Karlsruhe (dpa/lk) – Klimaschutz und Digitalisierung sind nicht zum Nulltarif zu haben – deshalb könnten aus Sicht der Diakonie Baden immer mehr Menschen beim sozialen und ökologischen Wandel abgehängt werden.
„Diese Entwicklungen stellen benachteiligte Menschen vor ganz besondere Herausforderungen“, sagte der Vorstandschef der Diakonie Baden, Urs Keller, am Montag in Karlsruhe. Die Corona-Pandemie habe deutlich gemacht, wie unterschiedlich die technische Ausstattung und auch die nötigen Kompetenzen dazu verteilt seien.
Gerade in ländlichen Räumen hätten Menschen teilweise nicht einmal Internetzugang. Insgesamt brauche es mehr niedrigschwellige Angebote, um gerade älteren und bildungsferneren Menschen die neue Technik nahezubringen. Wie wichtig dies sei, habe sich etwa bei der Online-Vergabe von Corona-Impfterminen gezeigt. Und alleinerziehende seien bei der Bereitstellung von Laptops für das Homeschooling an ihre Grenzen gekommen.
Auch eine ressourcenschonende und gesunde Ernährung darf aus Sicht der Diakonie nicht vom Geldbeutel abhängen. Dafür müssten die Regelsätze bei Hartz IV oder dem von der Ampelkoalition anvisiertem Bürgergeld erhöht und ökologische Landwirtschaft gefördert werden. „Wir müssen alle Menschen dazu befähigen, da mitzuziehen, soll der Wandel auch wirklich gelingen“, resümierte Keller.
Ein Bürgergeld dürfe nicht nur ein neue Überschrift sein, sagte Vorstandsmitglied Beatrix Vogt-Wuchter. Es müsse den wachsenden Belastungen der Menschen durch Inflation und höhere Energiepreise Rechnung tragen. Es dürfe nicht mehr passieren, dass Tausenden Haushalten Strom und Warmwasser abgestellt werden.
Die Pläne der Bundesregierung für eine Kindergrundsicherung begrüßt die Diakonie Baden. Vogt-Wuchter: „Kinder sind keine kleinen Arbeitslosen.“ Ihre Bedürfnisse seien unabhängig von der Situation ihrer Eltern zu betrachten. Die Diakonie fordert das Land auf, wieder einen Armut- und Reichtumsbericht zu erstellen – als Grundlage für den Kampf gegen Armut. Dem Sozialministerium seien einzelne Aspekte wichtiger als ein Überblick, sagte Vogt-Wuchter: „Wir können das eine tun, aber das andere nicht lassen.“ Ende 2015 legte die damalige Sozialministerin Katrin Altpeter den letzten umfassenden Bericht vor.