Ja, es stimmt zwar, Baden-Württemberg im Allgemeinen und Baden-Baden im Speziellen sind ein echter Hotspot für Millionäre. Aber so sehr im Reichtum schwimmen die wenigsten von uns in der Region, dass wir nicht wenigstens ab und zu mal auf den Kontostand blicken müssten. Und was machen viele, wenn der niedrig ist? Sie greifen zu Sparmaßnahmen der Hau-Ruck-Art. Oft klassische Milchmädchenrechnungen, die zwar auf den ersten Blick sparsam wirken, auf die lange Bank jedoch die deutlich teurere, total kontraproduktive Maßnahme sind. Die folgenden Dinge sollten Sie also nicht nachmachen, auch wenn sie von den Überschriften her noch so verlockend klingen mögen.
Es liegt in der Natur des freien Marktes, dass bei fast jeder Tankstelle in der Region der Kraftstoffpreis zu jeder Zeit etwas unterschiedlich liegt. Ob der Liter Super nun an Tankstelle A in Calw 1,489€ kostet oder bei Tankstelle B in Baden-Baden 1,539€, das macht schon einen gewaltigen Unterschied, wenn in den Tank 50, 60 Liter oder noch mehr passen.
Doch ist der Unterschied wirklich so stark oder wirkt es nur so? Machen wir mal die Rechnung mit 50 Litern:
Unterm Strich sind das 2,50 Euro Unterschied. Das ist zwar kein Pappenstiel, Kleinvieh macht schließlich auch Mist. Aber es ist auch keine Summe, für die man buchstäblich Meilen zurücklegen sollte. Denn die Rechnung geht eben nur dann auf, wenn die billigere Tankstelle wirklich in der Nähe liegt. Fährt man hingegen dafür mehrere Kilometer Umweg, hat man je nach Verkehrssituation schnell ein bis zwei Liter Sprit verbraucht – und die Rechnung kippt umso mehr, je geringer der Preisunterschied und die zu tankende Menge ist.
Weit über hundert Millionen Girokonten gibt es in ganz Deutschland. Kein Wunder, für die meisten von uns sind sie das finanzielle Äquivalent zum Maultäschle, ein echtes Basisprodukt, auf das die Gehaltszahlungen ebenso eingehen, von dem aber auch Miete und sämtliche anderen Ausgaben abgehen.
Zugegeben, bei all dem, was wir heute an Lebenshaltungskosten zu bestreiten haben, ergänzt um die Tatsache, dass wir sehr viel online und/oder bargeldlos bezahlen, ist es zumindest verständlich, dass so viele den Fehler begehen und einfach alles auf dem Girokonto belassen.
Richtiger wird es dadurch aber trotzdem nicht. Denn in der heutigen Mickerzinsen-Zeit ist das Girokonto, was das anbelangt, tiefstes Kellerloch. Für kostenlose Girokonten liegt der Zinssatz derzeit meistens bei 0,00%. Selbst wer Gebühren zahlt, bekommt trotzdem höchstens 0,10-0,20 Euro – und das auch nur bei einigen wenigen Banken; beim großen Rest gibt es auch in dem Fall nichts.
Je länger man also sein Geld auf dem Konto belässt, desto weniger ist es – wegen der Inflation, die aktuell bei 2,01% liegt – wert. Tag für Tag. Nun muss man nicht alles gleich umschichten und zum Dauergast auf der Bank-Homepage oder in der Filiale werden. Aber alles, was am Monatsende noch auf dem Girokonto ist, sollte schnellstmöglich auf ein Festgeldkonto umgebucht werden, damit es wenigstens wertstabil bleibt und sollte keinesfalls länger als nötig auf dem Giro verbleiben.
Autos sind teuer, da muss man nicht einmal in Richtung Baden-Württembergischer Ingenieurskunst blicken, da reicht auch Hausmannskost. Wer heute einen brandneuen Golf kaufen will, zahlt dafür 18.075 Euro – absolute Basisausstattung. Warum also, fragen sich nicht wenige, sollte man so viel Geld nur für den „Status Neu“ bezahlen, wenn man sich für einen Bruchteil des Preises ein mitunter scheckheftgepflegtes Gebrauchtfahrzeug mit einer Bomben-Ausstattung kaufen kann?
