Die Zecken-Hochsaison beginnt – So schützt ihr euch richtig

24. April 2024 , 05:00 Uhr

Region (lea) – Unerkannt krabbelt die Zecke am Hosenbein hinunter, bis sie die Socken erreicht hat. Dort taucht sie unter, um sich einen geeigneten Stichplatz zu suchen. Gerade im Frühjahr sind Zecken besonders verbreitet. In der Natur sind sie nahezu überall zu finden – vor allem in Baden-Württemberg. Denn hier sind die klimatischen Bedingungen perfekt für die kleinen Parasiten. Einen Zeckenstich spürt man meistens nicht. Wird er daher lange Zeit nicht erkannt, steigt die Gefahr einer Infektion. Denn Zecken können von Krankheitserregern betroffen sein, die sie über ihren Stechapparat in den Wirt schleusen, während sie Blut saugen. Mit der richtigen Kleidung und ein paar Tipps und Tricks seid ihr dem Spinnentier trotzdem nicht hilflos ausgeliefert.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen stimmen

Ab einer Temperatur von acht Grad ist die Zecke aktiv. „Mit einem vermehrten Zeckenaufkommen ist aber erst zu rechnen, wenn an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen eine Mindesttemperatur von zehn Grad erreicht wird“, erklärt Annette Leinberger. Die Diplombiologin arbeitet im Karlsruher Gesundheitsamt. Mit den parasitären Spinnentieren kennt sie sich aus.

Die Luftfeuchtigkeit stellt einen weiteren Faktor dar, der das Aufkommen der Zecke begünstigt: „Zecken brauchen eine Feuchtigkeit von circa 80 Prozent“, sagt Leinberger und fügt an: „Jetzt im Frühjahr – zumindest wenn es warme Perioden gibt – ist das optimal für die Tiere.“ Auch der Herbst bietet gute Bedingungen zur Zeckenvermehrung.

Süddeutschland ist Zeckenregion

Der gemeine Holzbock und die Auwaldzecke sind in Deutschland am weitesten verbreitet. In Süddeutschland bevölkern die Blutsauger weite Teile der Region. Die krabbeligen Spinnentiere leben am liebsten im Freien: Waldränder, Gärten und hohes Gras bieten gute Lebensbedingungen. Meistens sitzen Zecken in einer Höhe von 30 bis 60 Zentimetern über dem Boden.

Die Wirtstiere, die sie dort antreffen, nutzen sie oft als „blinde Passagiere“. Statt weite Strecken zu Fuß zu meistern, lassen sich Zecken von Mäusen, Vögeln oder Rehen tragen. Nur so können sie sich über große Gebiete hinweg ausbreiten. Denn die Zecke ist kein Langstreckenläufer.

Kleiner Vampir auf Nahrungssuche

Die Zecke benötigt Blutmahlzeiten, um sich entwickeln zu können. Um an ihre Blutration zu gelangen, wartet sie auf einen adäquaten Wirt. Streift ein Mensch, Vogel oder Reh einen zeckenbewohnten Grashalm, klettert das Tier auf den Vorbeilaufenden. Entgegen des weit verbreiteten Gerüchts können Zecken weder springen, noch lassen sie sich von Bäumen fallen. Hat die Zecke ihren Wirt gewählt, beginnt sie dann die Suche nach einem geeigneten Stichplatz.

Dabei lässt sich der kleine Vampir ordentlich Zeit: Bis zu eine Stunde kann der Spaziergang über den Körper des Wirts in Anspruch nehmen. Daraufhin folgt der Stich. Die Wahl der Stichstelle – es ist keine Bissstelle – entscheidet über das Überleben des Tiers. Denn ist der Platz nicht ausreichend geschützt, könnte der Wirt sie vor Beginn ihres Blutmahls herausreißen oder zerbeißen.

