Karlsruhe (lk) – Eine Corona-Infektion schon erkennen, bevor der Infizierte überhaupt Symptome zeugt – das könnte bald Realität werden mit sogenannten Covid-19 Hunden. Das sind Spürhunde, die mit ihrer feinen Nase das Virus frühzeitig bei Erkrankten erschnüffeln sollen. Das Projekt wurde vom Deutschen Assistenzhunde Zentrum ins Leben gerufen. Projektleiterin Petra Köhler hat uns im Interview erklärt, was Sie unbedingt über dieses Thema wissen sollten.
Assistenzhunde gibt es bereits in vielen Bereichen. Sie können Diabetiker vor einer Unterzuckerung warnen, Rollstuhlfahrer begleiten, blinde Menschen führen und vor Epileptischen Anfällen, Asthma, Schlaganfällen, Allergien oder Migräneattacken warnen. Oft kommt ihnen dabei ihre äußerst feine Nase zu Gute. Sie können Veränderungen des Geruchs an Menschen sehr schnell wahrnehmen. Diese Fähigkeit wollen Hundetrainer jetzt auch zum Erschnüffeln von Covid-19 Erkrankungen nutzen. Noch ist zwar nicht ganz klar, ob die Hunde das Virus überhaupt riechen können. Sollte diese Möglichkeit aber bestehen, könnten die speziell ausgebildeten Hunden überall dort helfen, wo Hilfe gewünscht, sinnvoll und notwendig ist.
Ziel ist es, Hunde auszubilden, die auch ohne erkenntliche Symptome eine Corona-Infektion beim Menschen erschnüffeln können. Aufgrund der Anzeige des Hundes könnte der Mensch dann medizinisch versorgt werden. Die Eignung für dieses Projekt ist rasseunabhängig. Petra Köhler erklärt: „Innerhalb jeder Rasse gibt es Hunde mit einem sehr guten Geruchssinn und gleichzeitig einem stark ausgeprägten Trieb. Das heißt: Hunde, die arbeiten wollen.“ Wenn der Hund vorab erst extrem motiviert werden müsse, würde er sich natürlich auch nicht als Covid-19 Hund eignen.
Ausgebildete Corona-Hunde wären vielseitig einsetzbar. Denkbar sind Einsätze auf Flughäfen und an Häfen, um bei der Einreise Infizierte erkennen zu können. Zusätzlich an Schulen, Kindergärten, Behinderteneinrichtungen, Supermärkten, Pflege- und Altenheimen. „Wir sind auch am Überlegen, ob es sinnvoll ist, die Tiere mehr auf Oberflächen anzusetzen. Zum Beispiel nachdem ein Zug oder Flugzeug gereinigt wurde, um zu erkennen ob noch Restspuren vorhanden sind. Auch Krankenhäuser könnten äußerst interessant sein. Also ganz viele Möglichkeiten, aber in dem Moment müsste dann auch medizinisches Personal zur Weiterversorgung verfügbar sein“, so die Projektleiterin.
Der Gedanke zu Corona-Hunden ist ganz neu. Bisher ist noch nicht eindeutig geklärt, ob sie wirklich ohne Risiko ausgebildet werden können und ob sie das Coronavirus überhaupt riechen können. Daran arbeitet die Projektgruppe jetzt. Projektleiterin Petra Köhler sagt im Interview mit der neuen welle: „Wir sind mit verschiedenen Unikliniken in Kontakt und auch mit internationalen Kollegen vernetzt, die vielleicht schon einen Schritt weiter sind als wir. Wir versuchen erstmal raus zu finden, inwiefern wir ungefährliche Proben zu Trainingszwecken bekommen können. Und wie dann ein Training aussehen kann.“ Die Projektgruppe sei auch mit der FDP-Fraktion in Kontakt, die einen entsprechenden Antrag im Bundestag gestellt hätte.
Um Mensch und Tier beim Training nicht zu gefährden, müssten für das Training Proben verwendet werden, bei denen das Virus nicht mehr aktiv ist. Momentan gibt es bereits erste Erfolge, Proben aus Schweiß oder Urin zu erstellen. Allerdings würden sich diese Proben nicht unbedingt für den alltäglichen Gebrauch beispielsweise an Flughäfen eignen. „Wir sind schon recht weit. Wir wissen, wie der Trainingsplan aussieht und wie die Hunde arbeiten. Momentan müssen wir mit den Landesämtern klären, woher wir Proben bekommen können. Das könnte in drei bis vier Wochen geklärt sein und wir könnten in rund sechs bis zehn Wochen einsatzfähig sein – aber halt nur, wenn wir die Proben auch wirklich bekommen“, so Köhler.