Doch genau das ist die Milchmädchenrechnung: Zu viele neigen dazu, nur die reinen Anschaffungskosten zu berechnen. Doch mit dem Alter erwächst ein anderer, schwergewichtiger Portemonnaie-Faktor, die Schadstoffklasse. Je älter ein Auto, desto niedriger wird die sein, desto höher ist die Kfz-Steuer. Für einen aktuellen Benziner der Euro-6-Norm zahlt man pro 100cm³ Hubraum 6,75 Euro. Für Euro-2 hingegen wurde man gleich 15,13 Euro und damit mehr als das Doppelte berappen. Und man wird bei sämtlichen Umweltzonen, Fahrverboten usw. immer als erstes den Wagen stehen lassen müssen – dafür ist man zudem der erste vor der Werkstatt, denn je älter die Bauteile werden, desto eher neigen sie zu Ausfällen, auch ohne hohe Laufleistung.
Wohnen bzw. die dazu notwendige Energie besetzt auf der Postenliste unserer Konsumausgaben den unangefochtenen Spitzenplatz mit 35,6% aller monatlichen Ausgaben. Zum Vergleich: Für die Ernährung sind es gerade 13,6%. Kein Wunder also, dass viele, besonders Hausbesitzer, denen kein Vermieter etwas vorschreibt, die Heizung in den Räumen ausgeschaltet lassen, in denen sie sich nicht dauernd aufhalten. Warum Keller, Dachboden oder das noch unbewohnte zweite Kinderzimmer „für nichts“ beheizen? Damit allerdings tappen viele in eine tiefe Falle, abhängig vom Status ihres Gebäudes:
Und falls in den Außenwänden der ungeheizten Zimmer auch noch Wasserrohre verlaufen, hat man bei scharfem Frost schnell ein Problem, denn dann besteht Platz-Gefahr und dann wird es erst richtig teuer.
In der ganzen Region finden sie sich allwöchentlich als Wurfsendungen im Briefkasten, liegen den Zeitungen bei. Die Rede ist von den oft seitenstarken Handzetteln mit den Sonderangeboten von Supermärkten und Co. Bestimmender Faktor: Alles darin ist meistens um einige gute Prozent gegenüber dem normalen Kaufpreis verbilligt – scheinbar zumindest.
Doch wer einfach zuschlägt, wird Opfer eines der ältesten Tricks der Kundenmanipulation. Im einfachsten Fall ist das, was da als Sonderangebot angepriesen wird, nämlich einfach nur eine kleinere Packung – 250ml Cola statt regulärer 330, sechs Stück Packungsinhalt statt normalerweise sieben. Doch selbst, wenn das nicht der Fall sein sollte, gibt man trotzdem überflüssiges Geld aus, wenn man die Sonderangebote nur kauft, weil sie Sonderangebote sind. Wer nie „Edel-Mango-Chili-Zartbitterschokolade“ zum Kampfpreis von 2,99 Euro statt 3,99 Euro kauft, gibt dann einfach nur 3,99 Euro mehr aus, statt einen weniger.
Als Faustregel kann man sich merken, dass (bei gleicher Packungsmenge) man nur dann bei Sonderangeboten zuschlagen sollte, wenn man das gleiche Produkt sowieso kaufen muss.
So geht’s (fast immer)
Diese fünf Beispiele sind sicherlich die, die am häufigsten von allen gesellschaftlichen Schichten begangen werden. Allerdings sind sie beileibe nicht die einzigen. Wir alle neigen dazu, Milchmädchenrechnungen aufzumachen. Und wer den Artikel aufmerksam studierte, hat auch ein Muster erkannt, warum wir das tun: Eine Mischung aus Unwissenheit und Trägheit. Wir neigen dazu, uns vom Vordergründigen blenden zu lassen – meistens einem günstigen Anschaffungspreis. Doch wir machen uns nicht die Mühe, eine Ausgabe/vermeintliche Einsparung von allen Seiten und auch mit den langfristigen Folgen im Blick zu betrachten. Wer das hingegen erlernt (das kann man sich antrainieren), der wird viel seltener in die Milchmädchenfalle tappen – und darüber wirklich langfristig sparen.
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