Deutlich weniger Diebstähle, Unfälle und Einbrüche wegen Corona - Betrugsanrufe auf hohem Niveau

24. Februar 2021 , 11:30 Uhr

Karlsruhe/Pforzheim (dpa/pol/lk) – Die Corona-Krise hat nicht nur Menschen in ehrlichen Berufen einen Strich durch die Rechnung gemacht, den Händlern, Künstlern oder Köchen. Auch Diebe und Einbrecher mussten sich umstellen. Denn ihre auserkorenen Opfer sind wegen der Pandemie zu Hause – und vorsichtig. Außerdem waren mehr Menschen im Homeoffice und dadurch weniger mit dem Auto unterwegs. Auch die Unfallzahlen sind im Jahr 2020 gesunken. Allerdings bleibt die Gewalt gegen Polizeibeamte im Südwesten auf Rekordniveau.

Diebe wegen Corona erfolgloser

Die Corona-Krise hat auch Einbrechern und Dieben im Südwesten das Leben schwerer gemacht. Die Zahl ihrer registrierten Beutezüge ist im vergangenen Jahr weiter drastisch gesunken. Diebe haben es während der Pandemie besonders schwer: Geschäfte sind seit Monaten geschlossen, es herrscht kaum Betrieb auf den Bahnhöfen, Volksfeste und Weihnachtsmärkte sind fast komplett ausgefallen. Der Mindestabstand macht es auch Taschendieben deutlich schwerer, an ihre Opfer heranzukommen. In Karlsruhe gingen Diebstahlsdelikte im fünften Jahr in Folge zurück. Mit einem Minus von über 11 Prozent ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren erreicht. Auch Raubüberfälle sind deutlich gesunken.

Einbrecher machen seltener Beute

Auch Einbrecher hatten es im vergangenen Jahr deutlich schwerer. Wegen des Lockdowns und anderer Einschränkungen durch die Pandemie sank die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr deutlich. Der sonst übliche Anstieg zur sogenannten dunklen Jahreszeit im Spätherbst und Winter ist im vergangenen Jahr wegen des Lockdowns ausgeblieben. Viele Menschen arbeiten im Homeoffice und verlassen seltener das Haus. Auch im Landkreis Karlsruhe gingen Einbrüche um über 33 Prozent zurück. In der Fächerstadt selbst hat eine Einbruchserie zu Jahresbeginn allerdings für einen Anstieg gesorgt.

Telefonbetrüger nutzen mehr Senioren aus

Dagegen hat die Corona-Pandemie Betrugsdelikte verstärkt. Täter nutzten die Pandemielage für kriminelle Zwecke aus. Mit sogenannten Enkeltricks spielen Kriminelle etwa eine Infektion mit dem Coronavirus vor, um Geld zu erhalten. So gelingt es den Betrügern immer wieder, ältere Menschen um ihre Ersparnisse oder Altersrücklagen zu bringen. In zehn  Fällen der Betrugsvariante „Angeblicher Polizeibeamter“ lag der Gesamtschaden im Polizeipräsidium Karlsruhe bei über 90.000 Euro. Neun davon gelten als geklärt. Beim der Masche „Enkeltrick“ waren es auch zehn Fälle mit einem Schaden von 270.000 Euro, wovon ein Fall geklärt ist. Bei diesen Delikten wird aber aufgrund großer Scham der Opfer mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.

Weniger Unfälle durch weniger Autos auf den Straßen

In der Pandemie ist die Mobilität in Baden-Württemberg deutlich gesunken. Das wirkt sich positiv auf die Unfallstatistik aus. Die Zahl der Verkehrstoten im Land ist im Corona-Jahr 2020 auf einen historisch niedrigen Wert gesunken. Im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim sind Unfälle im Straßenverkehr mit Personenschaden um 11,5 Prozent gesunken. Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei den Verkehrstoten wieder: 35 Personen mussten 2020 auf den Straßen rund um Pforzheim, Calw und Freudenstadt ihr Leben lassen. Im Vorjahr waren es noch 42 Unfalltote. Homeoffice, Lockdown und Kontaktbeschränkungen hatten dazu geführt, dass deutlich weniger Menschen im Straßenverkehr unterwegs waren. Zu hohes Tempo war aber auch im zurückliegenden Jahr einer der Hauptgründe für tödliche Unfälle. Mehr als jeder dritte tödliche Verkehrsunfall ist auf überhöhtes oder nicht angepasstes Tempo zurückzuführen. Andere Gründe sind beispielsweise Ablenkung während der Fahrt oder Alkohol- und Drogenkonsum gewesen.

