Sigmaringen (dpa/lsw) – Gegner der Corona-Maßnahmen nehmen immer häufiger Privathäuser von Politikern ins Visier, so etwa am Sonntag das Zuhause von Winfried Kretschmann. Am Montag kamen sie wieder – und waren deutlich mehr.
Kritiker der Corona-Politik haben den zweiten Tag in Folge in unmittelbarer Nähe zum Wohnhaus von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Sigmaringen protestiert. 350 Menschen seien am Montagabend in einem Abstand von 50 bis 100 Metern am Haus des Regierungschefs vorbeigelaufen, bestätigte ein Sprecher der Polizei am Dienstag. Für ein paar Minuten hätten sie dann angehalten und ein Trillerpfeifenkonzert angestimmt. Bis auf die Aktion habe es keine Zwischenfälle gegeben. Die Versammlung sei nicht angemeldet gewesen.
Man habe geschaut, dass die Demonstranten nicht bis zum Haus vordringen, sagte der Polizeisprecher. Zudem habe man Kretschmanns Ehefrau Gerlinde erneut über den Protest informiert. Ob der Ministerpräsident zu dem Zeitpunkt zuhause war, konnte der Polizeisprecher nicht sagen. Zunächst hatte die «Schwäbische Zeitung» berichtet. Bereits am Sonntag hatten rund 60 Demonstranten versucht, zu dem Wohnhaus Kretschmanns vorzudringen. Eine kleine Gruppe habe dabei versucht, eine Absperrung der Straße umgehen. Dies sei jedoch verhindert worden. Kretschmann war am Sonntag nicht daheim. Der Vorfall rief viel politische Empörung hervor. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) warf den Demonstranten «Psychoterror» vor.
In der Pandemie ist es mehrfach vorgekommen, dass der Protest von Gegnern der Corona-Maßnahmen vor die Wohnhäuser von Politikerinnen und Politikern getragen wurde. Ende Januar protestierten etwa mehr als 20 Menschen vor dem Haus von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gegen die Impfpflicht. Mit Rufen wurde der Grünen-Politiker offen angefeindet.