Ein Zeckenstich kann gefährlich werden

Einen Zeckenstich spürt man meistens nicht. Wird er daher lange Zeit nicht erkannt, steigt die Gefahr einer Infektion. Denn Zecken können von Krankheitserregern betroffen sein, die sie über ihren Stechapparat in den Wirt schleusen, während sie Blut saugen. Die Liste der Erreger, die die Parasiten übertragen können, ist lang. Am bekanntesten und besonders gefährlich sind dabei die Borreliose und FSME.

Borreliose wird ausgelöst durch Bakterien. Sie können neben dem Nervensystem auch Gelenke oder Organe befallen und beschädigen. Haben die Borrelien viel Zeit zum Ausbreiten, richten sie irreparable Schäden im Körper des Wirts an. Schätzungen zufolge erkranken jährlich 10.000 bis 30.000 Menschen in Deutschland an Borreliose. Da diese Krankheit nicht in allen Bundesländern meldepflichtig ist, gibt es nur Schätzungen.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) klingt nicht nur kompliziert, sondern kann auch tödlich enden. Die durch ein Virus ausgelöste Krankheit kann zur Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns oder des Rückenmarks führen. Alarmierend hierbei: Die Krankheit scheint sich bundesweit auszubreiten. Im vergangenen Jahr seien 546 Menschen an FSME erkrankt, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Das seien 30 Prozent mehr als im Vorjahr.

So schützt ihr euch richtig

Zecken halten sich vorwiegend im Gras auf. „Die erste Schutzmaßnahme wäre also, sich da als Mensch einfach nicht aufzuhalten“, so Leinberger. Befestigte Wege statt des Trampelpfads im Wald wählen, nicht auf Baumstümpfe oder ins Gras setzen. „Das Zweite ist, sich richtig zu kleiden. Also langärmlige Oberteile, lange Hosen und festes Schuhwerk. Empfehlenswert ist es, die Hosenbeine in die Socken zu stecken.“ Denn wenn der ganze Körper mit Kleidung bedeckt ist, kann sich die Zecke nirgends festsetzen. Zudem empfiehlt die Expertin helle Kleidung: „So kann das dunkle Tier schnell erkannt und entfernt werden.“

Als weitere Maßnahme wird das gründliche Absuchen des Körpers nach Aufenthalt in der Natur empfohlen. Ob Kniekehle oder Bauchnabel – das Spinnentier möchte nicht gefunden werden. Schaut also vor allem dort, wo ihr es nie erwartet hättet. Daneben können insektenabweisende Mittel beim Schutz gegen lästige Parasiten helfen. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung. Aber einer FSME-Erkrankung kann durch einen kleinen „Pieks“ vorgebeugt werden. Dieser wird durch die Ständige Impfkommission (STIKO) dann empfohlen, wenn die betreffende Person in einem FSME-Risikogebiet lebt oder sich dort aufhält. Bitte wendet euch bei Fragen an euren zuständigen Haus- oder Kinderarzt.

Zecken entfernen – aber richtig!

Eine Zecke muss so schnell wie möglich nach dem Erkennen entfernt werden. So wird das Risiko einer Infektion gesenkt. Eine Pinzette oder eine spezielle Zeckenkarte können bei der Beseitigung helfen. Das Entfernungsinstrument wird möglichst nahe der Haut platziert. Also genau da, wo die Zecke ihr Mundwerkzeug in das Gewebe gegraben hat. Liegt alles richtig, kann der Parasit dann gerade und ohne Drehungen beseitigt werden. Das RKI empfiehlt danach eine sorgfältige Desinfektion der entstandenen Wunde.

Nach einem Zeckenstich ist außerdem Aufmerksamkeit geboten: Bildet sich ein roter Ring um den Stich? Das könnte ein erster Hinweis auf eine beginnende Borreliose darstellen. In diesem Fall sollte ein Arzt konsultiert werden. Gleiches gilt bei auftretenden Symptomen wie Fieber oder Gliederschmerzen bis zu 14 Tage nach einem Zeckenstich.

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