Karlsruhe (pm/lk) – Fast zwölf Jahre lang wurde gebaut, jetzt ist das große Werk vollendet: An diesem Wochenende beginnt mit der Eröffnung des Tunnels unter der Kaiser- und Karl-Friedrich-Straße eine neue Ära im Öffentlichen Nahverkehr in Karlsruhe. Am Samstag wird das Mega-Projekt offiziell eröffnet, am Sonntag ist der bundesweite Fahrplanwechsel. Dann rollt der Bahnverkehr durch Karlsruhe unterirdisch. Nur der Autotunnel unter der Kriegsstraße lässt noch bis zum Frühjahr auf sich warten.
Am Samstagnachmittag öffnen sich erstmals für alle Fahrgäste die Tore zu den sieben unterirdischen Haltestellen, ab 14 Uhr fahren die Straßenbahnlinien 1 und 2 sowie die Stadtbahnlinie S2 durch den Tunnel. Gleichzeitig geht die neue Gleistrasse in der Kriegsstraße für die Straßenbahnlinien 4 und 5 in Betrieb, ehe in der Nacht zum Sonntag dann die Stadtbahnlinien der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft ebenfalls auf die neuen Routen umgestellt werden. Ab dann ist die Kaiserstraße ausschließlich den Fußgängern vorbehalten.
Die unterirdischen Haltestellen wurden bereits für die Inbetriebnahme gereinigt, der Fahrschulbetrieb der Verkehrsbetriebe Karlsruhe und der Albtal-Verkehrsgesellschaft ist beendet. Probefahrten fanden auf der oberirdischen Gleistrasse in der Kriegsstraße statt – sie wurden erfolgreich absolviert. Die Vorbereitungen sind auch bei der Infrastruktur abgeschlossen: In den Zwischenebenen stehen bereits die Fahrkartenautomaten, auch die Toilette auf der Zwischenebene über dem Gleisdreieck Marktplatz ist einsatzbereit. Insofern gilt das Augenmerk ganz dem Samstag: Um 14 Uhr öffnen sich zeitgleich die Treppenabgänge hinunter in die Haltestellen und die Straßenbahnlinien 1 und 2 sowie die Stadtbahnlinie S2 fahren über die Rampen nach unten in und durch den Tunnel. Außerdem fahren Straßenbahnlinien 4 und 5 ab diesem Zeitpunkt über die neue Gleistrasse in der Kriegsstraße.
An jeder der Haltestellen – und dort an einem der Treppenabgänge – übernehmen ein oder zwei Paten das Durchschneiden des Bandes für „ihre“ Haltestelle, begleitet von Musikern, die danach auch auf einem Bahnsteig für gute Stimmung sorgen. So eröffnet der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup gemeinsam mit VBK-, AVG-, KVV- und KASIG-Geschäftsführer Alexander Pischon die Haltestelle Marktplatz (Pyramide), während am Ettlinger Tor ECE-Centermanagerin Anne Klausmann gemeinsam mit KASIG-Geschäftsführer Frank Nenninger und Staatstheater-Intendant Ulrich Peters das Band durchschneiden. Letzterer bringt musikalische Verstärkung mit, die Musiker des „Brass Quintetts“ der Badischen Staatskapelle stimmen mit Tänzen der Renaissance auf den festlichen Anlass ein.
An der Haltestelle Kongresszentrum übernehmen Zoo-Chef Dr. Matthias Reinschmidt und Messe-Geschäftsführerin Britta Wirtz zusammen mit dem früheren Geschäftsführer der VBK und AVG, Ascan Egerer, die Begrüßung der ersten Fahrgäste, an der Haltestelle Kronenplatz ein Vertreter eines Bürgervereins und VBK- und AVG-Geschäftsführer Christian Höglmeier. Am Durlacher Tor eröffnet KIT-Präsident Professor Holger Hanselka gemeinsam mit KASIG-Prokurist Matthias Schmidt, die Haltestelle Marktplatz (Kaiserstraße) übernehmen der Vorstandsvorsitzende der City Initiative Karlsruhe (CIK), Henrik Rohde, gemeinsam mit KVV-Prokurist Benjamin Bock und den Europaplatz der Centermanager der Postgalerie Andreas Thielemeier mit KASIG-Prokurist Christian Kölmel.
Für den Rest des Samstags verkehren alle Straßenbahnlinien der Verkehrsbetriebe Karlsruhe – das sind die Linien 1, 2, 3, 4, und 5 – und die Linie S 2 bereits nach dem neuen Liniennetzplan. Die erst ab Sonntagmorgen geltenden Änderungen des bundesweiten Fahrplanwechsels werden eigens für die Karlsruher Fahrgäste vorgezogen, damit die neuen unter- und oberirdischen Strecken sowie die Haltestellen auch wirklich von allen Interessierten genutzt werden können. Das bedeutet auch, dass sich Fahrgäste mit den neuen Linien und dem komplett neu „gestrickten“ innerstädtischen Liniennetz vertraut machen sollten, da der Wechsel der Linien mitten am Tag erfolgt. Der Karlsruher Verkehrsverbund informiert schon jetzt über die anstehenden Änderungen.
Die Stadtbahnen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft S1/S11, S4, S5, S52, S7 und S8 fahren aus technischen Gründen am Samstag noch wie bisher. Der Fahrplanwechsel kann wegen der Übergänge ins Netz der Deutschen Bahn und der damit zusammenhängenden Abstimmung mit den DB-Zügen erst am Sonntag in aller Frühe erfolgen.
Von der Inbetriebnahme ausgenommen ist und bleibt für knapp vier Monate der Autotunnel unter der Kriegsstraße: Hier kam es beim Materialnachschub zu solchen Verzögerungen, dass eine Inbetriebnahme erst für Ende März 2022 ins Auge gefasst werden kann.