Countdown läuft: eine Woche bis zur Wiedereröffnung der "Piraten in Batavia" im Europa Park in Rust

21. Juli 2020 , 09:36 Uhr

Rust (dpa/lk) – Mehr als zwei Jahre nach dem Großbrand im Europa-Park in Rust wird in diesen Tagen der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude abgeschlossen. Mit der Wiedereröffnung der abgebrannten Fahrattraktion „Piraten in Batavia“ werden die Arbeiten beendet, sagte Inhaber Roland Mack. Die Bahn geht kommenden Dienstag (28. Juli) in Betrieb. Der Park habe eine hohe zweistellige Millionensumme in den Neuaufbau nach dem Großfeuer investiert.

Fans starten Unterschriftenaktion

Bei dem Feuer in Deutschlands größtem Freizeitpark am 26. Mai 2018 fielen die Themenbereiche Skandinavien und Holland größtenteils den Flammen zum Opfer. Zerstört wurden Restaurants, Geschäfte und das Fahrgeschäft „Piraten in Batavia“ aus dem Jahr 1987, bei der Besucher in Booten durch eine Fantasiewelt rund um die Stadt Batavia im 18. Jahrhundert fahren. Fans hatten unter anderem mit Unterschriftenaktionen den Wiederaufbau der Bahn gefordert. „Ein Grund, warum diese Bahn so beliebt war ist, dass die Wartezeit sehr gering ist. Man konnte auch im Sommer, wenn es draußen sehr laut und heiß war, dort drinnen etwas entspannen. Die Bahn war immer verfügbar und man hat sie bei jedem Besuch im Europa Park mitgemacht. Und das war schöne Unterhaltung im Vergleich zu den spektakulären Achterbahnen“, sagt die Projektleiterin Ulla Möll.

Eindrücke der neuen Bahn

Größte Herausforderung beim Wiederaufbau der Bahn war auf der einen Seite die große Beliebthet bei den Besuchern und auf der anderen Seite die Vereinbarkeit mit der Modernisierung. „Es war die Herausforderung den Emotionen gerecht zu werden. Aber auch die Balance zu finden zwischen dem doch recht alten Fahrgeschäft und dem Anspruch an moderne Technik im Jahr 2020“, sagt die Projektleiterin im Interview mit der neuen welle. Größte Veränderung in der Bahn ist demnach das Storytelling. Statt einer Aneinanderreihung verschiedener Szenen wird die Geschichte von der „Jagd nach dem magischen Dolch“ zwischen Robbemont und Cortez erzählt. Außerdem wurden die einzelnen Szenen mehr unterteilt. „Dadurch hat man nicht mehr die Vermischung von Geräuschen und Gerüchen hat. Man kann pro Szene eine eigene Atmosphäre schaffen“, erläutert Ulla Möll. Außerdem sollen neue Animationen und Medien eingesetzt werden.

Einige alte Relikte gerettet

Obwohl fast alles bei dem Großbrand zerstört wurde, konnten doch einige alte Relikte gerettet werden. Insgesamt acht Figuren aus dem Eingangsbereich haben den Brand überlebt und sollen auch weiterhin zum Einsatz kommen. „Unter Eingangsschild `Piraten in Batavia´ wurde auch gerettet. Generell ist eigentlich alles neu gebaut worden, aber einige Kleinigkeiten konnten wir dann doch erhalten. Wir haben aber auch berücksichtigt, dass Szenen, die besonders beliebt waren, wiederzufinden sind. Beispielsweise der kletternde Affe oder die Schlüsselszene“, ergänzt Möll. Sie rechnet – natürlich unter corona-Bedingungen – mit einem kleinen Ansturm auf das Fahrgeschäft nach der Wiedereröffnung am kommenden Dienstag. „Dadurch dass die Tickets vorab gebucht werden müssen, können wir die Besucherströme ganz gut managen. Aber ich gehe schon davon aus, dass es auch lange Schlangen davor geben wird.“

Vergnügungspark statt Fußballstadien

Geleitet werden die Arbeiten von dem Schweizer Unternehmer Charles R. Botta, der zuletzt Arenen für den Fußball-Weltverband FIFA baute. Für die Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2018 errichtete und modernisierte er zehn Fußballstadien in Südafrika, zwölf in Brasilien und zwölf in Russland. Hinzu kamen unter anderem der Bau des neuen FIFA-Hauptquartiers in Zürich, Bauten für die Olympischen Spiele 2014 im russischen Sotschi und 50 Einkaufszentren in den USA. r hatte bereits beim Bau des Wasserparks Rulantica mitgeholfen.

Feuer sollen künftig verhindert werden

Bei dem Neuaufbau im Vergnügungspark in Rust gelten jetzt erhöhte Sicherheitsvorschriften. Gründe sind die enge Bauweise in dem Freizeitpark, die hohe Zahl von Holzbauten und die Vielzahl der Besucher. Feuer sollten so verhindert werden. Standen früher Holzbauten auf dem Gelände, sind die Gebäude jetzt aus Beton – mit einer Holzfassade. Dass sich Flammen durch mehrere Gebäude ihren Weg bahnen, soll so verhindert werden. „Wir sind von der Gebäudetechnik auf dem allerneusten Stand“, so Möll. Der Großbrand war laut Staatsanwaltschaft durch einen technischen Defekt entstanden und hatte einen Millionenschaden verursacht. Bei dem Feuer wurden sieben Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr leicht verletzt. Rund 500 Frauen und Männer waren an dem Einsatz beteiligt. An dem Tag waren rund 25.000 Besucher in dem Freizeitpark.

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