Der Grundriss von Susanne Klemms Schule war ein Hakenkreuz

21. August 2022 , 12:05 Uhr

Karlsruhe (jw) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region in der Martin-Wacker-Show. Diesmal war die History-Bloggerin Susanne Klemm aus Karlsruhe zu Gast. Geschichteimbild heißt ihr Instagram-Account, dem bis heute knapp 12.000 Menschen folgen. Dort zeigt sie aktuelle Orte mit Bildern aus vergangener Zeit. Was in Karlsruhe begann, hat sich nun auch schon auf die umliegenden Städte ausgeweitet. Dazu sucht sie natürlich auch immer wieder Bildmaterial von früher.

Statt influencen, sinnfluencen

Circa eine halbe Stunde täglich verbringt der durchschnittliche Nutzer auf Instagram. Dabei prasseln Hunderte verschiedene Bilder, Eindrücke und Angebote auf ihn ein. Warum nicht auch mal etwas Sinnvolles, denkt sich Portfoliomanagerin Susanne Klemm, die vor circa einem Jahr ihren Instagram-Kanal GeschichteimBild online stellte. Alles begann mit einem persönlichen Foto aus ihrer Familie. Es zeigt den Tatort des Buback-Attentats, wie die Polizisten um die Leiche stehen und einen Mann, der direkt in die Kamera sieht. Und genau dieser Mann ist Susannes Opa, zu dieser Zeit noch Oberstaatsanwalt in Karlsruhe. „Das hat sich natürlich sehr gut angeboten, weil es einerseits die Geschichte von Karlsruhe beleuchtet, aber auch meine persönliche Geschichte“, erzählt sie.

Klemm hat Grundriss ihrer Grundschule in Bibliothek gefunden

Schon als Teenager war Susanne geschichtsbegeistert. Ihr Abiturthema in Geschichte war „Hitlers Germania – nur eine Utopie?“ „Damals hat man noch nicht so viel im Internet recherchiert. Ich bin dann wirklich in die Bibliothek gegangen und hab mir Bücher ausgeliehen. Da habe ich auch meine Grundschule gefunden, deren Grundriss wie ein Hakenkreuz geplant war.“ So entstand ihr Interesse, nach alten Fotos aus der Region zu suchen. Als die Oma der Sinnfluencerin an Weihnachten dann noch ein Buch mit alten Bildern aus Karlsruhe schenkte, wollte sie während der Pandemie die Zeit nutzen, um weitere Bilder vor Ort zu fotografieren. „Dann war die Reaktion so gut. Da merkte ich, das interessiert dann doch noch mehr als nur meine Freunde, sodass die Idee entstand, den Account öffentlich zu machen.“

Ihre Posts gibt es sogar auf Arabisch

Bereits knapp 12.000 folgen Susannes Kanal und die Rückmeldungen sind durchweg positiv. „Ich habe eine Followerin, die zeigt die Bilder immer ihrer Mutter, die im Pflegeheim ist. Sie hat gemeint, dass sie dadurch ganz tolle neue Gespräche haben. Die Mutter erzählt von der Jugend und blüht richtig auf. Das sind natürlich ganz tolle Geschichten“, erzählt sie stolz. Dabei folgen ihr die verschiedensten Menschen. Von Geschichtslehrern bis hin zu jüngeren Karlsruhern. Durch ihre Reichweite tauscht Susanne sich mittlerweile auch international aus. „Eine Karlsruherin hat mich angeschrieben, sie würde das gerne für Flüchtlinge, die noch nicht so gut Deutsch können, auf Arabisch übersetzen.“ Ihr Augenmerk bleibt trotzdem auf der Region, denn auch im näheren Umkreis gibt es noch interessante Lücken. „Wo ich noch sehr wenig Material habe, ist Knielingen 2.0. Das wäre auch sehr spannend gerade mit der alten Kirche.“ Über Zusendungen freue sich die Geschichtsliebhaberin.

„Exportschlager“ – Geschichte

Aktuell hat die Sinnfluencerin pro Post noch einen relativ hohen Zeitaufwand. Bis ein Post recherchiert, der Ort gefunden, das Bild im richtigen Winkel gemacht und bearbeitet ist, vergehen gut und gerne mal drei Stunden. Doch erhofft sie sich für die Zukunft, dass durch die Zusammenarbeit mit anderen Begeisterten ihr Projekt ein „Exportschlager“ werden könnte. „Ich möchte die Faszination der Geschichte auch für junge Menschen wieder greifbar machen“, so Susanne. Das Video zum Interview gibt es hier.

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