Fahrradunfälle steigen jedoch an

Mit Blick auf das Radfahren gilt das allerdings nicht. Die Zahl der Fahrradunfälle stieg im vergangenen Jahr landesweit um mehr acht Prozent an. 58 Frauen und Männer kamen dabei ums Leben. Unfälle mit Beteiligung von mindestens einem Pedelec nahmen im Vergleich zum Jahr 2019 in Baden-Württemberg sogar um 39 Prozent zu. Der Pforzheimer Polizeidirektor Markus Bauder weiß: „Viele Menschen steigen aus Umweltbewusstsein oder anderen Gründen auf das Rad um. Pedelecs erleichtern nicht nur jungen und sportlichen Fahrern den (Wieder-)Einstieg ins Radfahren. Das ist natürlich grundsätzlich erfreulich, aber es gibt eben auch immer wieder Unfälle – ein Trend, der uns Sorge macht. Und die Folgen sind schnell schwerer Natur. Fahrräder haben nun einmal keine Knautschzone und keinen Airbag.“ Darum rät Bauder unbedingt dazu, einen Helm zu tragen.

Häusliche Gewalt nimmt im Lockdown zu

Während die Körperverletzungsdelikte landesweit um 3,6 Prozent gesunken sind, verzeichnet das Polizeipräsidium Karlsruhe jedoch einen Anstieg um 5,8 Prozent. In diesem Bereich fallen auch Delikte der häuslichen Gewalt. Corona hat bei Gewalttaten unter Ehe- oder Lebenspartnern sowie Gewalt gegen Kinder einen Anstieg verursacht. Geschlossene Schulen und Kitas haben dafür gesorgt, dass Verletzungen der Kinder nicht von Außen bemerkt werden konnten. Gewalt gegen Frauen kann unterschiedliche Ursachen haben: Stress, Unzufriedenheit, Jobverlust, Existenzängste, aber auch keine räumliche Trennung in den harten Lockdownphasen. Viele Paare konnten sich nicht aus dem Weg gehen und waren mit Kinderbetreuung und Home-Schooling überfordert.

Gewalt gegen Polizeibeamte auf Rekordniveau

Die Gewalt gegen Polizeibeamte im Südwesten ist nach den Rekordwerten der vergangenen Jahre ein weiteres Mal gestiegen. Im Jahr 2020 nahm die Zahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr um rund drei Prozent zu. Respektlosigkeit, Gewalt und Brutalität gegenüber Beamten sind dramatisch in die Höhe geschnellt. Besonders oft sahen sich Polizisten Gegnern mit Flaschen, Steinen und Messern ausgesetzt. Die Autorität der Polizei werde bei solchen Delikten grundsätzlich in Frage gestellt, das polizeiliche Einschreiten immer öfter mit mobilen Telefonen aufgezeichnet und anschließend in sozialen Medien veröffentlicht. Statt Fußballspielen und Demonstrationen müssen die Beamten jetzt die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen überwachen.

Anzeige

Das könnte Dich auch interessieren

29.08.2024 Medaillenhoffnungen und Debütanten aus Baden-Württemberg Baden-Württemberg (dpa) - Viele sind zum ersten Mal dabei, andere schon routinierter. Klar ist: Für alle Para-Athleten stehen nun spannende Tage bevor - auch für einige aus Baden-Württemberg. 143 Athletinnen und Athleten sowie fünf Guides umfasst das deutsche Aufgebot für die Paralympics in Paris. 07.06.2024 Eine Flut an Kreuzchen - Kommunalwahlen am Sonntag im Südwesten Stuttgart (dpa/svs) - Bei keiner Wahl haben die Menschen in Baden-Württemberg so viele Stimmen zu verteilen wie bei der Kommunalwahl am 9. Juni. Auf sie kommt eine wahre Flut an Kreuzchen zu: In einigen Städten sind es mehr als 60 Stimmen, die jeder Wähler und jede Wählerin vergeben darf. Die Wahl gilt auch deswegen als eine der kompliziertesten überhaupt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Kommunalwahlen im Südwesten. 29.05.2024 Bierbrauereien im Südwesten hoffen auf EM-Schub - «Kein Garant» Region (dpa/svs) - Fußball und Bier - das gehört für viele Fans einfach zusammen, ob beim Public Viewing, Zuhause oder im Stadion. Daher dürften sich auch die Brauereien im Südwesten auf die Europameisterschaft freuen. Doch nicht nur das deutsche Team muss mitspielen. 25.03.2024 Strobl warnt vor Kiffer-Tourismus - Mehr Kontrollen Stuttgart (dpa) - Franzosen, die scharenweise in den Schwarzwald reisen, um Joints zu rauchen? Das prophezeit der baden-württembergische Innenminister - und fordert weniger Cannabis-Vereine in Grenzregionen. «Unsere Polizei muss mehr Einsatz zeigen, um die negativen Folgen der Entscheidung der Ampel vor Ort abzumildern», sagte Strobl.