Stuttgart (dpa/ms) – Nach dem weiteren Dürresommer in diesem Jahr und dem Problem, dass Schiffe nicht mehr fahren konnten will Baden-Württemberg schnellstmöglich den Rhein tiefer graben lassen.
Nach den Problemen der Schifffahrt wegen des Niedrigwassers im Dürresommer will Baden-Württemberg bei der Verkehrsministerkonferenz in der kommenden Woche Druck auf den Bund machen, den Rhein schnellstmöglich auszubauen. Das Projekt «Abladeoptimierung der Fahrrinnen» am Mittelrhein sei «die dringlichste engpassbeseitigende Maßnahme zur Stärkung der Resilienz der Güterschifffahrt in Baden-Württemberg gegenüber Niedrigwasserereignissen», heißt es in einer Antwort des Stuttgarter Verkehrsministeriums auf einen Antrag der FDP im Landtag.
Das rund 60 Millionen Euro teure Projekt soll dazu führen, dass Schiffe bei Niedrigwasser jeweils rund 200 Tonnen mehr laden können. Dafür soll die Fahrrinne bei Niedrigwasser von 1,90 Meter auf 2,10 Meter vertieft werden. Bis wann das umgesetzt werden soll, steht nicht fest.
Der Beschlussvorschlag für das Ministertreffen am 12. und 13. Oktober in Bremerhaven mit der Aufforderung an das Bundesverkehrsministerium, das Vorhaben schnellstmöglich umzusetzen, werde von allen Bundesländern unterstützt, hieß es weiter. Es sei gut, wenn der Bund an seine Verpflichtungen unter anderem bei der Ertüchtigung des Rheins erinnert werde, erklärte Christian Jung, verkehrspolitischer Sprecher der FDP im Landtag und Parteikollege von Bundesressortchef Volker Wissing. «Wir haben im Sommer schmerzlich erlebt, wie die Zuladungen deutlich reduziert werden mussten.»
Im Sommer hatte der Rhein wegen der Dürre so wenig Wasser, dass Güterschiffe erhebliche Probleme hatten und mit weniger Ladung fahren mussten. Der für den Mittelrhein wichtige Pegelstand bei Kaub zwischen Mainz und Koblenz erreichte am 15. August einen Wert von 31 Zentimetern.
Nahezu die gesamte Güterschifffahrt in Baden-Württemberg auf Rhein, Main und Neckar sei vom Niedrigwasser auf dem Rhein betroffen, heißt es in der Antwort des Verkehrsministeriums weiter. Es lägen zwar noch keine umfassenden Daten für die gesamte Niedrigwasserperiode vor. Einzelne Häfen erwarteten für 2022 aber, dass die Menge umgeschlagener Güter um 25 Prozent zurückgehe.
Das Güterverkehrskonzept Baden-Württemberg belegt die wachsende Rolle der Schifffahrt: Dieses geht davon aus, dass die Transportleistung über Flüsse bis 2030 um 25 Prozent verglichen mit 2010 ansteigt. Mit den nötigen Investitionen wäre aus Sicht von FDP-Politiker Jung mehr möglich: «Für mich ist ganz klar, dass die Wasserstraße erhebliches Zukunftspotenzial hat.»