben. Der Vater ist Kantor und Organist Eberhard Fritzsch und auch die Geschwister haben Musik im Blut. „Wir sind unterm Kirchturm im Schatten der Orgel groß geworden. Als Kind habe ich bereits gesungen und Cello gespielt. Da gab es kein Vorbeikommen an der Musik.“ Seine eigene Tochter sei zwischenzeitlich Geigerin in Dresden an der Philharmonie. Doch Fritzschs zweite Leidenschaft gilt einem ganz anderen Hobby: den Pferden. Schon in seinem Jugendzimmer hingen nur Pferdeposter. „Für mich ist das der Kontrapunkt. Das Normale, das Erdverbundene.“ Mit den Pferden, deren Haltern, Reitern und Bauern habe er seinen Anker gefunden.

Der Dirigent als Führungspersönlichkeit

Um einen so großen Klangkörper zu leiten, wie die Badische Staatskapelle, bedarf es Führungsqualitäten. „Ich denke, dass man am Dirigentenberuf sehen kann, wie sich Führung in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Wir brauchen Kommunikatoren in der Gesellschaft. Ich habe 100 hochausgebildete Individualisten vor mir, mit unterschiedlichen Aufgaben, jeden Alters, verschiedener Nationen und natürlich mit Hierarchien. Das ist eine moderne Führungsaufgabe, die sich im Wandel befindet.“ Auch Manager großer Unternehmen hätten Fritzsch bereits eingeladen. „Dirigieren heißt, anderen möglich machen, ihr Bestes zu geben. Den Einzelspieler groß machen, das ist auch die Aufgabe des Chefs in einem Betrieb.“

Orchester spielen Crossover mit Popstars

Bei seinen Engagements und Gastdirigaten hat es Fritzsch unter anderem nach China, Korea, Taiwan und Südafrika verschlagen. Weltweit habe er starke Unterschiede spüre können. „Gerade im asiatischen Raum wird der europäische Kulturraum extrem hoch wertgeschätzt. Die wollen europäische Musik erleben, erfahren und ergründen. Bei uns geht es um ganz andere Dinge. Aber alle erwarten von einem Dirigenten, dass er sein Handwerk beherrscht und nicht sich selbst sondern die Musik in den Mittelpunkt stellt.“ Doch Fritzsch ist nicht nur erfolgreich mit klassischer Musik. Zur Kieler Woche habe er sein Orchester mit verschiedenen Künstlern zusammen gebracht. „Wir haben mit den Prinzen, Karat, Max Mutzke und Suzie Quattro gespielt.“

Badische Staatskapelle trifft Max Mutzke

Für die 350 Jahre alte Badische Staatskapelle in Karlsruhe hat sich Fritzsch auch einiges vorgenommen. „Wir hatten vergangenes Frühjahr geplant, mit Max Mutzke in der Schwarzwaldhalle zu spielen. Das ist natürlich der Pandemie zum Opfer gefallen. Aber das wollen wir nachholen, sobald wir wieder sicher planen können.“ Bei den klassischen Musikern komme der Crossover gut an. „Ein Musiker sagte mal zu mir, dass es schön sei, so viele unterschiedliche Dinge zu tun. Natürlich prallen da auch mal Welten aufeinander. Aber die Synergieeffekte und der Austausch sind wichtig. Das hat mich über die Jahre hinweg begeistert und bereichert.“ Selbstverständlich bleibe er in der anstehenden Spielzeit aber auch der Klassik treu.

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